Ungelöste Probleme bei der Endlagerung von hochradioaktivem Abfall
Disposal of High-Level Radioactive Waste: Unsolved Problems
(--> Kurzfassung mit Erweiterungen - short version with extensions)
Zusammenfassung
Hochradioaktiver Abfall (HLW) kann nicht allein dadurch von der Biospäre isoliert werden, dass man ihn tief im Boden vergräbt und ungehindert mit dem Grundwasser wandern lässt. Auf ihrem Weg zwischen Endlager und Biospäre müssen die Radionuklide durch geochemische Prozess behindert werden. Radionuklidwanderung unter dem Einfluss von Geochemie wird seit vielen Jahrzehnten erforscht, aber es ist anzunehmen, dass die Forschung wesentliche Prozesse noch immer übersieht.
Anhand der Arbeit zweier deutscher Institutionen,
stellt dieses Papier beispielhaft dar, dass
|
Abstract
High-level radioactive waste (HLW) cannot be isolated from the biosphere by merely placing it deep into the ground and letting it migrate unimpededly with the groundwater. On their way between repository and biosphere the radionuclides need to be impeded by geochemical processes. Radionuclide migration under the influence of geochemistry has been the subject of research for many decades, but research might well still be missing the relevant processes. Publications from two examplary German institutions,
will be used to demonstrate that German geological/geochemical HLW repository research
Translate entire paper using Google Translate or Deep L.
|
1. Die Endlagersicherheit: geochemisch/geologische Forschung in Deutschland
Unsere heutigen Arbeiten zur Langzeitsicherheit von Endlagern für hochradioaktiven Abfall befinden sich erst in einem frühen Stadium der Grundlagenforschung. Aus ihr muß sich eine Technik entwickeln, welche es Ingenieuren erlaubt, die Ergebnisse der Grundlagenforschung bzgl. ihrer Relevanz einzuordnen und Verfahren zu entwickeln, deren Funktionsfähigkeit überprüfbar ist. Die "Kinderkrankheiten" der Technik müssen überwunden werden, und erst wenn diese Phase erfolgreich abgeschlossen ist, hat man eine Verlässlichkeit, die wir in unserer Industriegesellschaft kennen.
Ein Endlager für hochradioaktiven Abfall allein mit Grundlagenwissen zu bauen, widerspricht dem Vorgehen in der heutigen wissenschaftlich-technischen Welt. In der Schweiz geht man daher davon aus, dass der Nachweis der Langzeitsicherheit von solchen Endlagern noch Jahrhunderte in der Zukunft liegt.
Dieses Papier wird einige Antworten geben auf drei Fragen:
1.1 Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS): Suche nach einem Systemverständnis
Die GRS gehört zu 46 % der Bundesrepublik Deutschland und zu 46 % den Technischen Überwachungs-Vereinen (TÜV) und dem Germanischen Lloyd. Jeweils 4 % der Anteile der GRS haben das Land Nordrhein-Westfalen und der Freistaat Bayern inne.
Nach eigenen Angaben ist
"[d]ie GRS ... eine gemeinnützige technisch-wissenschaftliche Forschungs- und Sachverständigenorganisation. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf den Gebieten nukleare Sicherheit und Entsorgung radioaktiver Abfälle. Auf diesen Gebieten ist die GRS Deutschlands zentrale Fachinstitution. Die GRS arbeitet unabhängig von Gewinnorientierung und fachlichen Weisungen.
Hauptauftraggeber der GRS sind das Bundesumweltministerium, das Bundeswirtschaftsministerium, das Bundesforschungsministerium, das Auswärtige Amt sowie das Bundesamt für Strahlenschutz. Wichtigster internationaler Auftraggeber ist die Europäische Kommission. Gegenwärtig beschäftigt die GRS über 450 Mitarbeiter, darunter rund 350 Wissenschaftler und Ingenieure unterschiedlicher Fachrichtungen."
Nach eigenen Angaben
"verfügt [sie] über
- (i) interdisziplinäres Wissen,
- (ii) fortschrittliche Methoden und
- (iii) qualifizierte Daten,
um die Sicherheit technischer Anlagen zu bewerten und weiterzuentwickeln."
Die GRS hat diesen TÜV-Qualitätsstandard i - iii im neu gegründeten Fachbereich "Endlagersicherheitsforschung" unterschritten, als sie im Jahr 1995 das Braunschweiger Institut für Tieflagerung der GSF (IfT, Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit) in diesen Fachbereich überleitete. Im IfT waren unter der Leitung von Klaus Kühn die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Lagerung von radioaktivem Abfall in der Versuchsanlage Asse II konzentriert. Entgegen allen Voraussagen des IfT hat das Grundwasser des Deckgebirges und damit der Biosphäre inzwischen Kontakt zum eingelagerten radioaktiven Abfall, wie in folgenden Quellen genauer spezifiziert wird:
Weitere Informationen: Die Asse und das Grundwasser (im Cache), Bundesamt für Strahlenschutz, 22.10.2009
Zusammenfassung
Dieses Kapitel 1.1 versucht zu zeigen, dass die GRS auch die Langzeitsicherheit von nuklearen Endlagern nicht mit interdisziplinärem Wissen, fortschrittlichen Methoden und qualifiierten Daten beurteilen kann.
1.1.1 Die GRS-Arbeitsziele betreffen die grundlegenden Sicherheitsfragen.
Es handelt es sich bei der Endlagersicherheitsforschung nicht um ein technisch ausgereiftes Arbeitsgebiet, für das die oben genannten TÜV-Qualitätskriterien i - iii gelten könnten. Man versucht vielmehr noch immer, das System kennen- und verstehen zu lernen. (Jeder GRS-Report trägt den Haftungsausschluß: "Die Verantwortung für den Inhalt liegt allein beim Autor.")
"Die sichere Endlagerung radioaktiver Abfälle stellt eine komplexe wissenschaftliche und technische Herausforderung dar. Sie setzt Forschung und Entwicklung voraus, in der Fachleute unterschiedlicher Disziplinen wie etwa Geologie, Physik, Geophysik, Chemie und Ingenieurwissenschaften zusammenarbeiten." (Quelle: Forschung für eine sichere Endlagerung, GRS 2010, im Cache, 9.2.2011)
"Auf dem Gebiet der Endlagersicherheitsforschung trägt die GRS maßgeblich dazu bei, das Wissen und die Methoden bereitzustellen, die für eine sichere Endlagerung notwendig sind." (Quelle: Forschung für eine sichere Endlagerung, GRS 2010, im Cache, 9.2.2011)
"Wesentliches Ziel der Forschungsarbeiten [der GRS] ist es, wissenschaftliche Grundlagen für eine verlässliche Prognose einer Schadstoffmobilisierung durch chemische Wechselwirkungen zwischen Abfällen, Wirtsgestein, Barrieren und natürlichen Fluiden zu schaffen." (Quelle: H.-J. Herbert, Geochemische Modellierung, GRS 2010, im Cache)
1.1.2 Stand 2007: Das geochemische Verständnis der GRS steht auf dem 1980er Stand der internationalen Forschung.
1.1.2.1 Veraltete Adsorptionsmodelle
Die GRS-Modellierung der Radionuklidausbreitung mit dem Ausbreitungsprogramm EMOS ist rückständig, wird aber, mit Stand 2016, von der GRS im Programm RepoTREND (GRS-413, im Cache, 19.9.2017) weiter benutzt. Der geochemische Teil (CLAYPOS bzw. LOPOS) von EMOS ignoriert den Stand des Wissens, wie er in Geochemielehrbüchern dargestellt ist, z.B. in W. Stumm and J.J. Morgan, Aquatic Chemistry, 2nd ed., 1981 (3rd ed., 1996), D.A. Dzombak and F.M.M. Morel, Surface Complexation Modeling: Hydrous Ferric Oxide, 1990.
Details
Es wird hier Bezug genommen auf die Publikation GRS-225, 9.2.2011 (im Cache):
"Modellierung des reaktiven Stofftransports im Nahfeld eines Endlagers: Kopplung der EMOS-Nahfeldmodule CLAYPOS und LOPOS mit thermodynamischen Gleichgewichtsrechnungen" (im Cache):
- GRS-225 geht -wie die internationale Forschung bis in die 1980er Jahre- davon aus, dass nur das jeweils betrachtete Radionuklid RN einen Einfluß auf seine Adsorption habe.
Mit
c = Konzentration von RN im Porenwasser,
cs = Konzentration von RN auf der festen Phase und
gs = z.B. Einkomponenten-Sorptionsisotherme, Beispiele von solchen Isothermen in BMU - 2003 - 624 (im Cache)
wird in GRS-225 angesetzt:
cs = gs(c + cs) (Seite 87 in GRS-225).
Dagegen sollen die anderen Bestandteile des Porenwassers ohne Einfluss auf c und cs sein (siehe auch GRS - 192 r3t -im Cache, 22.4.2011).
- Im GRS-Modell
Dieses Vorgehen steht im Widerspruch zu den eigenen Vollständigkeitsansprüchen der GRS (Abschnitte 3.2.1 und 3.2.2 in diesem Bericht -im Cache).
- werden also sämtliche zeitlichen und räumlichen Veränderungen des geochemischen Hintergrunds (d.h. der Grundwasserzusammensetzung und des durchflossenen Gesteins) im einschlußwirksamen Bereich vernachlässigt,
- wird in gs die Komplexität der geochemischen Wechselwirkungen ignoriert, von denen einige in Box 8 aus einem Report des Committee on Radioactive Waste Management (CoRWM) angesprochen werden. GDF in den Boxes ist die Abkürzung für Geological Disposal Facility (Cache des Reports).
vgl. auch Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, "Sicherheitsanforderungen an die Endlagerung wärmeentwickelnder radioaktiver Abfälle", Stand 30. September 2010 (im Cache).
- Beispielsweise übersieht die GRS auf diese Weise die Möglichkeit, dass eine Änderung des natürlichen geochemischen Hintergrunds eine wandernde Radionuklidwelle auslösen kann. Solche Wellen können größere Radionuklidinventare aus dem nuklearen Endlager in die Biosphäre befördern.
Die RŸckstŠndigkeit beschrŠnkt die Belastbarkeit von Sicherheitsanalysen der GRS, z.B.
Beispiel (Hervorhebungen in Kursiv von J. Gruber):
"Für die Durchführung von Langzeitsicherheitsanalysen stellen sogenannte FEP-Sammlungen eine maßgebliche Ausgangsbasis dar. Inhaltlich werden in ihnen standort- und konzeptspezifisch alle sicherheitsrelevanten Merkmale, Ereignisse und Prozesse (FEP) in Bezug auf das Endlagersystem systematisch aufgenommen und beschrieben. Bei der Erstellung des FEP-Kataloges ist darauf zu achten, dass alle FEPs, die für eine Endlagerung hochradioaktiver Abfälle in einem Salzstock in der norddeutschen Tiefebene als relevant angesehen werden können, erfasst und die wesentlichen Zusammenhänge zu den Ereignissen und Prozessen dargestellt werden, die in einem Endlagersystem ablaufen können."
(vgl. ähnlich allgemein gefasste Anforderungen auf einem anderen komplexen Gebiet, in dem die selbstgestellten Aufgaben die Fähigkeiten der Akteure ebenso übersteigen: Code of Ethics and Professional Conduct (im Cache) der Association of Computing Machinery)
Das gewaltige Ausmaß der ungelösten geochemischen Probleme wird erkennbar in Boxes 2, 7 & 8, 9 aus dem Report vom October 2009 des Committee on Radioactive Waste Management, eines britischen Arbeitskreises, der dem deutschen Arbeitskreis "Auswahlverfahren Endlagerstandorte" (AkEnd) ähnlich ist (GDF in den Boxes ist die Abkürzung für Geological Disposal Facility, Cache des Reports). Beispielsweise die Arbeiten von Johannes LŸtzenkirchen und Gordon Brown (im Cache) geben einen Eindruck davon, wie komplex die Geochemie an der GrenzflŠche zwischen Festkšrper (Gestein) und FlŸssigkeit (Grundwasser) ist.
Die Langzeitsicherheit eines Endlagers von hochradioaktivem Abfall hŠngt daher von der Beantwortung z.B. folgender Fragen ab:
1.1.2.2 Noch sind Speziationsprogramme im wesentlichen Datenkompressoren.
Quelle: DePaolo DJ and Orr FM, "Geoscience Research for Our Energy Future", Physics Today 61 [8] 46-49, 2008. |
Erste Schritte in Richtung auf eine rechnergestützte Beschreibung der Sorption ("geochemical modeling") wurden Ende der 1960er bis Anfang der 1980er Jahre in den USA unternommen. Beispiele [Namen der entsprechenden Computerprogramme]:
Mit diesen Programmen wird eine Verteilung ("Speziierung", engl. speciation) der chemischen Bestandteile von wässrigen Lösungen auf im Wasser gelöste Komplexe und auf adsorbierende Oberflächen im Kontakt mit den Lösungen ("Oberflächenkomplexierung") berechnet.
Die Programme verwenden zwar physikochemische Modelle für die möglichen chemischen Reaktionen, z.B. die "chemical transport processes" in nebenstehender Abbildung. Von solchen Reaktionen gibt es aber sehr viele (im Cache), und ihre Parametrisierung ist flexibel (Absatz 3.3.1.2 in Lützenkirchen et al. (2002)). Man wählt Reaktionen und Parameter auf Grund von Plausibilitätsüberlegungen aus (beim Charge Distribution Multi-Site Complexation Programm (hier nach "CD-MUSIC" suchen) innerhalb von durch physikalische Oberflächenuntersuchungen (in-situ Infrarot-Spektroskopie, EXAFS, TEM) gegebenen Grenzen). (Beispiele)
Wegen dieser Vieldeutigkeit der experimentellen Ergebnisse und Flexibilität der Modelle kann man Experiment und Modell immer einigermaßen in Übereinstimmung bringen, also keine eindeutige Auswahl zwischen den möglichen chemischen Reaktionen treffen. Daher muss die Relevanz der Ergebnisse diskutiert werden, z.B. diesen guidelines folgend. Zur Zeit muss z.B. zusammen mit den Ergebnissen einschränkend dargelegt werden,
|
Konservative Vorhersagen für ein nukleares Endlager sind folglich nicht möglich, weil dessen geochemische Bedingungen weder im Experiment nachgestellt wurden, noch für den notwendigen Zeitraum vorhergesagt werden können. mehr dazu,
Abgesehen von den geochemischen Problemen können wir aus Transportexperimenten im Labormaßstab nicht auf die Radionuklidwanderung im Feldmaßstab schließen.
Davis, J.A., S.B. Yabusaki, C.I. Steefel, J.M. Zachara, G.P. Curtis, G.D. Redden, L.J. Criscenti, and B.D. Honeyman, Assessing Conceptual Models for Subsurface Reactive Transport of Inorganic Contaminants (im Cache), EOS, Transactions, American Geophysical Union, Vol. 85, No. 44, pp. 449, 455, November 4, 2004.
Schematic diagram illustrating how complex subsurface environments may affect the fate and transport of arsenic and uranium contaminants |
"Although there have been successful applications of complex conceptual models for Reactive Transport Modeling (RTM) at the laboratory scale, application of scientifically based RTM to the field scale has been limited by difficulties in defining appropriate conceptual models.
A principal difficulty in conceptual model development is the identification of appropriate process models in the presence of multiscale heterogeneities. Spatially variable permeability and porosity can result in preferential flow paths that control supply rates and residence times of chemical components. Nonuniform distributions of chemical concentrations arising from these conditions are subject to diffusive mixing enhanced by dispersion processes that are linked to the heterogeneous pore network. These mixing processes bring into contact solutes, surfaces, and solids that are not in chemical equilibrium. While the resulting reactions may be fast, the rate may be limited by mass transfer between adjacent zones with differing chemistries and microbial populations. Examples of this kind of behavior can be found at all length scales, but especially in the case of transport between fractures and matrix in fractured rock, and between mobile and immobile zones in sediments.
Multiscale heterogeneities in chemical properties are typically associated with spatially variable mineral assemblages, contaminant sources, or microbial populations. Mineral reactions can create nonuniform component distributions even in the absence of physical heterogeneities. Reactive surface area is a critical parameter controlling rates and extents of reactions, but the values of reactive surface area for individual minerals/phases that are required by mechanistic submodels are very difficult to measure in natural samples.
Contaminant transport and fate can be strongly influenced by redox reactions that are mediated by microorganisms (see examples for arsenic and uranium in Figure 1). Modeling the dynamics of subsurface microbial communities and their temporal and spatial impacts on system geochemistry is a major challenge in implementing RTM. The difficulty results from a limited understanding of the varied factors that control in situ metabolic activity and uncertainty in how to describe the community dynamics and interrelationships of multiple functional groups of micro-organisms (e.g. , sulfate and iron reducers). Microbial growth and decay are typically not included in RTM or are based on an implicit, but unproven, assumption that microbial activity is proportional to microbial biomass.
In the absence of mechanistic understanding at the field scale, the WG concludes that it is best to refine process-level models developed from laboratory-scale experiments with field materials rather than to attempt to fit global parameters to a "standard" process model without a scientific basis (e.g. fitting a constant Kd to field observations of contaminant migration). This approach should be done with the expectation that process models and parameterizations developed under idealized conditions at the laboratory scale (e.g. using an homogenized < 2 mm sediment fraction) are not likely to accurately depict the field-scale situation, which must address multiple scales of physical (e.g. hydraulic conductivity) and geochemical (e.g. mineralogy) heterogeneity.
The challenge is to develop field-scale parameterizations that accurately address the combined impact of physical and chemical heterogeneities on flow and reaction processes. Sufficient detail in the understanding of hydrologic and biogeochemical processes is needed to resolve transport- and reaction rate-limited behaviors associated with physically and chemically heterogeneous domains. Furthermore, small-scale processes and properties below the resolution of computational grids must be addressed if their influence is significant. Subgrid variability in hydrologic and biogeochemical parameters such as dispersivity, multiregion mass transfer, sorption site multiplicity, and microbial community location are important to consider. Appropriate representation of fingering phenomena and the homogenizing behavior that results from spatially correlated physical and chemical heterogeneities requires this level of modeling detail.
Mechanistic descriptions of microbial processes will continue to be the focus of important research, but translating the basic science to field-scale models is the current challenge. New techniques are needed that directly probe the reactivity of subsurface microbial communities, particularly in relation Fig. 1. Schematic diagram illustrating how complex subsurface environments may affect the fate and transport of arsenic and uranium contaminants. " |
Die GRS hat
"in zunehmendem Maße [werden] geochemische Reaktionspfadmodellierungen durchgeführt", in H.-J. Herbert, Geochemische Modellierung, GRS 2010 (im Cache, 9.2.2011).
"Eine qualitativ hochwertige, einheitliche und verbindlich zu nutzende Referenzdatenbasis ist die Voraussetzung für vergleichbare und nachvollziehbare Ergebnisse von geochemischen Modellrechnungen in allen geologischen Formationen. Eine solche Referenzdatenbasis für die Anwendung in Endlager- und Sanierungsprojekten wurde jedoch in Deutschland bisher nicht erarbeitet. Deren Aufbau ist ein nationales Ziel, welches nun im Rahmen von THEREDA konsequent unter Einschaltung aller kompetenten Institutionen in Deutschland verfolgt wird." in THEREDA Projekt, 18. Februar 2011 (im Cache, 18.2.2011).
Beschränkungen:
- "Die zur Beschreibung wässriger Lösungen erforderlichen thermodynamischen Daten sind in vielen Fällen aus vorhandenen experimentellen Daten genau abgeleitet worden. Für andere Systeme fehlen jedoch adäquate experimentelle Untersuchungen, so dass diese nur unzureichend modelliert werden können, weil es zu Lücken und Unsicherheiten in den thermodynamischen Datenbasen kommt. Aufgrund der Vielzahl zu berücksichtigender Prozesse und ggf. auch Parameter für unterschiedliche Ion-Ion-Wechselwirkungen enthält eine thermodynamische Datenbasis schon im einfachen Fall der Beschränkung auf 25 Celsius eine große Zahl von Daten. Um die Qualität der aufgenommenen Daten zu kontrollieren und die unabdingbare interne Konsistenz der thermodynamischen Daten zu gewährleisten, sind erhebliche Anstrengungen notwendig." Quelle: Thereda Handbuch Teil 1, V3.0, S. 8, Stand 18.4.2011, im Cache).
- Richtlinien für die Datenauswahl (im Cache, Stand 19.4.2011).
- THEREDA kann zur Zeit nur ternäre Systeme (solche mit 3 chemischen Komponenten) beschreiben, Stand 21.2.2012 (im Cache).
Ungeachtet der Warnungen aus den oben genannten Labors (USGS, MIT, Stanford, LLNL) werden diese Speziationsprogramme zusammen mit den von ihnen verwendeten Datenbasen in der deutschen Endlagerforschung, also auch bei der GRS, fälschlicherweise als Modelle aufgefasst, die ein grundsätzliches Verständnis der Vorgänge vermittelten (Vortragsfolien 4 und 8 von Knebel, 2011).
1.1.2.3 Selbstorganisation ausgeschlossen
Die Gruppe um Peter J. Ortoleva arbeitete seit den 1980er Jahren mit geologisch/geochemischen Systemen, deren Komponenten so miteinander nichtlinear wechselwirken, dass die Systeme aus sich heraus räumliche Strukturen entwickeln, die sich überdies zeitlich ändern (sich "selbstorganisieren"). Man findet solche Strukturen in vielen Bereichen der Natur (siehe unten).
Die Front (z.B. einer aus dem Endlager austretenden Radionuklidwolke) bildet beim Wandern Finger. Bei ungünstigen geochemischen Verhältnissen konzentrieren sich die Radionuklide an der Front der Fahne (Details).
Vertikalschnitt durch eine geologische Formation, die in der Tiefe eine Barriere (schwarzer Balken) aufweist, welche periodisch verschwindet und sich wieder bildet. Videoclip verwendet Fig. 5 von Tuncay and Ortoleva, 2002. |
Ortoleva und Mitarbeiter haben nur einige wenige Systemkomponenten beispielhaft ausgewählt. Weitere relevante Komponenten/Prozesse, z.B. diese, in
|
1.1.3 Zusammenfassung
Die GRS
Somit kommt die GRS zu falschen Sicherheitsaussagen.
Die GRS erfüllt also die in ihrem Bericht GRS 247/8 (im Cache, 23. April 2013) selbstgestellten Ansprüche nicht. Die in GRS 247/8 auf Seite 11 formulierten Ziele zum Langzeitsicherheitsnachweis sind angesichts des Stands der internationalen Forschung (Beispiel) inhaltlich zu leer, als dass auf ihrer Basis ein Forschungsprogramm formuliert werden könnte.
(Ähnliches gilt für ein Verbundprojekt ENTRIA (beteiligte Institutionen): "Vorhabenbeschreibung zur Bildung einer Forschungsplattform, Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen, siehe Seiten 64 ff, Kapitel 3.4.4, 2012/13 (im Cache).
"Generell hängt die Zuverlässigkeit und Genauigkeit geochemischer Rechnungen entscheidend von der Qualität der verfügbaren Daten ab, und strenge Qualitätssicherungsmaßnahmen werden gefordert. Die Verwendung nachweislich qualitätsgesicherter und konsistenter Daten ist daher unabdingbar. Die möglichen Auswirkungen von Datenunsicherheiten sind zu diskutieren. Gegebenenfalls sind Resultate geochemischer Rechnungen durch gezielte Experimente zu überprüfen und zu validieren.")
(vgl. Positionspapier Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle, Atommüllkonferenz, 5. Nov. 2018, im Cache, Auszug)
1.2 Nicht ausreichend konservative Einschätzungen des Arbeitskreises Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd)
"Der Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd) ist ein unabhängiger Arbeitskreis des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, der im Februar 1999 seine Arbeit aufnahm und im Dezember 2002 beendete.
Quelle: Wikipedia
Die geochemisch/geologische Basis, auf welcher der AkEnd seine Aussagen macht, ist ähnlich ungeeignet wie die der GRS: Der AkEnd gründet seine Aussagen auf sehr veraltete geohydraulisch/geochemische Radionuklidausbreitungsmodelle und Daten. Die Folge sind ähnliche Fehleinschätzungen der Langzeitsicherheit wie bei der GRS, wie folgende Beispiele zeigen.
1.2.1. Vorhersagen außerhalb des Gültigkeitsbereichs der geochemischen Datenbasis sind unzulässig.
Obwohl die Autoren des AkEnd darauf aufmerksam machen, dass die experimentell gewonnen geochemischen Daten, wie oben ausgeführt, konditional sind, d.h. nur für Bedingungen verwendet werden dürfen, unter denen sie gewonnen wurden, gehen sie selbst nicht konsequent mit dieser Einschränkung um.
AkEnd, Abschlußbericht (im Cache) Seite 181:
"Die vorhandenen Sorptionsdaten sind allerdings nur für die experimentellen Bedingungen gültig (z. B. bezüglich pH, Ionenstärke, allgemeine Lösungszusammensetzung), für die sie ermittelt wurden. Die Übertragung von Sorptionsdaten auf andere geochemische Bedingungen ist nicht möglich."
AkEnd, Abschlußbericht Seite 186:
"Das vorliegende Datenmaterial zum Chemismus von Tiefenwässern in Deutschland und die heterogene Verbreitung verschiedener Wassertypen auf engem Raum lässt keine flächendeckenden Aussagen zur Identifizierung von Gebieten, Regionen und Standorten auf der Basis hydrochemischer Kriterien zu. Bei tiefen Grundwässern ist das Wissen über deren Zusammensetzung derzeit zu lückenhaft, um eine Charakterisierung vornehmen zu können. Es fehlen in der Regel wichtige Daten, z. B. zum Redox-Potenzial und zur Konzentration von gelösten redoxsensitiven Komponenten. Angaben zu pH-Werten sind ebenfalls lückenhaft. Zuverlässige Aussagen sind daher erst nach genauerer regionaler bzw. standortspezifischer Betrachtung möglich."
Raum und Zeit sind hier austauschbar: Da die zukünftigen geochemischen Bedingungen ebenso wenig bekannt sind wie die an nicht beprobten Orten, können zuverlässige Aussagen weder für außerhalb der Beprobung liegende Orte noch für die ferne Endlagerzukunft gemacht werden. In anderen Worten: Eine Vorhersage der Radionuklidausbreitung ist unzulässig, weil die Entwicklung der geochemischen Daten nicht für den notwendigen Zeitraum bekannt ist.
1.2.2 Selbstorganisation ausgeschlossen
Trotz seiner konservativ-vorsichtigen Einschätzung der Probleme verwendet auch der AkEnd so einfache geologisch/geochemische Modelle, dass es in seinen Systemen nicht zur Selbstorganisation kommen kann. Wie die GRS übersieht der AkEnd als Folge dessen mögliche kritische Abläufe, z.B. eben die in der obigen Abbildung veranschaulichten:
Man erkennt an diesen Beispielen die wesentliche Schwäche von heutigen Sicherheitsanalysen: Die Komplexität erlaubt noch keinen verlässlichen Überblick darüber, welche Annahmen und Modelle sicherheitsrelevant sind.
2. Internationaler Ausblick
2.1 Nichtlinearitäten erzeugen eine bisher unerforschte Eigendynamik der Radionuklidausbreitung.
Gerhard Richter, Abstracts,
"Abstraktes Bild, 73/112"
Wenn die deutsche Endlagerforschung, insbesondere die der GRS, auf Grund ihrer schwachen Ankopplung an die amerikanische Forschung nun die internationale Entwicklung weiterhin nachvollziehen, insbesondere also mit umfangreicheren geologisch/geochemischen Rechenprogrammen isolierte Cluster (Ausbreitungsszenarien) von numerischen Lösungen erzeugen wird, öffnet sich vor ihr ein unübersehbares Spektrum von Ausbreitungsszenarien. Wir kennen keineswegs "alle relevanten Prozesse". Beispiel fŸr Forschung auf diesem Gebiet: "Nonlinear Dynamics and Pattern Formation", Arbeitsgruppe Engel, Theoretische Physik, Technische UniversitŠt Berlin (im Cache, Stand: Oktober 2018)
LOOK INSIDE: Suche nach "traveling waves", "oscillating chemical reactions", "fingering", "bifurcation", "front", "Liesegang bands" oder "banding". Quelle: Amazon |
Wie oben angedeutet, entwickeln geologisch/geochemische Systeme auf Grund ihrer Nichtlinearitäten (enthalten z.B. in den Vielkomponenten-Sorptionsisothermen, die hinter dem kd stecken) eine in der deutschen Langzeitsicherheitsforschung bisher (Stand 2013) ignorierte Eigendynamik. Die obigen Beispiele zeigen, dass sie mit zunehmender Komplexität anfangen, instabil zu werden und in Zeit und Raum zu schwingen. Man kennt das von chemischen Reaktionen, die zeitlich oszillieren, und von Mustern in Gesteinsformationen (also räumlichen Oszillationen). Die Vielfalt dieser Erscheinungen beschreibt z.B. Philip Ball in "The Self-Made Tapestry: Pattern Formation in Nature". Da die umfangreichen Computerprogramme (z.B. P.C. Lichtner (OFM Research) et al., PFLOTRAN, A Massively Parallel Reactive Flow and Transport Model for Describing Surface and Subsurface Processes, 2015 -im Cache) ein interaktives Lernen unmöglich machen, braucht man den Anschluß an die zu Grunde liegende Mathematik, welche es gestattet, die Systemstrukturen zu erkennen (Beispiel: Chadam et al.). Mathematische Hilfe braucht man überdies, um rechnererzeugte Fehler ("Computer-Artefakte") von geologisch/geochemisch relevanten Vorgängen zu trennen.
Die deutsche Langzeitsicherheitsforschung muss sich daher mit zeitgemäßen Mitteln öffnen. |
2.1.1 Beispiele
2.1.1.1 Joachim Gruber: Unberechenbare Radionuklid-Schockwellen - Mögliche Bildung sekundärer hochradioaktiver Endlager in der Biosphäre
Hochradioaktiver Abfall (High Level Radioactive Waste, HLW) muß von der Biosphäre so lange isoliert bleiben und seine Radioaktivität abklingen, dass auch biosphärennahe sekundäre HLW-Lagerstätten ungefährlich bleiben (Gefährlichkeit bewertet z.B. mithilfe von natürlichen geologischen Analoga). Sekundäre Radionuklidlagerstätten können sich auf mindestens 2 Weisen bilden:
Quicktime Movie (.mov) (1.4 MB), Flash Video (.flv) (46 kB)
|
Selbstorganisation einer Radionuklidfahne
Zeitschritt 0 zeigt den Zustand der Strontiumfahne vor Eindringen des Fremdwassers (Kontamination = (3.2 + 1.2) 10-7 M). In jedem Zeitschritt werden alle Porenwässer des kontaminierten Gebiets (der Strontiumfahne) um jeweils eine Zelle nach rechts verschoben und mit der Tuffoberfläche ins chemische Gleichgewicht gesetzt. Die dabei vom Porenwasser frei werdende erste Zelle füllt sich mit Fremdwasser, und das löst (remobilisiert) Strontium von der Gesteinsoberfläche. Mit jedem Zeitschritt dringt das Fremdwasser tiefer in die Strontiumfahne ein. Die Fremdwasserfront führt das remobilisierte Strontium mit sich, reichert sich also bei jedem Zeitschritt mehr mit Strontium an.
Bis auf die Sulfatkonzentration sind die Konzentrationen des Porenwassers der Strontiumfahne und des remobilisierenden Wassers identisch. Das remobilisierende Wasser löst also allein mit seiner niedrigeren Sulfatkonzentration Konzentrationswellen aus.
Mehr zu solchen Schockwellen |
Numerische, d.h. auf Computer programmierte Modelle (wie die bisher in diesem Bericht diskutierten) liefern immer nur separate Antworten zu von uns eingegebenen Szenarien (Szenarien, FEPs und Geostatistik in: BMU-2003-618 Untersuchungen zur Sicherheit von Endlagern für radioaktive Stoffe nach ihrem Verschluss, Schriftenreihe Reaktorsicherheit und Strahlenschutz; Deutschland, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 2003, im Cache). Ohne eingehende Kenntnis des Systems ist eine Inter- oder Extrapolation numerischer Ergebnisse bei nichtlinearen Systemen nicht möglich, weil ihr Verhalten -eben wegen der Nichtlinearität- numerisch nicht vorhersagbare Brüche zeigt.
Im Gegensatz dazu vermitteln mathematische Modelle ein zusammenhängendes Bild des Systems. Für die Endlagermodellierung geeignete Modelle wurden
entwickelt. Sie liefern auf analytischem, d.h. mathematisch geschlossenem Wege u.a. die erwähnten scharfen Reaktionsfronten (Shocks).
Beispiele für Anwendung auf Wanderung von Schadstoffen:
2.1.1.2 Peter J. Ortoleva, Geochemical Self-Organization, Oxford University Press, 1994 (Amazon), Table of Contents (in cache)
"This monograph offers an interdisciplinary approach to the analysis of geological systems which become spatially organized through the mediation of chemical processes. The treatment is based on a mathematical approach. The intended readership includes researchers and advanced undergraduate and graduate students in all branches of geology as well as scientists and mathematicians concerned with nonlinear dynamics, numerical analysis, self-organization, nonlinear waves and dynamics, and phase transition phenomena. The work could also serve as a basis for a special topics course in mathematics, chemistry or physics." Source
"Chaos is one form of non-linear behaviour that is beginning to make its presence felt in the geological literature. However, this book is about self-organization - non-linear behaviour that may be just as disturbing to traditional views about how geological objects acquire their shapes and compositions." J.D. Clemens, Journal of Petrology
2.1.1.3 John M. Chadam, A. Cunningham, Richard E. Ewing, Peter Ortoleva, Mary Fanet Wheeler (eds.): Resource recovery, confinement, and remediation of environmental hazards. Themen sind u.a.
2.1.1.4 , Zhangxin Chen, Richard Ewing (eds.): AMS-IMS-SIAM Joint Summer Research Conference on Fluid Flow and Transport in Porous Media: Mathematical and Numerical Treatment, Mount Holyoke College, 2001 (im Cache)
"Topics cover a variety of subjects such as network flow modeling, contemporary numerical methods, parallel computation, optimization, multiscale phenomena, upscaling, uncertainty reduction, well treatment, and media characterization. The material addresses many problems originating from the applied geosciences and focuses on their common state-of-the-art mathematical and numerical treatment. This work is particularly pertinent to those working in industrial applications."
2.1.1.5 Kagan Tuncay and Peter Ortoleva. 2002. Probability functionals, homogenization and comprehensive reservoir simulators, in Self-Organized mega-Structures in Sedimentary Basins. (im Cache)
"A probability functional method is used to determine the most probable state of a reservoir or other subsurface features. The method is generalized to arrive at a self-consistent accounting of the multiple spatial scales involved by unifying information and homogenization theories. It is known that to take full advantage of the approach (e.g. to predict the spatial distribution of permeability, porosity, multi-phase flow parameters,stress, fracturing) one must embed multiple reaction, transport, mechanical (RTM) process simulators in the computation. A numerical technique is introduced to directly solve the inverse problem for the most probable distribution of reservoir state variables. The method is applied to several two and three dimensional reservoir delineation problems.
2.2 Oszillationen in Zeit und Raum: Versagen von traditionellen geologischen Vorhersagen
Um den Abstand der deutschen Forschung von der amerikanischen zu illustrieren, werden im Folgenden zwei Modelle einander gegenübergestellt:
oben ("Deutsches Modell") das Ziel der gegenwärtigen geochemischen Modellentwicklung in der GRS (2010) und
unten ("Amerikanisches Modell") ein Computerprogramm (publiziert im Jahr 2002) von Peter J. Ortoleva und Mitarbeitern, Bloomington, Indiana, USA. Ein Ergebnis dessen, eine periodisch versagende Barriere, wurde oben dargestellt.
Die GRS
betont 2010 die neuerliche Verwendung eines geochemischen Modells und der dazugehörenden thermodynamischen Datenbasis. Es handelt sich dabei um ein Modell aus einer Reihe gleichartiger, die in den USA in den 1980er Jahren entwickelt und danach standardmäßig eingesetzt wurden. Modell und Datenbasis werden von der GRS außerhalb ihres Gültigkeitsbereichs angewandt.
geht von einer pauschalen Annahme der Endlagergeologen aus: "Eine seit geologischen Zeiten stabile Formation bleibt weiterhin über einen ähnlichen geologischen Zeitraum stabil." Das amerikanische Modell widerlegt diese Annahme. Mit ihrer Annahme schließt die GRS von vornherein einen möglichen Freisetzungsmechanismus aus dem Endlager aus.
Deutsches Modell - GRS (2010)
Quelle: H.-J. Herbert, Geochemische Modellierung, GRS (2010) (im Cache, 9.2.2011) |
"Bei der untertägigen Entsorgung radioaktiver Abfälle in einem Endlager und speziell dem Nachweis ihrer Langzeitsicherheit spielen geochemische und physikalisch-chemische Prozesse eine große Rolle. Zum Verständnis solcher Prozesse sind
"Zur Klärung dieser Fragen werden bei der GRS ... in zunehmendem Maße geochemische Reaktionspfadmodellierungen durchgeführt. Die hierfür notwendige thermodynamische Datenbasis wird - unter anderem anhand eigener experimenteller Daten - schrittweise um weitere Schadstoffe (Schwermetalle, Radionuklide) und wichtige, das chemische Milieu beeinflussende Elemente ergänzt. Die Kopplung (EQLink) geochemischer Rechencodes mit im eigenen Haus entwickelten Transportprogrammen (EMOS) sichert den Anschluss an internationale Standards. Wesentliches Ziel der Forschungsarbeiten ist es, wissenschaftliche Grundlagen für eine verlässliche Prognose einer Schadstoffmobilisierung durch chemische Wechselwirkungen zwischen Abfällen, Wirtsgestein, Barrieren und natürlichen Fluiden zu schaffen." |
Amerikanisches Modell - Ortoleva et al. (2002)
Quelle: Tuncay, K. and P. Ortoleva. 2002. Fractures, faults, and the nonlinear RTM dynamics of sedimentary basins, p. 133 in Resource Recovery, Confinement, and Remediation of Environmental Hazards, Institute of Mathematics and its Applications. Editors: John Chadam, Al Cunningham, Richard E. Ewing, Peter Ortoleva, and Mary Fanett Wheeler. Springer-Verlag, New York. 131:131-160.
P. Ortoleva, Nonlinear phenomena at geological reaction fronts with energy application, Final Report, Basic Energy Sciences Program, Department of Energy, DE93 008375, 1993 (in cache) "Sich wiederholende Muster der Mineralisation oder Flüssigkeitszusammensetzung in Raum oder Zeit können durch geochemische Selbstorganisation spontan entstehen .... Mit anderen Worten: Es besteht keine Notwendigkeit für von außen auferlegte Periodizitäten wie jährliche Variationen der Ablagerungsraten [, und folglich kann man das Auftreten solcher Muster nicht auf Grund von äußeren Gegebenheiten vorhersagen]. Ein Verständnis dieser Phänomene könnte zu neuen Explorationsstrategien führen." |
Zwischen 2450 m und 2700 m Tiefe wandert eine Rißfront mit erhöhter Durchlässigkeit (lange Pfeile in (b) und (c)) durch eine 250 m dicke Barriere (durch kurze Pfeile in (a) hervorgehoben). Die zeitliche Entwicklung geht von (a) = Ausgangssituation nach (c) = Endsituation. Der Zyklus (a) - (c) wiederholt sich, bis die treibende Kraft nachläßt oder tektonische Effekte die Barriere endgültig zerstören. Quelle: Tuncay, K. and P. Ortoleva. 2002, Seite 136.
Solche treibenden Kräfte, d.h. in diesem Fall leicht entzündliche Gase, sind schon 1982 im Gorlebener Salzstock gefunden worden (U. Schneider, M. Edler, "Gas im Salzstock Gorleben", Greenpeace, 2.11.2010, im Cache).
Die deutsche Endlagerforschung hat darauf aber nicht mit der Modellierung von Folgen reagiert, sondern zusammen mit der Politik die Gasfunde verschwiegen (Gas unter Gorleben: Aus für das Endlagerprojekt, Die Linke im Bundestag, 2011, im Cache).
In den folgenden beiden Filmen (1, 2) werden einige Zyklen dieses Barrierebruchs, d.h. der Bildung neuer Wegsamkeiten in der Barriere, dargestellt. Das Datenmaterial zu den Filmen ist der Fig. 5 entnommen.
Fragen zum hier dargestellen Szenario "periodischer Isolationsbruch":
|
3. Schlußfolgerung und Ausblick:
Unzureichende Qualität des bisherigen Wissens
Die Sicherheit von Endlagern für hochradioaktiven Abfall (HLW) ist noch Gegenstand der Forschung, die auf Arbeitshypothesen basiert. Sicherheitsgarantien, wie wir sie in der modernen Industrietechnik, Physik und Chemie geben können, kann man daher besonders in Deutschland unverändert seit Jahrzehnten nicht geben.
In einem wissenschaftlich-technischem Gebiet mit gravierenden Unsicherheiten ("weißen Flecken") kann ein Großteil der Aussagen nur als
formuliert werden.
Gut funktionierende Beispiele dafür sind
und darin die vollen Texte der Konferenzbeiträge, z.B.
http://accelconf.web.cern.ch/accelconf/p07/HTML/AUTHOR.HTM
http://accelconf.web.cern.ch/accelconf/p07/PAPERS/TUPMN013.PDF
Ziel: Beitrag zur Energiewende und Debatte über Modelle und Szenarien, über die Rolle von Wissenschaft in demokratischen Gesellschaften, über die Praxis der wissenschaftlichen Politikberatung.
Die Forschung zur nuklearen Endlagerung zählt nicht zu den gut funktionierenden Beispielen:
Zu (a): Nur ein Zusammenwirken von Geologie und Geochemie kann hochradioaktiven Abfall über Jahrtausende von der Biosphäre isolieren.
Wie jedes nichtlineare System zeigt auch das nichtlineare geologisch/geochemische System des Endlagers abrupte Änderungen seines Verhaltens. Jenseits unseres kleinen zeitlichen Erfahrungshorizonts (formuliert in geologischen Modellen) liegt deshalb prinzipiell unbekanntes Territorium. Anschaulich wird dies an den 2 Beispielen (Unberechenbare Schockwellen und Oszillationen in Zeit und Raum).
Zu (b): Das International Panel on Climate Change (IPCC) hat einen fachübergreifenden und internationalen Konsens bzgl. der zu verwendenden Modelle gefunden. Ein qualitativ anspruchsvolles ähnliches Vorgehen in der geologisch/geochemischen Langzeitsicherheitsforschung ist bei den im Internet vorliegenden wissenschaftlichen Aktivitäten nicht zu erkennen.
Beispiel: Kapitel 4.1.4.10 "Rückhaltevermögen der Gesteine gegenüber Radionukliden" (in Empfehlungen des AkEnd) läßt die in der internationalen Fachliteratur diskutierte physikalisch-chemische Komplexität der Radionuklidrückhaltung und die mathematisch-rechnerischen Probleme unerwähnt, die entstehen, wenn man diese Komplexität berücksichtigt.
|
Vertrauen Sie uns Nuklearexperten wie Ihren Finanzexperten (im Cache) Quelle: Heinz Eckel, "Endlagersuche gestartet", 28.8.2009 |
4. Literatur
Online-Konsultation der Endlager-Kommission
Kommentare in einzelnen Dokumenten
Teil B: 5.4 OPTIONEN ZUR WEITEREN BEOBACHTUNG UND GGF. ERFORSCHUNG
035 - 050
Seiten 6 - 9 von 5.4 Optionen zur weiteren Beobachtung und ggf. Erforschung (im Cache)
5.4.2 Transmutation
5.4.2.1 Technologisches Gesamtsystem und technischer Entwicklungsgrad
"Die Umsetzung von "Partitionierung und Transmutation" (oder kurz "P&T") beinhaltet im Wesentlichen drei Schritte: Abtrennung (Partitionierung), Brennstofffertigung und Umwandlung (Transmutation).
Bei der Partitionierung (P) werden die abgebrannten Brennelemente in einer Wiederaufarbeitungsanlage chemisch aufgelöst und die enthaltenen radioaktiven Stoffe in verschiedenen Prozessschritten in mehrere Produktströme separiert. Dabei sind für die Abtrennung der Transurane zwei Verfahren zu unterscheiden. Aus der Wiederaufarbeitung stammt das für die Abtrennung von Uran und Plutonium aus abgebrannten Uranoxid-Brennelementen entwickelte hydrometallurgische PUREX-Verfahren. Um zukünftig auch die sog. Minoren Aktiniden (Neptunium, Americium, Curium) abtrennen zu können, ist eine erhebliche technische Weiterentwicklung erforderlich. Die Machbarkeit einer Abtrennung konnte gezeigt werden. Bisherige Versuche befinden sich aber noch im Labormaßstab. Ob eine großtechnische Umsetzung mit den erforderlichen Wiedergewinnungsfaktoren im Bereich von 99,9% gelingt, ist aus heutiger Sicht offen. In einem noch früheren Entwicklungsstadium befindet sich das Konzept der sog. pyrometallurgischen Verfahren, basierend auf elektrochemischen Methoden bei hohen Temperaturen und unter Ausschluss von Sauerstoff.
Aus den separierten Transuranen werden im nächsten Schritt frische Brennelemente gefertigt. Auch die Entwicklung von Brennstoffen, die neben Plutonium die Minoren Aktinide enthalten, befindet sich noch in einem relativ frühen Entwicklungsstadium - insbesondere für die uranfreien Brennstoffe zum Einsatz in beschleunigergetriebenen Reaktoren (s.u.). Eine Problematik bei Brennelementfertigung, -transport und -handhabung der Transmutations-Brennelemente stellen die hohe Gammastrahlung und die, insbesondere von Curium ausgehende, Neutronenstrahlung dar. Sie erfordern massive Abschirmungen und fernbediente Hantierung und führten bereits zu Überlegungen, auf Abtrennung und Transmutation der Curiumisotope zu verzichten. Für die uranfreien Brennstoffe existieren außerdem noch keine Verfahren zur Abtrennung der Spaltprodukte von der Matrix, so dass über die resultierenden Abfallprodukte hinsichtlich Volumen und Eigenschaften derzeit keine Aussagen möglich sind.
Die frischen Brennelemente werden letztlich in geeigneten Transmutationsreaktoren eingesetzt und dort bestrahlt, um die Transurane zu spalten. Für die Transmutationsreaktoren und deren Brennstoff werden international zwei Konzepte diskutiert. Zum einen sind dies "Schnelle Reaktoren" mit Mischoxid-Brennstoffen, die eine Weiterentwicklung der Schnellen Brüter darstellen. In Frankreich existiert derzeit ein Konzept für einen Prototypreaktor (sog. ASTRID-Reaktor) als Schneller Brüter mit Optimierung für die Transmutation. Zum anderen werden beschleunigergetriebene Reaktoren mit uranfreien Brennstoffen diskutiert, die durch eine externe Neutronenquelle angefahren und gesteuert werden. Solche Anlagen existieren bisher nur als Konzeptstudien. Ein erster beschleunigergetriebener Versuchsreaktor (MYRRHA) soll mit wesentlicher Förderung durch die Europäische Union in Belgien errichtet werden. Daneben besteht ein Konzept für einen europäischen Prototypen (sog. EFIT-Reaktor).
Die Transmutations-Brennelemente müssten nach erfolgter Transmutation erneut wiederaufgearbeitet werden, um danach den Zyklus erneut zu durchlaufen. Da in jedem Durchlauf nur ein Teil der Transurane umgewandelt werden kann, ergibt sich daraus eine Vielzahl von erforderlichen Umläufen. Zwischen den verschiedenen Schritten sind zudem Zwischenlager und Transporte verschiedener radioaktiver Stoffe erforderlich. Da der Prozess nicht zu einer vollständigen Transmutation der langlebigen Minoren Aktiniden führt, sind im Ergebnis nach wie vor hoch radioaktive sowie erhebliche Mengen schwach- und mittelradioaktive (Sekundär-)Abfälle zu entsorgen."
5.4.2.2 Zeitrahmen und Kosten
"Aufgrund des noch sehr frühen Entwicklungsstadiums erscheinen für die Entwicklung aller notwendigen P&T-Technologien bis zur industriellen Reife aus heutiger Sicht zunächst mindestens vier bis fünf Jahrzehnte erforderlich, ggf. auch deutlich mehr.
Bezogen auf das in Deutschland nach Beendigung der Kernenergienutzung vorhandene Inventar abgebrannter Brennelemente und bei einer angestrebten Reduzierung der darin enthaltenen 140 t Transurane auf 10 % des Ausgangswerts müssten anschließend durchschnittlich zwischen fünf und sieben Transmutations-Reaktoren sowie die erforderliche Infrastruktur zur Wiederaufarbeitung (Partitionierung) kontinuierlich über 150 Jahre in Betrieb sein. Anfänglich könnten aufgrund der großen Menge an Transuranen auch 16 Reaktoren erforderlich werden, nach 100 Jahren noch etwa 3 bis 4 Reaktoren. Gesamt-Betriebszeiten unter 100 Jahren lassen sich theoretisch nur mit deutlich mehr Reaktoren bzw. höheren Reaktorleistungen oder unter der optimistischen Annahme eines höheren Transmutationsanteils pro Zyklus erreichen. Unterstellt man geringere Reaktorleistungen können sich auch Betriebszeiten von 200 bis 300 Jahren ergeben.
Über die Kosten eines P&T-Systems sind derzeit nur sehr grobe Abschätzungen mit großen Bandbreiten möglich. Je nach Konzept wären für Forschung und Entwicklung 25 bis 60 Milliarden Euro zu veranschlagen, für die Bereitstellung der erforderlichen Anlagen weitere 40 bis 350 Milliarden Euro Die mit Transmutationsanlagen erzeugbare elektrische Energie kann hierzu lediglich einen Deckungsbeitrag liefern.
5.4.2.3 Auswirkungen auf die Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland
"Die Einflüsse einer umfassenden P&T-Strategie auf die Endlagerung können derzeit höchstens qualitativ benannt werden. So könnten das Volumen, das Radionuklidinventar und die Radiotoxizität der hoch radioaktiven Abfälle reduziert werden. Der Flächenbedarf für ein entsprechendes Endlager könnte sich ebenfalls reduzieren, wobei aber das Endlagerkonzept und die Wärmeleistung der Abfälle zum Zeitpunkt der Einlagerung einen größeren Einfluss auf den Flächenbedarf ausüben als der Anteil der transmutierbaren Radionuklide. Um eine nennenswerte Reduzierung der Wärmeleistung zu erreichen, müssten die durch P&T entstehenden Spaltprodukte nach der Transmutation noch etwa 300 Jahre in einem obertägigen Zwischenlager abklingen.
Der erforderliche Isolationszeitraum für die Endlagerung wird sich nicht verringern, da die potenzielle Dosis, die langfristig aus der Endlagerung resultiert, nicht durch die Transurane sondern durch die für P&T nicht zugänglichen langlebigen Spalt- und Aktivierungsprodukte bestimmt wird. Die Transurane gelten unter Endlagerbedingungen als weitgehend immobil. Die insgesamt vorhandene Spaltproduktmasse würde sich hingegen erhöhen, je nach Transmutationskonzept sogar in etwa verdoppeln. Daneben ist wesentlich, dass die Abfälle aus der Wiederaufarbeitung in Form verglaster Abfallprodukte das langlebige Aktivitätsinventar des Endlagers bestimmen und einer Transmutation aus heutiger Sicht nicht zugänglich sind.
Mein Kommentar (18.5.2016)
- 1. Geochemische Einflüsse
Der Einfluss geochemischer Prozesse auf die Radionuklidausbreitung über lange Zeiträume wird bisher erst erforscht, technische Lösungen sind noch in unabsehbarer Ferne (deswegen die schwache Formulierung der Kommission "gelten ... als ..."). Fragen z.B. danach, welche unserer Forschungsergebnisse für die Beurteilung der Langzeitsicherheit relevant sind, oder welche Überraschungen auf uns warten, können wir nicht beantworten. Das britische Committee on Radioactive Waste Management (CRWM) hat dazu im Jahr 2009 detaillierte Aussagen gemacht (Cache des CRWM-Reports).
- 2. Technische Prozesse gefährden Biosphäre
P&T verlagert überdies einen Teil der Abfallproblematik in oberirdische technische Prozesse, also solche, die in der Biosphäre durchgeführt werden, ähnlich wie in der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague.Angesichts unserer Defizite in der Beurteilung der Gefährdung (1. und 2.) erscheinen mir Versuche nicht zielführend, die Problemveränderungen durch P&T zu bewerten.
"Die Menge der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle vergrößert sich durch die bei P&T anfallenden Sekundärabfälle (z.B. Betriebs- und Rückbauabfälle) erheblich um schätzungsweise 150.000 - 170.000 m3. Diese Abfälle besitzen jedoch vergleichsweise geringe Halbwertszeiten. Im aktuellen Nationalen Entsorgungsprogramm Deutschlands gibt es hierfür keinen Endlagerpfad."
Teil B: 6.3 VERTIEFTE BESCHREIBUNG DES PROZESSABLAUFS
26. Sitzung der Endlager-Kommission, 19. April 2016
(html, pdf im Cache),
alternatives Link (im Cache)
"Der vor uns liegende Prozess der für eine Million Jahre sicheren Endlagerung der radioaktiven Abfälle lässt sich in folgende Etappen einteilen:
- Etappe 1: Das Standortauswahlverfahren
- Etappe 2: Errichtung des Endlagers
- Etappe 3: Betrieb des Endlagers
- Etappe 4: Beobachtung vor Verschluss des Endlagerbergwerks
- Etappe 5: Verschlossenes Endlagerbergwerk"
008
Seite 2 von Vertiefte Beschreibung des Prozessablaufs"Im Hinblick auf die für den Auswahlprozess benötigten wissenschaftlichen Daten und Informationen ist es nach Auffassung der Kommission außerdem unverzichtbar, frühzeitig mit der Bereitstellung der vorhandenen geologischen Daten zu beginnen (siehe Kap. 6.5.6). Hiermit kann bereits vor dem formalen Beginn des Standortauswahlverfahrens begonnen werden. Es wäre sinnvoll, hier eine am Ziel der Mitwirkung im Standortauswahlverfahren ausgerichtete Struktur der Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Landesbehörden zu schaffen und die bei Bundes- und Landesbehörden vorhandenen entsprechenden Informationen und Daten zusammenzutragen. Außerdem sollten die erforderlichen rechtlichen Grundlagen für die Nutzung von geologischen Daten Dritter für den Zweck der Standortauswahl geschaffen werden. Alle genannten Daten müssten dem Vorhabenträger ab Beginn des Standortauswahlverfahrens in möglichst gut handhabbarer Form zur Verfügung stehen."
Mein Kommentar (1.5.2016)
Vorschlag: Das Bundesamt für Kerntechnische Entsorgung (BfE) ...
- ruft die Gesamtheit der deutschen Naturwissenschaftler (in Unis, privaten und öffentlichen Forschungseinrichtungen), zur Unterstützung seiner Arbeit auf. Diese Unterstützung besteht aus kritischer Begleitung der Arbeiten der Akteure.
- vernetzt alle Teilnehmer durch moderne IT-Kommunikationsstrukturen (bestehende wie ResearchGate und bei Bedarf neue) und Konferenzen. Beispiele:
- E. Huang, US Federal Communications Commission, "The Future of Civic Engagement in a Broadband-Enabled World", Zusammenfassung mit weiterführenden Links
- Patrizia Nanz (EIPP, KWI), Expertenanhörung zu Fragen der Öffentlichkeitsbeteiligung, 22. Januar 2015, Arbeitsgruppe 1 der Kommission Lagerung hochradioaktiver Abfallstoffe, Kurzvortrag von Prof. Patrizia Nanz (im Cache)
- beseitigt deutschlandweit alle Kommunikationshindernisse im Sinne von OpenAccess, u.a. alle Copyrightprobleme. Wissen (z.B. Ergebnisse, Modelle), das der Wissenschaftsgemeinde nicht digital zugänglich ist, wird als nicht existent eingestuft und ist folglich nicht anerkannter Teil der Forschungsarbeit.
Negativ-Beispiele: Intransparenz
- Die Bundesamt für Strahlenschutz zeigt die gegenwärtige wissenschaftliche Intransparenz von Endlager-relevanten Publikationen in ihrem Bericht zur Schließung der Asse II auf: "Prüfung von Unterlagen zur Schließung der Schachtanlage Asse II im Hinblick auf die Anforderungen eines atomrechtlichen Planfeststellungsverfahrens", 2007 (im Cache).
- National wie international hat sich eine formalisierte Vorgehensweise bei der Untersuchung der Langzeitsicherheit als praktikabel erwiesen und durchgesetzt: Anhand der Standortdaten werden Merkmale, Ereignisse und Prozesse (features, events, processes, FEP) des Endlagersystems zusammengestellt: "Features, Events and Processes (FEPs) for Geologic Disposal of Radioactive Waste: An International Database", Nuclear Energy Agency (NEA), OECD, 2000 (im Cache). Die FEP-Dateien sind (nach Seite 85 dieses Reports) nur Mitgliedern der NEA FEP Database User Group zugänglich.
017
6.3.1 Etappe 1: Das Standortauswahlverfahren"Die Arbeiten der Phase 1 basieren hinsichtlich der geologischen Informationen auf den Daten, die in Deutschland bei den geologischen Fachbehörden vorhanden sind. In dieser Phase wird es noch keine technische Erkundung mit einer Ermittlung von weiteren geologischen Daten geben. Hingegen ist eine umfangreiche Erschließung und Interpretation der vorhandenen Informationen erforderlich. Dabei können auch Nacherhebungen von Informationen notwendig werden, wo der unmittelbar verfügbare Kenntnisstand für eine Bewertung nicht ausreicht und eine vertiefte Auswertung vorhandener Rohdaten zu zusätzlichen Erkenntnissen führt (siehe auch Kap. 6.3.1.1.5)."
Mein Kommentar (1.5.2016)
Nur im Zusammenwirken aller Geowissenschaften und der unterstützenden Mathematik können wir Langzeitsicherheit von hochradioaktiven Abfallendlagern entwickeln. Ein Beispiel ist die Bildung von Radionuklidschockwellen in der Leckage aus dem Endlager. Zu ihrer Beschreibung benötigen Geohydrauliker und Geochemiker die Hilfe von Mathematikern, die mit hyperbolischen Systemen von Erhaltungssätzen und der Theorie der Schockwellen umgehen können.
Nach meiner Erfahrung unterstützt die gegenwärtige Struktur der Endlagerforschung solche Hilfestellung in unzureichendem Maße.
Das gewaltige Ausmaß der ungelösten geochemischen Verständnisprobleme wird erkennbar in Boxes 2, 7 & 8, 9 (GDF in den Boxen ist die Abkürzung für Geological Disposal Facility) aus dem Report (im Cache) des Committee on Radioactive Waste Management, eines britischen Arbeitskreises, der dem deutschen Arbeitskreis "Auswahlverfahren Endlagerstandorte" (AkEnd) ähnlich ist.
Wie wirken sich diese genannten Verständnislücken auf die Radionuklidwanderung aus? Haben wir hier interdisziplinäre Forschungskooperationen?
Insbesondere sind folgende Fragen meines Erachtens nicht beantwortet:
- Für die Durchführung von Langzeitsicherheitsanalysen stellen gegenwärtig sogenannte FEP-Sammlungen eine maßgebliche Ausgangsbasis dar. Es wird postuliert, dass in ihnen standort- und konzeptspezifisch alle sicherheitsrelevanten Merkmale, Ereignisse und Prozesse (FEP) in Bezug auf das Endlagersystem systematisch aufgenommen und beschrieben werden. Peter J. Ortoleva und Mitarbeiter beschäftigten sich seit den 1980er Jahren mit geologisch/geochemischen Systemen, deren Komponenten so miteinander nichtlinear wechselwirken, dass die Systeme aus sich heraus räumliche Konzentrations-Strukturen entwickeln, die sich überdies zeitlich ändern (geochemical self-organization, s. oben)
Solche Strukturen sind typisch für viele Bereiche in der Natur, weit über Böden und Gesteine hinaus. Wie kann man angesichts der Komplexität ihrer Entstehung sicherstellen, dass alle wesentlichen Prozesse durch die FEP abgedeckt sind?
- Die geochemische Forschung liefert seit vielen Jahrzehnten mit Laborexperimenten große Datenmengen, die nur äußerst begrenzt für Langzeitsicherheitsprognosen verwendbar sind. Kann ein solcher Datenhorizont für eine Endlagersuche ausreichen?
- Die Radionuklide wandern durch die Geosphäre bis hinein in die Biosphäre. Haben wir die dabei auftretenden Anreicherungsprozesse über Hunderte von Jahrtausenden unter Kontrolle? Wie können wir die Bildung von Anreicherungen in der Biospäre vorhersagen/verhindern?
Weiterführende Informationen:
- Endlager für hochradioaktiven Abfall: Geologisch/geochemische Probleme und IT-basierte Lösungswege
- Ungelöste Probleme bei der Endlagerung von hochradioaktivem Abfall
- Oberflächenspeziationsprogramme vermitteln uns kein grundlegendes Verständnis der Adsorptionsvorgänge.
- Langzeitsicherheit eines Endlagers für hochradioaktiven Abfall kann in Deutschland nicht gewährleistet werden.
- Langzeitlagerung von hochradioaktivem Abfall: Thesen und Vorschläge
- Meine Beiträge zum Bürgerforum zum Standortauswahlgesetz für ein Endlager
062
6.3.1.1.2 Aufgaben des Vorhabenträgers in Phase 1
Seite 8 von Vertiefte Beschreibung des Prozessablaufs"[Während der Arbeit des Vorhabenträgers an der Erkundung der verschiedenen Standortregionen und später an dem Bericht erfolgt keine Veröffentlichung zu den Arbeiten, zu Zwischenüberlegungen oder zu Teilergebnissen. Eine ergebnisoffene und gründliche wissenschaftliche Analyse und Abwägung nach den unterschiedlichen Kriterien (Kap. 6.5) ist kaum vorstellbar, wenn jeder Detailschritt in den Analysen zu weitreichenden Spekulationen im öffentlichen Raum führen würde.]"
Mein Kommentar (1.5.2016)
Schon bei der ersten von der Bundesregierung finanzierten Gorleben-Studie (Projekt Sicherheitsstudien Entsorgung, PSE, im Cache, Beginn 1977) stellten es der Auftraggeber (Bundesregierung) und einige Projektteilnehmer (z.B. Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen, DWK, im Cache) nicht ins Ermessen der Projektteilnehmer, was veröffentlicht wurde. Mich als wissenschaftlichen Koordinator des Projekts behinderte das z.B. bei meiner Aufnahme von Kontakten und Einbeziehung von Anregungen und Kritik. Einerseits waren Leaks vorprogrammiert, weil sich keine klaren Grenzen zwischen wissenschaftlich-technischer und allgemeiner Öffentlichkeit ziehen ließen. Andererseits waren die Wissenschaftler in der Hand von Interessensgruppen, die diese Beschränkungen nach Belieben auslegten, und das hinwiederum schmälerte die Bereitschaft und Qualität der Wissenschaftler, die man fürs Projekt gewinnen konnte.
5. Anhang
5.1 Entwicklung der Mengen an hochaktivem Abfall (High Level Waste, HLW)
Abbildung: Anfall an abgebrannten Brennelementen (HLW) aus den 17 deutschen Leichtwasserreaktoren (LWR), gemessen in 1000 t Brennstoffgewicht (= ktHM). Das Brennstoffgewicht ist das im Reaktor vorhandene Gewicht des nuklearen Brennstoffs Uran oder Plutonium (das sogenannte "Schwermetall" (Heavy Metal).
Legende:
Anmerkung (Quelle: Wikipedia)
Table 4.4 HLW volume from commercial plants: 15 m3/(33 MTU), MTU = metric tons of uranium
A commercial plant generating 1 GWe-year of electric energy would require 33 MTU of fuel = 0.033 ktHM [at a burnup of 33 000 MWth day / MTU]. The volume of the irradiated fuel elements [including cladding] would be 15 m3, which would generate a volume of HLW solution from reprocessing of 16 - 33 m3. The resulting vitrified glass (wste form) would occupy 2 m3 and weigh 6600 kg for disposal (13 % by volume of the spent fuel).
Electric energy generated 1 GWe yr Fuel required at burnup 33 000 MWD/MTU 33 MTU = 0.033 ktHM Volume of irradiated fuel 15 000 L = 15 m3 HLW from reprocessing for storage 16 000 - 33 000 L Vitrified glass (waste form) for disposal 2 000 L = 2 m3
Erforderliche Anzahl von Castorbehältern:
Folglich füllt ein Kernkraftwerk
Der Erstkern eines 1000 MWe Druckwasser- (Siedewasser-) Referenzreaktors enthält 78 (97) t Uran (SM). Quelle: Tab. 3.1 in Haug, 1975
|
Jeden Tag erzeugt unser Kernkraftwerkspark (von 17 Reaktoren) etwa soviel hochradioaktiven Abfall (HLW), dass ganz Deutschland damit für ein Jahrtausend entvölkert werden kann (Strahlenschäden beim Menschen).
Dieser Zeitraum entspricht etwa der Dauer der Römischen Antike.
Basis dieser Abschätzung:
|
|||||||||||||||
5.2 Partitionierung und Transmutation
Joachim Knebel - Breaking the Wall of High Level Nuclear Waste @Falling Walls 2010 from Falling Walls, Vimeo. (zum Vergrößern auf Bild klicken) Source: J.U. Knebel, Overview of the P&T activities at Forschungszentrum Karlsruhe (in Cache), Seventh Information Exchange Meeting on Actinide and Fission Product Partitioning and Transmutation, 14-16 October 2002, Jeju (Republic of Korea) |
Es läuft seit den 1980er Jahren eine Diskussion über die Transmutation des nuklearen Abfalls, d.h. eine Umwandlung der langlebigen Aktiniden in Spaltprodukte durch Bestrahlung im Reaktor (z.B. Brüter, FBR) oder Beschleuniger (Accelerator Driven Systems, ADS). Die Idee ist, dass dadurch die Lagerungsdauer von Jahrmillionen auf mehrere menschliche Generationen reduziert werden kann.
Unter den schwierigsten Problemen sind |