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Deutschlands Defizit an Verantwortlichkeit, nun auch beim Wiederaufbau des Irak
Germany's
Deficit of Accountability
Continuing into Iraq's Reconstruction Period
Einiges Material
zusammengestellt von
Dr.
Joachim Gruber
Inhalt
Zusammenfassung
Humanitäres
Elend im Irak und deutsche Verantwortlichkeit
Einleitung
Multilateralismus, Verantwortlichkeit und universelle Prinzipien
I. Der doppelte Verwendungszweck (Dual Use)
Zusammenfassung
I.
1 Im Einzelnen
Altes
System (vor Mai 2002)
Neues System
I. 2 UN-Dokumentation
Übereinkunft
Finanzierung
Aufteilung des
Geldes
Auslieferung
Oil-for-FoodÊPlus
I. 3 Irak: Der Tag danach
Die
Tradition des Marshall-Plans
II. Die Aufgabe Deutschlands
II.1
Anspruch an die Umsetzung
"Exportkontrollen sind nutzlos, UN-Inspektionen im Empfängerland sind gefordert"
- unzureichend durchdachtes Konzept und unscharfe Einschätzung einer nicht verantwortlichen deutschen Forschung?
II.
2 Das Verhalten deutscher/österreichischer Firmen gegenüber dem Irak
II. 3 Defizite deutscher Friedensforschung
III. Transatlantische Partnerschaft:
Auszüge aus einem Vorschlag zur Stärkung der Partnerschaft für Demokratie und gesellschaftlich-menschliche Entwicklung
IV. Anhang
IV.
1 Die Gegenwart: Hilfsleistungen an den Irak nach dem Kriegs - aus Deutschland unzureichend
III. 2
Dokumentation des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
IV. 3 Die Vergangenheit - Suche nach dem Grund für das humanitäre Elend
Irak hat anfänglich den "gezielten Sanktionen" nicht zugestimmt.
Saddams Obstruktion
ZUSAMMENFASSUNG
Humanitäres
Elend im Irak und deutsche Verantwortlichkeit
-
Das Büro des Humanitären Koordinators im Irak (UNOHCI) ist ein integraler Teil des Büros des Irak-Programms (OIP). Im April und October 1999 informierte Hans Graf von Sponeck, damaliger UN Humanitärer Koordinator für den Irak, die Öffentlichkeit über das hunmanitäre Elend im Irak. Insbesondere wies er darauf hin, dass es meist mehrere Gründe (statt eines einzelnen Grunds) für z.B. Verzögerungen in der Verteilung von Nahrungsmitteln/Medizin im Irak gebe. Sein Standpunkt hinsichtlich des Öl-für-Nahrung-Programms hatte als Hintergrund die humanitäre Wirkung der Sanktionen. Da er keine andere Möglichkeit sah, die unglückliche Lage zu verbessern, trat er für eine Aufhebung des damaligen Typs von Sanktionen ein. Im Mai 2002 modifizierten die UN die Sanktionen (Security Council Resolutions - zum Oil-for-Food Programme).
-
Wie unten beschrieben, sind die Sanktionen nun beträchtlich abgeschwächt worden. Sie haben eine neue Seite: mehr als die Hälfte dessen, was der Irak importiert, kommt aus Deutschland. Unser (deutsches) Land hat eine besonders schlechte Vergangenheit, was die Weiterverbreitung von Technologie für Massenvernichtungswaffen angeht.
-
Nach Aussage des ehemaligen Leiters von Iraks Nuklearprogramm, Khidhir Hamza, haben deutsche Firmenvertreter angesichts seiner Bemühungen, den wahren Verwendungszweck der Güter zu verschleiern, die er anzukaufen versuchte, gelacht und trotzdem weiter mit ihm verhandelt (Khidhir Hamza, Saddam's Bombmaker: The Terrifying Inside Story of the Iraqi Nuclear and Biological Weapons Agenda). Deutsche Firmen scheinen statt auf Vermeidung einer gefährlichen Fremdverwendung ihrer Produkte eher Wert auf Optimierung ihres Handelsvolumens gelegt zu haben. ... Oder noch zu legen (siehe auch: Jaques Schuster: Inspekteure nach Europa!, im Cache)
-
Die öffentliche Kontrolle durch deutsche Behörden, Politik, Medien und Forschungsinsitutionen scheint dem nicht in einem Maße entgegengewirkt zu haben, wie es ähnliche Einrichtungen in den USA taten, z.B. US-Forschungseinrichtungen.
-
Angesichts der Lockerung des Irakembargos und dem Verhalten deutscher Industrie in der Vergangenheit müssen wir in unserem Land jede Anstrengung unternehmen, den Verkauf von Mehrzweckgütern (dual-use Gütern) an den Irak vermeiden, solange wir ihren Mißbrauch durch die irakische Regierung nicht ausschließen können. Statt den Bedarf einer zynischen Regierung zu erfüllen, hätte unsere Industrie ein weites Spektrum an zukunftsorientierter Energietechnologie anzubieten, die dem Irak nach dem fossilen Zeitalter eine wichtige energiewirtschaftliche Rolle verleihen könnte.
-
Wenn wir die deutsche Opposition gegen einen Irak-Krieg mit Substanz erfüllen wollen, könnten wir verlangen,
-
dass unsere Wirtschaft ihre übliche Diskretion bei den Transaktionen aufgebe
-
und ein System der öffentlichen Kontrolle die Arbeit der deutschen Ausfuhrkontrollbehörden unterstütze.
Nach einem Regierungswechsel im Irak erfordert der Aufbau und die Etablierung eines demokratischen Systems die Zusammenarbeit aller Staaten. Da dies zu Beginn unter dem Schutz von Militär ablaufen muß, kann man die Kosten dafür (über 20 Milliarden Dollar pro Jahr für mehrere Jahre) dem Irak nicht in Rechnung stellen: (US Council on Foreign Relations, Iraq). |
Hans von Sponeck, ein Deutscher,
wurde 1998 als
UN Humanitarian Coordinator
für den Iraq eingesetzt.
Einundeinhalbes Jahr danach
trat er zurück,
weil nach seiner Aussage
150 Irakische Kinder jeden Tag
als Folge der US sanctionen stürben.
"Ich hatte das Gefühl,
ich wurde mißbraucht für
eine UN-Politik,
welche versuchte zu bestrafen,
ein Volk zu bestrafen,
weil es sich nicht
seines Führers entledigt hatte."
sagt er.
(Radio
Netherland,
"Weapons
of mass illusion", 2002) |
EINLEITUNG
Multilateralismus, Verantwortlichkeit and universelle Prinzipien
...ein System offener, vielfältiger politischer Zusammenarbeit (multilateralism) baut auf Hilfe von außerhalb der Vereingten Staaten
auf. Es wäre einfacher, unsere (der westlichen Zivilisation) Sache zu vertreten, wenn es deutlich wäre, dass es weitere Handlungsträger in der internationalen Gemeinschaft gäbe, welche die Fähigkeit hätten, unabhängig wirksam zu werden und, wenn nötig, mit Macht, und bereit, Antwort zu geben auf die Fragen, was sie in Gegenden wie Bosnien oder Ruanda oder Iraq tun. Wenn wir gegen einen zweiten Golfkrieg antreten, sollten wir auch für eine solche multilaterale Verantwortlichkeit eintreten. Und das bedeutet, dass wir Forderungen zu stellen haben, nicht nur an Bush und Co. sondern auch an die Führer von Frankreich und Deutschland, Russland und China, die -trotz ihres kürzlich geäußerten Eintretens für fortgesetzte und ausgeweitete Inspektionen- ebenfalls zu verschiedenen Zeiten in der Vergangenheit bereit waren, mit Saddam um des lieben Friedens willen Kompromisse zu schliessen. Wenn dieser vermeidbare Krieg ausgetragen wird, sind alle ebenso verantwortlich wie die USA. Wenn der Krieg vorüber ist, sollten sie alle zur Verantwortung gezogen werden" (Michael Walzer, The Right Way, New York Revew of Books, March 13, 2003, M. Walzers Publikationen). Michael Waltzer hat eine Rolle gespielt bei der Wiederbelebung einer praktischen, aufgabenorientierten Ethik und bei der Entwicklung eines pluralistischen Zugangs zum politischen und moralischen Leben. |
|
Michael Walzer
Michael Walzer hat über eine
breite Vielfalt von Themen geschrieben,
Themen in politischer Theorie und
moralischer Philosophie,
über politische Verpflichtungen,
gerechten und ungerechten Krieg,
Nationalismus und
ethnische Zugehörigkeit,
ökonomische Gerechtigkeit
und den Wohlfahrtsstaat.
(M.W.,Schol of Social Science,
Insitute for Advanced Study, Princeton, USA) |
"... Amerikas Denken über sein Engagement mit der Welt wird verfolgt durch das fortwährende Stellen der falschen Frage: "Wie können wir die Kluft zu Europa schließen, die durch den "Unilateralismus" der Bush-Administration verursacht wurde, welche Vorbehalte gegenüber internationalen Insitutionen und internationalem Recht beweist." Die richtige Frage ist: "Wollen wir
diese Kluft wirklich schließen?"
Es spiegelt grundsätzliche Unterschiede zwischen amerikanischem und europäischem Verständnis von konstitutioneller Demokratie wider. So argumentiert Jed Rubenfeld in einem gedankenöffnenden Essay, das im Wilson Quarterly erscheinen wird. Rubenfeld, ein Yale Law School Professor, fragt sich, warum Amerika inzwischen als feindlich der UN gegenüber angesehen wird - wo doch hauptsächlich von ihm nach 1945 das heutige Systems von internationalen Organisationen und Recht ausging, einschließlich der Vereinten Nationen. Seine Antwort ist, daß die Kalte-Kriegs-Einheit zwischen Amerika und Europa verschleiert hat, was nun offenbar wird: diametral entgegengesetzte amerikanische und europäische Ansichten über die Ziele von internationalem Recht und internationalen Organisationen. ... Zwischen amerikanischer und europäischer Demokratie gibt es unvereinbare Unterschiede im Hinblick auf die Konstitutionalität. ....
-
Amerikanischer Konstitutionalismus hält in der Tat die Demokratie in Schach, bleibt aber verantwortlich der Demokratie - den gewählten Repräsentanten und Gesetzgebern, die sie mit Zusätzen versehen (amend), und den Präsidenten und Senatoren, die die Richter nominieren und bestätigen, welche sie interpretieren.
-
Europäischer Konstitutionalismus spricht mit einem Pariser Akzent, benutzt die Sprache von universellen Wahrheiten, die definiert werden von intellektuellen Eliten und Öffentlichkeiten dargeboten werden, von denen man erwartet, daß sie Achtung und Respekt beweisen.
Europa liebt es, von sich als dem alten Athen zu denken, welches das muskuläre Amerika mit Weisheit versorgt. Aber es ist erhellender, die heutigen Spannungen sich vorzustellen als fußend auf den Unterschieden zwischen zwei 18-Jahrhundert Städten: Paris und Philadelphia." (G.E. Will, Paris vs, Philadelphia, Newsweek, Oct. 13, 2003) |
|
Jed
Rubenfeld
|
"... Die Leute, die vor Demokratie zurückschreckten, wie Sie es formulierten, waren unsere Gründerväter, die sehr besorgt waren über Demokratie pre se, und sie verbrachten ihre meiste Zeit damit, "Checks and Balances" [Kotrollen und Gegenkräfte] einzubauen, um eine liberale Demokratie zu garantieren ...
... zu den universellen Prinzipien: Wir sind diejenigen, die universelle Prinzipien predigen, gegründet auf die Unabhängigkeitserklärung. Wir predigen sie weltweit. Wir bestehen darauf, daß Länder überall diese Prinzipien annehmen als Teil des liberalen demokratischen Erbes ... " (mehr)
(Anne-Marie Slaughter, Dekan der Woodrow Wilson School, Princeton University in: "Is International Law a Threat to Democracy?", Speakers: Anne-Marie Slaughter (dean, Woodrow Wilson School of Public and International Affairs, Princeton University), Jed Rubenfeld (Robert R. Slaughter professor of law, Yale Law School), Moderator: Fareed Zakaria (editor, Newsweek International), transcript of a debate, Council on Foreign Relations New York, New York, February 27, 2004) |
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Anne-Marie Slaughter
|
I.
Der doppelte Verwendungszweck (Dual Use)
Zusammenfassung
Im alten Sanktionssystem waren viele Versorgungsgüter, die unbedingt gebraucht werden, um die Infrastruktur zu reparieren, als Technik mit doppeltem Verwendungszweck (dual-use) und wegen der Gefahr des militärischen Mißbrauchs ausgeschlossen oder nur beschränkt zum Handel zugelassen. Dies schloß z.B. Chlorid ein, das zur Wasseraufbereitung gebraucht wird. http://www.irak.be/ned/kalender/CAMPAIGNERS%20Guide.htm, http://www.cia.gov/cia/publications/iraq_wmd/Iraq_Oct_2002.htm
Die allgemeine Ausrichtung der Sanktionen wurde im Jahr 2002 verschoben
-
vom Zulassen von ausschließlich
Nahrungsmitteln/Medizin
-
hin zum prinzipiellen Zulassen aller
Güter
(Quellen:
1. Fact
Sheet on the "Goods Review List" for Iraq, 14 May 2002, US
Department of State, International Information Program.
2. Revised
U.N. Goods Review List Strengthens Scrutiny over Exports to Iraq, 14
January 2003, US Department
of State, International Information Program
I.
1 Im Einzelnen
-
Altes System (vor Mai 2002): Das
Irak-Sanktionskommitte, zusammengesetzt aus allen 15 Mitgliedern des UN
Sicherheitsrats, kontrollierte fast alle vom Irak beantragten Ankäufe
- wobei Nahrungsmittel und gewisse medizinische, Gesundheits- und Landwirtschaftprodukte
von der Kontrolle ausgenommen waren. Jedes Mitglied des Kommittes konnte
einem beantragten Kaufvertrag zustimmen, ihn aufhalten oder verhindern.
Bei der Beurteilung der Anträge bezogen sich die Mitglieder auf etablierte
internationale Kontrollisten, die Güter aus dem Bereich der nuklearen,
chemischen und biologischen Waffen, der ballistischen Raketen und konventionellen
Waffen enthielten. Mit der Zeit erhielt der Irak die Erlaubnis, wachsende
Mengen von Öl zu exportieren, und die Art der Güter verbreiterte
sich, die es kaufen konnte. Seit 1999 sind Iraks Ölexporte der
Menge nach unbegrenzt (Phasen
des UN Oil-for-Food-Programms (OFF)).
-
Neues
System (SRC
1409 - 986 Application Processing Chart, lokales
Link): Die Resolution
1409
(2002) vom 14. Mai 2002 sieht für das Oil-for-Food-Programm neue Verfahrensregeln
und Antragsformulare vor. Mit Ausnahme der Anträge für Güter,
die für eine militärische Verwendung geeignet und daher in einer
Liste zu prüfender Güter (Goods Review List) genannt sind, entscheidet
über die Genehmigungen der Vereinten Nationen nicht mehr der Sanktionsausschuss,
sondern das Office of the Iraq Programme Oil-for-Food (OIP)
(aus Merkblatt
für den Außenwirtschaftsverkehr mit "Embargo-Ländern",
Bundesamt
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Stand: 01. Oktober 2002).
Alle Güterexportverträge
in den Irak werden unter dem Oil-for-Food-Programm nun als zugelassen betrachtet,
außer wenn sie Teile enthalten, die auf der Güter-"Ausfuhrliste"
("Güterprüfliste", "Goods Review List", GRL) genannt sind. Die
Ausfuhr von Rüstungsgütern bleibt weiterhin verboten.
Weitere Informationen zum Neuen
System:
-
Flussdiagram
der Antragsbearbeitung,
-
Compendium
of Procedures for the Processing of Applications under Resolution 986 (1996),
Resolution 1409 (2002) and Resolution 1454 (2002)
-
Confidentiality
of Information(Datenschutz): Informationen, welche von den Handelspartnern
beim Antragsverfahren an die UN gegeben werden, wird die UN nicht an andere
weitergeben.
-
Vorschriften der Ausfuhrkontrolle
-
Goods
Review List (GRL),
Die GRL ist eine Liste von Gütern,
die Exportkontrollen in den Irak unterliegen unter U.N.-Resolution 1409
angenommen durch den U.N.-Sicherheitsrat im Mai 2002. Verträge, die
Waren von der Liste enthalten, werden einer Prüfung durch die U.N.
Monitoring, Verification and Inspection Commission (UNMOVIC),
der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA)
und dem Sanktionskommitte, das entsprechend der Resolution 661 gebildet
wurde, unterzogen. Sie ist also nicht eine Verbotsliste.
-
deutsche
Version der "Güterprüfliste" (in den Dokumenten des BAFA
auch "Ausfuhrliste" genannt) des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(BAFA)
-
Beispiel: Kategorie
4: Rechner - Seiten 5 - 10 geben eine genaue Definition der zugelassenen
Leistungsgrenzen von Computern.
I.
2 UN-Dokumentation
Es erscheint unverhältnismäßig
zeitaufwendig, aus UN-Dokumenten Informationen zu entnehmen darüber,
wie der Irak das Oil-for-Food-Programm in der Vergangenheit verwendet hat.
Ich habe daher unten eine diesbezügliche
Auswertung vom US-Außenministerium wiedergegeben.
Details der Abwicklung des Oil-for-Food-Programms
(aus UN-Dokumenten):
-
Übereinkunft:
Obwohl im April 1995 etabliert, begann die Implementation des Programms
erst im Dezember 1996, nach dem Unterschreiben des Memorandum of Understanding
(MOU) zwischen den United Nations und der Regierung des Irak am 20 Mai
1996 (S/1996/356). Das erste irakische Öl unter dem Oil-for-Food Programm
wurde im Dezember 1996 exportiert, und die ersten Nahrungsmittellieferungen
trafen im März 1997 ein.
-
Finanzierung:
Das Programm wird ausschließlich aus Einkünften von irakischen
Öl-Exporten finanziert, authorisiert durch den Sicherheitsrat. In
den anfänglichen Stadien des Programms wurde dem Irak erlaubt, alle
6 Monate Öl im Werte von 2 Milliarden Dollar zu verkaufen. und zwei
Drittel dieses Betrags verwendet, um die irakischen humanitären Bedürfnisse
zu erfüllen. Im Jahr 1998 wurde die Obergrenze der irakischen Ölexporte
unter dem Programm auf 5.26 Milliarden Dollar alle 6 Monate angehoben,
wieder mit zwei Dritteln des Erlöses aus Ölverkäufen vorgesehen,
um die humanituaren Bedürfnisse des irakischen Volkes zu erfüllen.
Im Dezember 1999 wurde die Obergrenze für die irakischen Ölexporte
unter dem Programm durch den Sicherheitsrat aufgehoben.
-
Aufteilung
des Geldes (siehe auch Abschnitt D im Merkblatt
zum Irak-Embargo): Mit der Annahme der Sicherheitsratresolution 1330
(2000) am 5 Dezember 2000 finanzieren
-
rund 72 % der Öleinkünfte
das humanitäre Programm im Irak
-
59 % für die Mitte und den Süden
und 13 % für die 3 nördlichen Provinzen,
-
25 % geht zur Compensation Commission
in Genf, während
-
2.2 % die Kosten der Vereinten Nationen
für die Verwaltung des Programms und
-
0.6 % zur Verwaltung des UN Monitoring,
Verification and Inspection Commission (UNMOVIC)
decken.
Im vorangegangenen Zeitraum wurden
-
66 % für das humanituare Programm
eingesetzt
-
53 % für die Mitte und den Süden
und
-
13 % für die 3 nördlichen
Provinzen,
-
die Compensation Commission erhielt
30 % der Einnahmen.
Beträge von den beiden humanitären
Konten finanzieren den Kauf von Ölindustrie-Teilen und -Ausrüstungen.
Die Regierung des Irak ist verantwortlich für den Kauf und die Verteilung
der Güter in den 15 Provinzen der Landesmitte und des Südens.
Die Vereinten Nationen führen das Programm in den 3 nördlichen
Provinzen Dahuk, Sulaymaniyah and Erbil im Auftrag der irakischen Regierung
durch.
-
Auslieferung:
Zur Zeit sind humanitäre Waren und Ausrüstungen im Wert von etwa
26
Milliarden Dollar unter dem Oil-for-Food-Programm an den Irak geliefert
worden, einschließlich Ersatzteilen und Ausrüstung für
die Industrie. Weitere Versorgungsgüter im Wert von 10.9 Milliarden
Dollar sind in der Produktions- und Lieferungsschlange.
-
Oil-for-Food
Plus: Das Programm, so wie es im neuesten Bericht des Generalsekretärs
dargelegt wurde, ist über seinen anfänglichen Schwerpunkt auf
Nahrung und Medizin hinaus ausdehnt worden. Sein Umfang und Finanzierungsrahmen
schließen nun Rehabilitation der Infrastruktur ein und erstreckt
sich auf 24 Sektoren [, darunter]:
Nahrungsmittel, Nahrungsmittel-Handhabung,
Gesundheit, Ernährung, Elektrizität, Landwirtschaft und Bewässerung,
Erziehung, Transport und Telekommunikation, Wasser und Abwasser, Wohnungsbau,
Siedlungssanierung (für Flüchtlinge innerhalb des Landes), Sonderausgaben
für besonders schwache Gruppen, Ölindustrie-Ersatzteile und Ausrüstungen.
Die Regierung des Irak führte
die folgenden 10 neuen Sektoren im Juni 2002 ein: Bau, Industrie, Arbeit
und Soziales, Verwaltung Jugend und Sport, Information, Kultur, religiöse
Belange, Justiz, Finanzen, Zentralbank des Irak.
I.
3 Irak: Der Tag danach
"Iraq:
The Day After" ist ein Bericht der Independent Task Force zum Nachkriegs-Irak,
gesponsored vom US Council on Foreign Relations,
Thomas R. Pickering und James R. Schlesinger, Co-Chairs, Eric P. Schwartz, Project Direktor, März 2003.
Aussage
von Eric P. Schwartz vor dem US Senate Committee on Foreign Relations,
Dienstag, den 10 März 2003. Die Arbeit ist in folgende fünf
Themenkomplexe gegliedert:
-
Was ist das Ausmaß unseres politischen
Langzeit-Engagements im Irak? Auf welche Ausgaben werden wir uns vorbereiten,
und wann wird die amerikanische Regierung ihre Bevölkerung unterrichten?
-
Welche spezifischen Aktionen wird das
US-Militär unternehmen, um irakische Zivilisten während der Auseinandersetzungen
und danach zu schützen?
-
Was wird die Administration unternehmen,
um sicherzustellen, daß internationale Organisationen und andere
Regierungen vernünftig zum Nachkriegs-Übergangsprozeß (post-conflict
transition effort) beitragen werden?
-
Was wird unternommen, den irakischen
Charakter des politischen Übergangs- und Neuanfangsprozesses sicherzustellen?
Sind wir als Regierung gut eingerichtet,
diese Herausforderung anzunehmen?
|
|
Eric
Schwartz, Senior Fellow, Peace and Conflict,
US
Council on Foreign Relations
Ehemaliger nationaler Sicherheitsbeamte
in der Clinton-Administration und Direktor einer US Council on Foreign
Relations-gesponsorten unabhängogen Task Force zum Nachkriegs-Iraq.
|
Die amerikanische Regierung wird
sich -wie schon jetzt in Kriegszeiten- über die United States Agency
for International Developement (USAID)
am irakischen Neuanfang beteiligen. Der Schwartz-Report
wird eines jener Dokumente sein, auf die sich deren Arbeit stützen
wird.
I.3.1
Die Tradition des Marshall-Plans
Die USAID ist 1961
von John F. Kennedy in
der Tradition des Marshall-Plans gegründet worden. Dieser Hilfsplan
für Europa und Japan basierte auf dem praktischen Engagement vieler
Amerikaner für die Förderung der Demokratie, ihrem ganz unmittelbaren
Interesse an der Vereinigung von eigenem persönlichem Wohlstand und
öffentlichen Angelegenheiten. Das findet seinen Ausdruck in der großen
Zahl von Organisationen, in denen sie sich für solche Aufgaben treffen
und -sehr häufig nach dem Ende eines Arbeitstages- neue Wege des menschlichen
Miteinanders entwickeln.
Solch eine Organisation ist die
Religious Society of Friends ("Quaker"). Einer der am meisten bekannten
"Friends" war William
Penn. Die "Friends" sind eine freikirchliche Gemeinde mit Sitz in Philadelphia
im amerikanischen Staat Pennsylvania. Sie ist gegründet auf den Glauben
an den Wert jedes Menschen und an die Kraft der Liebe bei der Überwindung
von Gewalt und Unrecht. 1917 hat sie das American Friends Service Committee
(AFSC) gebildet, in dessen
Brennpunkt
Aufgaben aus dem Gebiet der ökonomischen und sozialen Gerechtigkeit,
der Friedensstiftung und Entmilitarisierung und der Jugendarbeit stehen.
Für diese Ziele treten sie heute u.a. mit ihrer Arbeit im Irak
ein. |
|
William
Penn (1644-1718)
"No pain, no palm; no thorns, no
throne; no gall, no glory; no cross, no
crown." - from No Cross, No Crown
|
|
Arthur R.G. Solmssen:
A
Princess in Berlin
|
II. Die Aufgabe Deutschlands
II.
1 Anspruch an die Umsetzung
II.
1. a "Exportkontrollen sind nutzlos, UN-Inspektionen im Empfängerland
sind gefordert"
- unzureichend durchdachtes Konzept
oder unscharfe Einschätzung einer nicht verantwortlichen deutschen
Forschung?
-
Rede von Bundesaußenminister Fischer
vor dem Deutschen Bundestag im Rahmen der Debatte über die aktuelle
internationale Lage am 13.02.2003:
"... Das dritte Element
steht im Zusammenhang mit der UN-Resolution 1284.
Vor allen Dingen bei Biowaffen gibt es ein großes Problem. Wenn Sie
sich die Details der Biowaffenproduktion einmal genau anschauen, dann werden
Sie feststellen: niedrige Drücke, niedrige Temperaturen, kleine Technologie.
Das heißt, wir bewegen uns nahezu ausschließlich im Bereich
der Dual-Use-Güter,
also im Bereich derjenigen Güter, die in hohem Maße zivil, in
der Pharmazie, in der Medizin oder wo auch immer, genutzt werden. Eine
Kontrolle, ob im Irak tatsächlich Biowaffen hergestellt werden, wird
ohne ein langfristiges Verifikations- und Kontrollregime nicht möglich
sein.
Ohne ein solches Regime nützt
jegliche Ausfuhrkontrolle nichts. Ich habe mir das einmal im Detail angeschaut.
Man müsste dort im Grunde genommen den ganzen Pharmazie-, den ganzen
Chemie- und vor allen Dingen den ganzen medizinischen Sektor lahm legen,
was für die Menschen in diesem Land fatale Konsequenzen hätte.
Wer tatsächlich Alternativen zum Krieg will, der kommt um ein langfristiges
Verifikations- und Kontrollregime nicht herum."
Einige der offenen Fragen, die eine
wechselseitige Unterstützung zwischen Exportkontrolle und Verifikation
angeraten erscheinen lassen. Beispiel: UNMOVIC hat möglicherweise
vertrauliche Informationen von Industrie und Exportkontrollorganen verwendet,
um unzureichende irakische Kooperation zu erkennen:
-
"vertrauensbildende
Maßnahmen": Sind Verifikations- und Kontrollregime ausreichend
effizient, wenn beide Seiten kein Vertrauen ineinander haben?
-
Strafmaßnahmen:
-
Wie werden bei den Inspektionen entdeckte
Vertragsbrüche geahndet, wie die eingegangenen Vertragsverpflichtungen
durchgesetzt? Beispiele:
-
Bau des irakischen 40 MW Osiraq-Reaktors(zu
beladen mit ca. 13 kg hoch-angereichertem Uran), der zur Plutonium-Herstellung
geeignet war, also eine irakische Verletzung des Nichtproliferationsregimes
darstellte. Die Staatengemeinschaft hatte darauf nicht reagiert, als der
Reaktor noch nicht radioaktiv war - nach Inbetriebnahme wäre eine
gewaltsame Durchsetzung des Nichtproliferationsregimes -wie sie Israel
vornahm- unmöglich gewesen.
-
Verifikation
in einem nicht-kooperativen Umfeld. J. Tucker, Monterey Institute
of International Studies, The Nonproliferation Review: Spring-Summer 1996,
Volume 3 - Number 3.
-
Darstellungen der UNSCOM-Inspektionen:
S. Ritter, Endgame,
Simon & Schuster, New York, 1999 , R. Butler, The
Greatest Threat, Public Affairs, New York, 2000.
-
Wie bewertet die Staatengemeinschaft
eine einseitige Aufkündigung des Verifikationsregimes? Wie
reagiert sie darauf? Beispiel: Nordkoreas Austritt
aus dem nuklearen Nichtweiterverbreitungsregime, 10 January, 2003.
Center
for Nonproliferation Studies,
North
Korea Special Collection, 23. March 2003.
-
Offenlegung der Handelsbeziehungen:
Wie kann die Staatengemeinschaft (Öffentlichkeit, Forschung, Politik)
ihre eigene Industrie und ihren Handel zur ausreichenden Aufgabe ihrer
Diskretion bewegen?
-
Geheimdienste und Informationssysteme:
Sind nationale und internationale Regulierungsmechanismen dem inhärenten
Gefahrenpotential der Technologie angemessen:
II.
2 Das Verhalten deutscher/österreichischer Firmen gegenüber dem
Irak
Firmen machten die Durchführung
von Exportkontrollen schwer.
-
Im August 1984 erließ Deutschland
eine neue Verordnung, welche die Genehmigungspflicht festlegte für
den Export ganzer chemischer Anlagen und bestimmter chemischer Ausrüstungsgegenstände,
die sich zur Herstellung von Chemiewaffen-Stoffen und -Vorläuferstoffen
eignen. Dies war speziell gezielt auf die Exporte durch Karl Kolb an die
irakische Chemiwaffenfabriken in Samarra. Karl Kolb gewann ein Gerichtsverfahren,
in welchem es die Blockierung seiner Lieferung anfocht. Quelle:http://www.fas.org/news/iraq/1991/910917-197305.htm
-
Daimler-Benz setzte 1990 nach
Untersuchung die Genehmigung des Exports von Zugmaschinen und Tiefladern
durch, von denen einige mit speziellem Infrarot-Schutz und Tarnbeleuchtung
ausgerüstet waren und von UN-Inspekteuren als geeignet zum Gebrauch
als mobile Al Walid Abschußplattformen für die Al Hussein Rakete
beurteilt wurden. Quelle: http://www.acamedia.info/politics/daimler.htm
-
Die österreichische Benda-Lutz
verkauft auf Bestellung vom 18.November 2002 Aluminium-Pulver-Flocken
der Größe 25,0 bis 35,0 Mikron mit einem Aluminium-Gehalt von
95,3?Prozent, die nach dem Missile Treaty Control Regime Annex Handbook
als Bestandteil von Raketentreibladungen verwendet werden können.
Auf der Goods
Review List, Missile Section, Seite 35, Punkt 3.3.1 stehen Pulverflocken
mit einem Gehalt von 97 % oder darüber. Die deutsche Version der Ausfuhrliste
hat eine von der Goods Review List abweichende Einteilung der Güter
in Kategorien. Der entsprechende Text für Pulverflocken findet sich
in der Kategorie
1: Werkstoffe, Chemikalien, Mikroorganismen und Toxine auf Seite 20.Quelle:http://www.welt.de/data/2003/02/24/45054.html?s=1
II.
3 Defizite deutscher Friedensforschung
Angesichts der leidenschaftlichen
Irak-Aktivitäten aus der Bevölkerung wirkt
-
das Verharren der deutschen Friedensforschung
in Allgemeinplätzen oder
-
das Nacherzählen von schon in den
USA publizierten Ergebnissen
auf mich enttäuschend. Ich habe
z.B. keine Beschäftigung mit den Problemen eines Post-Saddam-Iraks
gefunden wie die folgende amerikanische Studie dazu: Iraq:
The Day After, Report of an Independent Task Force on Post-Conflict
Iraq, Sponsored by the Council on Foreign Relations, Thomas R. Pickering
and James R. Schlesinger, Co-Chairs Eric P. Schwartz, Project Director,
März 2003. Sie enthält Empfehlungen zu den oben genannten 5
Themen (mehr).
Die Folgen dieser Nachlässigkeit
sind schädlich, z.B.
-
Außenminister Fischer mußte
seine Position im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im wesentlichen
auf Datenmaterial und Analysen aus amerikanischen Forschungsinstituten
stützen.
-
Information über das proliferationsfördernde
oder sogar illegale Verhalten aus den Reihen der deutschen Industrie war
nicht von der deutschen Friedensforschung zu erhalten. Das zeigt eine Durchsicht
der im Internet zugänglichen und bewertbaren deutschen Publikationen
-
Die wenigen in vollem Wortlaut im Internet
einsehbaren Veröffentlichungen deutscher Friedensforschungsinstitute
im Internet vermeiden es, sich mit dem Konkreten zu befassen. Analysen
sind bemerkenswert ideologisiert und entrückt, so dass sie keine Lösungsansätze
erkennen lassen. Missstände werden generell ohne Angabe von Verbesserungsmöglichkeiten
aufgezeigt, wenn diese eine deutsche Aktivität erforderten.
-
Beispiele für deutsche Forschungsinsititute.
Die angesprochenen Forschungsdefizite werden am folgenden Beispiel des
IFSH-Berichts
"Krieg mit dem Irak" erläutert.
-
Institut
für Friedensforschung und Sicherheitspolitk in Hamburg,,
Beispiel: Krieg
mit dem Irak: Fakten, Analyse, Alternativen, 12.2.2003. Die Aufzählung
der Fakten ist lückenhaft, die Analysen stützen sich nicht auf
deutsche Forschung und für Deutschland relevante Alternativen
werden nicht angeboten:
-
Abschnitt "Aussenpolitik" erwähnt
den Waffen- und Industriegüter-Handel mit Frankreich, nicht aber den
mit Deutschland (CNS,
Report
München, Khidhir
Hamza, Bagdad International Fair 2001,
Iraq
Watch,
J. Gruber).
-
Abschnitt "Ist der Irak seinen Abrüstungsverpflichtungen
nachgekommen?" berichtet über den Zeitraum von 1991 bis
heute, kritisiert das militärische Eingreifen der USA und Großbritanniens
aber nicht die unzureichende Wirkung deutscher Exportkontrollen und die
daraus resultierenden gravierenden Verstöße der deutschen Industrie
gegen die Nichtweiterverbreitung von Technologie zur Herstellung. von Massenvernichtungswaffen
(Landgericht Augsburg,Iraq
Watch).
-
Abschnitt "Bedroht der Irak die Welt
mit Massenvernichtungswaffen?" weist auf die Erfolge der UNSCOM und
UNMOVIC hin, nicht aber auf den diesbezüglichen Einfluss der militärischen
Drohung der USA und Großbritanniens und dass deutsche Politik keine
fundierten Vorschläge zum eigenen Handeln eingebracht hat (z.B. zur
zukünftigen Gestaltung des Aussenhandels mit dem Irak).
-
Abschnitt "Was kommt nach dem Krieg?"
bezweifelt die Bereitschaft der USA, die Kosten
einer Staastsneubildung zu tragen, vermeidet aber die Diskussion darüber,
wieweit Deutschland (und andere EU-Staaten) zur friedlichen, zukunftsorientierten
Entwicklung im Irak beitragen kann und -angesichts der starken industriellen
Bindunge- auch muss.
-
Deutsche
Gesellschaft für Auswärtige Politik (Weltpolitik.net),
-
Hessische
Stiftung Friedens- und Konfliktforschung.
-
Beispiele für amerikanische Forschungsinstitute
(mehr):
-
Die deutsche Öffentlichkeit, die
mit ihren Steuern wesentliche Teile der deutschen Friedensforschung bezahlen,
erhält im Internet keine relevanten Informationen als Gegenleistung.
Das erschwert z.B. die Arbeit von engagierten Journalisten unangemessen.
-
Wahrscheinlich ist unsere heutige Forschungsselbstkontrolle
und -Mittelvergabe nicht geeignet, durchweg qualitativ auch nur ausreichende
Arbeit zum Irak zu ermuntern.
|
Möchten Sie zu dieser Sache
an den Bundestag
schreiben?
Geben Sie
den Namen Ihres Wohnorts ein und
...
|
III.
ANHANG
III.
1 Die Gegenwart: Hilfsleistungen an den Irak nach dem Kriegs - aus Deutschland
unzureichend
"Dies ist ein Augenblick von
historischer Bedeutung im Irak, es ist etwas, bei dem wir schnell etwas
tun müssen, es ist etwas, das -wenn wir nicht schnell handeln- sehr,
sehr schlimme Folgen in der Zukunft haben wird. Und wir hoffen, daß
andere Regierungen es ebenso sehen werden, daß sie im Bewußtsein
der Wichtigkeit dieser besonderen Aufgabe eine zusätzliche Budget-Anstrengung
machen werden. (Alan P. Larson, US Under Secretary of State for Economic,
Business and Agricultural Affairs; Preview
of Iraq Donors' Conference in Madrid, October 23-24, 2003, Foreign
Press Center Briefing, Washington, DC, October 22, 2003)
"Und indem wir uns auf dieses Fenster
der Möglichkeit fokussieren, könnten wir sehr viel bewegen für
sie [das irakische Volk], aber auch für die Sicherheit der ganzen
Welt." (John B. Taylor, US Under Secretary of Treasury for International
Affairs, Preview
of Iraq Donors' Conference in Madrid, October 23-24, 2003, Foreign
Press Center Briefing, Washington, DC, October 22, 2003)
"Dies ist ein historischer Augenblick
für mein Land, das vor wenig mehr als 6 Monaten das schwarze Schaf
der internationalen Gemeinschaft war. ... Heute bin ich wieder stolz, ein
Iraker zu sein. ... In den letzten Tagen habe ich viele Repräsentanten
von Dutzenden von Ländern getroffen, die angeboten haben, uns zu helfen,
eine sichere und stabile Zukunft für unser Land zu bauen. ... Die
heute gemachten Angebote werden uns dabei helfen, wieder auf die Füße
zu kommen.
Ein sehr bedeutsamer Teil des gesamten
Wiederaufbau-Bedarfs ist von der UN und der Weltbank in ihrem Untersuchungsbericht
identifiziert worden. ...
Dieses Land sollte keine Hilfe brauchen,
wir sind ein reiches Land, das zeitweilig arm gemacht wurde. ... Wir freuen
uns darauf, auf zukünftigen Konferenzen auf der anderen Seite des
Tischs zu sitzen, auf der Geberseite, nicht auf der Empfängerseite."
(Auszug aus der Rede von
Ayad Allawi, Präsident des irakischen Governing Council, auf der Presse-Konferenz
nach der Internationalen Geber-Konferenz für den Wiederaufbau des
Irak, Madrid, 24 Oktober 2003)
Für jeden angekündigten
deutschen Irak-Hilfe-Dollar
hat ein US-Staatbürger bereits
14 Irak-Hilfe-Dollar aufgebracht
(Stand
22.April 2003).
|
"Internationale
Sanktionen gegen das irakische Regim führten zum Zusammenbruch der
Wirtschaft, und über die Hälfte der Bevölkerung des Landes
wurde vollständig abhängig von Nahrungsmittelslieferungen, die
von der Regierung unter dem UN-Öl-für-Nahrungsmittel - Programm
verteilt wurden. Humanitäre Organisationen versuchen seit Monaten,
sich auf die menschlichen Kosten des Konflikts vorzubereiten, aber Schwierigkeiten,
Zugang zu erhalten für die Sondierungsmissionen und Aktivitäten
zur rechtzeitigen Vorbereitung, sowie unzureichende Mittel haben diese
Anstrengungen behindert und verzögert. Zwei Millionen Menschen
könnten innerhalb des Landes zu Flüchtlingen werden und dadurch
der Suche nach Nahrungsmitteln und Obdach anheimfallen. Auf diese Weise
vergrößert sich die Zahl der 1 Millionen Menschen, die bereits
jetzt ohne Heim sind.
-
Flüchtlinge -1.5 Millionen an der
Zahl- könnten in die Nachbarstaaten fliehen.
-
10 Millionen Iraker -40% der Bevölkerung-
könnten sofortige Nahrungsmittelhilfe benötigen.
-
5.2 Millionen von denen, die sofortige
Nahrungsmittelhilfe brauchen, sind Kinder unter 5 Jahren oder Frauen in
Schwangerschaft oder bei der Sorge für Kleinkinder.
-
Die möglichen Kosten der humanitären
Hilfestellung in allein den ersten 6 Monaten werden sich wohl auf bis zu
800
Millionen US$ belaufen." (American
Council For Voluntary International Action, Emergency
Relief in Iraq, 2. April 2003).
Deutschlands gegenwärtige Irak-Hilfe
beträgt weniger als 3 Promille von den geschätzten notwendigen
800 Millionen US$ (Auswärtiges Amt, 8.April
2003), obwohl Deutschland Iraks bedeutendste Handelspartner vor dem
Krieg war.
|
ReliefWeb is a project of the United
Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA).
|
|
Informationen an Spender
Die wirksamste Methode, mit der man
die Hilfsmaßnahmen unterstützen kann, ist das Spenden von Geld
an humanitäre Organisationen, die Hilfsoperationen durchführen.
Eine Liste von humanitären Organisationen, die Geldspenden für
ihre Aktivitäten im Golf annehmen, findet man im "How Can I Help"-Abschnitt
bei [www.usaid.gov/iraq]. |
|
Beiträge
internationaler Organisationen
- im wesentlichen Länderregierungen
-
Gesamtbetrag (am 4.
April 2003): 1.2 Milliarden US$
(Zusamenstellung aus Datenmaterial
von Relief Web und möglicherweise
nicht vollständig)
Klick auf Graphik zeigt verwendetes
Datenmaterial
Hilfe
für Irak (siehe auch: Relief
Web - Iraq)
Gesamtvolumen (Stand: 4.April
2003): 1.2 Milliarden US$
-
gesamte US-Regierung/USAID Hilfe für
Irak im Haushaltsjahr 2003: 530 Millionen US$
-
Rest der Welt (Stand: 3. April, 2003):
714 Millionen US$
Stand 22.
April 2003
Gesamtvolumen (Stand: 22.April
2003): 5 Milliarden US$, wie folgt zusammengesetzt:
Stand 20.
Oktober 2003
Stand 24.
Oktober und 5.
November 2003 (Geber-Konferenz in Madrid):
Gesamtvolumen: 33
Milliarden US$, davon
-
USA: $ 20
Milliarden,
-
mehr als $ 13 Milliarden von anderen
Ländern und internationalen Institutionen, einschließlich
-
Japan: $ 5
Milliarden
-
Europäische Union: $ 1.44 Milliarden,
u.a.
-
Spanien: $ 0.3 Milliarden,
-
Dänemark: mehr als 0.027 Milliarden,
-
Italien: $0.1 Milliarden,
-
Deutschland: $ 0.1 Milliarden(*).
-
Kanada: mehr als $0.15 Milliarden,
-
Südkorea: $ 0.2 Milliarden,
-
Weltbank und International Monetory
Fund: zwischen $2.5 und $4.25 Milliarden in Anleihen.
-
Frankreich und Rußland: 0.
(*)
-
"Einen vslligen Schuldenerlass schließe
ich aus", sagte die SPD-Politikerin Wieczorek-Zeul im Interview mit der
Financial Times Deutschland.
"Angesichts seines Ölreichtums
sei es angebracht, dass Irak für den Wiederaufbau hauptsächlich
aus eigener Kraft aufkomme. "Generell gilt die Kreditfinanzierung, denn
wenn die Öleinnahmen wieder laufen, kann sich Irak selbst tragen",
sagte Wieczorek-Zeul. Hilfe, die nicht zurückbezahlt werden muss,
sowie günstige Kredite könne es aber in der schwierigen Übergangsphase
geben." (Silke Mertins, "Wieczorek-Zeul
lehnt Schuldenerlass für Irak ab", Financial Times Deutschland,
21.10.2003).
-
"Seriöse Schätzungen gehen
derzeit von irakischen Auslandsschulden von 383 Milliarden US-Dollar aus.
Wenn diese Summe tatsächlich aus Öleinnahmen abbezahlt werden
sollte, die vor dem Golfkrieg von 1991 bei rund 15 Milliarden Dollar gelegen
haben, dann kann sich jeder ausrechnen, wie viele Jahre lang jeder Dollar
transferiert werden muss, bevor auch nur ein einziger Cent dem Wiederaufbau
zugute kSme. Ich halte diese Entscheidung für völlig absurd.
... Noch vor dem Krieg hat die Bundesregierung
die Schulden des Iraks in Deutschland auf eine Milliarde Euro beziffert.
Nach dem Krieg hat sich diese Zahl wunderbarerweise auf 4,4 Milliarden
Euro erhöht." (Jürgen Kaiser, Sprecher der deutschen Organisation
erlassjahr.de),
in Stefan Lehmacher, "Völlig
absurd: erlassjahr.de zum verweigerten Schuldenerlass für den Irak.
zdf Politik&Gesellschaft
22.10.2003.
-
"Bislang ist ja von deutscher Seite
auch nichts geschehen, was Entwicklungshilfe für den Irak genannt
werden könnte - mal abgesehen von vier Leuten des Technischen Hilfswerks
(THW), die eingeschlossen in ihrem Quartier irgendwo in Bagdad sitzen und
auch nichts tun können", Rupert Neudeck, Gründer Hilfsorganisation
"Cap Anamur" in Stefan Lehmacher, "Fatale
Entscheidung", zdf Politik&Gesellschaft
23.10.2003.
|
III.
2 Dokumentation des Bundesamts
für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
III.
3 Die Vergangenheit - Suche nach dem Grund für das humanitäre
Elend
Das übliche Argument gegen die
verheerenden humanitären Folgen der Sanktionen ist, dass Saddam
selbst das Elend herbeigeführt habe.
-
M. Ignatieff, Containment
of Iraq: Status and Challenges, March 2001,
-
US
Dept. of State material released September 13, 1999, updated March
24 2000:
-
Joy Gordon, Economic
sanctions as a weapon of mass destruction
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Iraks
Öl-Export-Erträge und Oil-for-Food Ankäufe a
Abb.
1: Erträge der Öl-Verkäufe unter dem Oil-for-Food-Programm.
Das Irak-Regime weigerte sich, dafür Nahrungsmittel für seine
Bevölkerung zu kaufen. Dauer jeder der Phasen
des Oil-for-Food-Programms ist 6 Monate. Phase I begann am 10.12.1996,
Aufteilung
der Einnahmen)
|
|
III.
2. a Irak hat anfänglich den "gezielten
Sanktionen" nicht zugestimmt.
" [Es bestand]
die Notwendigkeit, den hohen moralischen Anspruch wiederzuerlangen nach
der weitverbreiteten Kritik, dass Sanktionen eine humanitäre Katastrophe
verursacht haben. Die meisten Anstrengungen haben sich auf die Entwicklung
stärker gezielter Sanktionen konzentriert, einhergehend mit der Verbesserung
der Vorsorge für humanitäre Hilfe. Die britische Regierung spielte
eine konstruktive Rolle bei diesem Prozess, indem sie die UN-Sicherheitsrat-Resolution
1284
(17. Dezember 1999) verhandelte [24].
Diese Resolution sorgte dafür, dass die Sanktionen über jeweils
120 Tagen ausgesetzt wurden, und zwar wiederholt und über den Zeitraum,
in dem der Irak mit der neuen [in dieser Resolution geschaffenen] UN Monitoring,
Verification and Inspection Commission (UNMOVIC) (einem Ersatz der UNSCOM)
zusammenarbeitete [25].
Die Resolution hob auch die Obergrenze für das Volumen von Iraks Öl-Exporten
für humanitäre Ankäufe auf, während sie den Import
von einigen landwirtschftlichen und medizinischen Ausrüstungsgegenständen
erleichterte. Obwohl die Regierung Grossbritanniens signalisierte, dass
Resolution 1284 den internationalen Konsens über den Irak wiederherstellen
würde, stimmten nur Grossbritannien und die USA für sie, während
Russland, China und Frankreich sich alle der Stimme enthielten. Diese Aufsplitterung
mag erklären, warum der Irak die Resolution 1284 zurückwies.
17. Die UN versuchte erneut
im November 2001, diese Krise mit der UN-Sicherheitsrats-Resolution 1382
zu lösen [26].
Resolution 1382 wiederholt die zentralen Bestimmungen von Resolution 1284,
dass eine Aufhebung der Sanktionen abhängt von Iraks Erfüllung
seiner Verpflichtungen unter UN-Resolutionen und seiner Zustimmung mit
den UN-Waffeninspektoren zu kooperieren. Zusätzlich enthält die
Resolution Vereinbarungen zu gezielten Kontrollen des Irak, indem eine
Güter-"Ausfuhrliste" (Goods
Review List, in deutscher Übersetzung, auch "Güterprüfliste"
genannt) eingeführt wurde, nach welcher der Irak in die Lage versetzt
würde, alle seine zivilen Bedürfnisse zu erfüllen, während
die existierenden Kontrollen von bedenklichen Gütern wirksamer gestaltet
würden, z.B. von militärischen und Massenvernichtungswaffen-relevanten
Gütern. Wie der britischen Außenminister sagte: "Die UN-Entscheidung
wird bald bedeuten, dass keine Sanktionen mehr bestehen auf gewöhnlichen
Importen in den Irak, nur noch Kontrollen von militärischen und waffen-relevanten
Gütern. Dem Irak wird es freigestellt, alle seine zivilen Bedürfnisse
zu erfüllen. Die Maßnahmen erlauben dem Regime in Bagdad keine
Ausflüchte mehr für das Leid der irakischen Bevölkerung."
[27]
Darüberhinaus zielt die Resolution ab auf eine größere
Kooperation mit Iraks Nachbarn durch ein Regime ausgedehnten Handels. Diese
Resolution trat am 30 May 2002 in Kraft. Das ausgedehnte Handelsregime
ist besonders wichtig, um die schwindende Unterstützung von solchen
Staaten, wie Jordanien und der Türkei, aufzufangen, die bedeutsame
Handelsumlenkungen als Folge der Sanktionen erfahren haben. Diese Umlenkung
der Handelsströme haben einen illegitimen Grenzhandel ermuntert, dessen
Ausmaß ungewiss bleibt.
18. Die Regierung des Irak
hat sich immer wieder geweigert, diese neuen Resolutionen zu akzeptieren.
Die Außenpolitik des Irak wird angetrieben durch den Wunsch zwei
Ziele zu erreichen: ein Ende der Sanktionen und das Überleben des
Regimes. Seine geschickte Maniplation der Sorgen der ursprünglichen
Mitglieder der Golfkrieg-Koalition hat das gegenwärtige Sanktionsregime
schwer, wenn nicht tödlich unterminiert. " (Quelle: APPENDIX 10 "Memorandum
from the House of Bishops, The Church of England", Foreign Affairs
- Appendices
to the Minutes of Evidence, Foreign Affairs Committee Publications,
House
of Commons, Parlament von Großbritannien).
III. 2.
b Saddams Obstruktion
Die Regierung des Irak behinderte
das Oil-for-Food-Programm und zweigte Güter ab, die unter dem OFF
geliefert werden. http://usinfo.state.gov/regional/nea/iraq/text/0912wthsbkgd.htm#efforts
-
Iraks Regierung unterminierte das OFF:
Iraks Regime brachte falsche Anschuldigungen zum Masern-Impfstoff in den
Umlauf. http://usinfo.state.gov/regional/nea/iraq/text/0314ofp.htm
Iraks Entscheidung im April 2002,
Öl-Exporte zu stoppen, bis Israels Truppen sich aus den palästinensischen
Selbstverwaltungsgebieten zurückgezogen haben, brachte einen geschätzten
Verlust von 1.3 Milliarden Dollar für das humanitäre UN-Hilfsprogramm
im Irak, sagen die UN. http://usinfo.state.gov/regional/nea/iraq/text/0506bchr.htm
Quelle: Chart
2 des Bericht des U.S. Außenministeriums "Iraqi
Obstruction of Oil-For-Food".
Hinzufügungen (dünne Linien)
von J.
Gruber mit Daten aus Tabelle 1, Global trends in 5-year estimates of
under-five mortality rate, 1955?99, and WHO estimates for 1999, O,B. Ahmad,
A.D. Lopez, M. Inoue, The
decline in child mortality: a reappraisal, Bulletin of the World Health
Organization, 2000, 78 (10):1175-1191.
-
Ein bedeutsamer Beweis für die
eisige Politik der Regierung wurde in einer kürzlich veröffentlichten
Studie der UNICEF dokumentiert, die herausfand, dass die Kindersterblichkeit
im Süden und Zentrum des Irak sich verdoppelten, wo der Irak das Programm
kontrollieren, aber im Norden fiel, wo die UN die humanitäre Hilfsgüter
verteilen. http://usinfo.state.gov/regional/nea/iraq/iraq99i.htm
-
Wir schlagen vor, dass das UN-Sanktionskommitte
solche Medikamentenanforderungen untersucht, deren Mengen bei weitem über
den zivilen Bedürfnissen liegen. Die USA ist dagegen, dem irakischen
Militär zu gestatten, Mengen von gewissen Medikamenten zu horten,
die zum Schutze seiner Truppen im Falle einer vom Irak gestarteten chemischen
oder biologischen Kriegshandlung gebraucht werden könnten. http://usinfo.state.gov/regional/nea/iraq/text/1221fact.htm
-
Die UN berichete, dass Medizin und medizinische
Versorgungsgüter im Wert von 200 Millionen Dollar in irakischen Lagerhäusern
liegen. Dies ist etwa die Hälfte des Werts aller medizinischen Versorgungsgüter,
die seit dem Beginn des Oil-for-Food-Programms im Irak angekommen sind.
-
http://usinfo.state.gov/regional/nea/iraq/iraq99b.htm,
-
http://usinfo.state.gov/regional/nea/iraq/chart1.htm
von Sponeck
sah vielfältige
Gründe dafür.
Oil-for-Food-Güter, die unverteilt
im Irak liegenblieben
Abb.
3: Die Regierung des Irak hat sich geweigert, Versorgungsgüter
im Rahmen des Öl-für-Nahrung-Programms im Werte von mehreren
Milliarden Dollar an seine Bevölkerung zu verteilen (Quelle:
Iraqi
Obstruction of Oil-For-Food).
|
version: 10. September 2013
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