AuszŸge aus den Studien im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI 2018, 2021, 2024)

Klimapfade fŸr Deutschland

Philipp Gerbert | Patrick Herhold | Jens Burchardt | Stefan Schšnberger |

Florian Rechenmacher | Almut Kirchner | Andreas Kemmler | Marco WŸnsch

im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) durch The Boston Consulting Group (BCG) und Prognos, Januar 2018
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Quelle: Abb. 1 aus Klimapfade fŸr Deutschland

Die Studie beschreibt fŸnf Klimapfade
Abbildung 1 | †bersicht Ÿber Kernergebnisse der fŸnf Klimapfade

Bedeutung der hochgestellten Zahlen:

  1. StromerzeugungskapazitŠten Perspektive, CO2-Preise sind nicht berŸcksichtigt
  2. Bei kosteneffizienter Umsetzung der optimierten Klimapfade; direkte Mehrkosten aus volkswirtschaftlicher Perspektive, CO2-Preise sind nicht berŸcksichtigt
  3. Investitionen und Kosten fŸr nichtwirtschaftliche Ma§nahmen in der Referenz, v. a. Fortschreibung der Energiewende, nichtwirtschaftliche Effizienzma§nahmen zur Erreichung von Flottengrenzwerten im Verkehr, Teile GebŠudesanierung
  4. Mehrkosten der Szenarien im Vergleich zur "Referenzwelt"
  5. Mehrkosten der Klimaschutzma§nahmen innerhalb der Szenarien (niedrigere EnergietrŠgerpreise bei globalem Klimaschutz erhšhen die Mehrkosten)
  6. BIP-Spanne beinhaltet SensitivitŠt bei vollstŠndigem Crowding-out der Klimaschutzinvestitionen (niedriger Wert) und ohne Crowding-out (hšherer Wert)

Im ersten Teil der Studie werden bestehende Anstrengungen ("Referenzpfad") bewertet, um die LŸcke zwischen einer unter derzeitigen Rahmenbedingungen absehbaren Entwicklung und den Emissionsreduktionszielen von 80 bzw. 95 Prozent zu beziffern. Danach werden die technischen Ma§nahmen beschrieben, mit denen nach heutigem Stand eine volkswirtschaftlich kosteneffiziente und gesellschaftlich akzeptable Erreichung dieser Ziele mšglich wŠre ("80 %-Klimapfad", "95 %-Klimapfad"). ZusŠtzlich zu diesen Klimapfaden werden Ma§nahmen diskutiert, deren technologische und wirtschaftliche Reife aus heutiger Sicht auch bis 2050 nicht hinreichend sicher scheint, die aber bei Eintritt dieser Reife einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten kšnnten (sogenannte Game-Changer).


In Kapitel 3 werden diese Pfade in 2 Szenarien bezŸglich der internationalen Rahmensetzungen zu Klimaschutzanstrengungen škonomisch bewertet

Betrachtet werden dazu


1. Im Szenario "Nationale AlleingŠnge" wurden fŸr den 95%-Klimapfad keine škonomischen Auswirkungen untersucht, da dieser Pfad, wie im Folgenden erlŠutert, kaum realistisch erscheint.


2 Als Brennstoffe werden nachfolgend im Allgemeinen feste, flŸssige und gasfšrmige EnergietrŠger bezeichnet. FlŸssige und gasfšrmige Brennstoffe, die im Verkehrssektor eingesetzt werden, werden nachfolgend als Kraftstoffe bezeichnet.


Zudem werden wirtschaftliche Chancen und Herausforderungen diskutiert, die sich bei der Umsetzung der Klimapfade ergeben kšnnen. Abschlie§end erfolgt eine Identifizierung der dringlichsten politischen Handlungsfelder. Detailbetrachtungen der untersuchten Sektoren Industrie, Verkehr, Haushalte und Gewerbe, Energie und Umwandlung sowie Land- und Abfallwirtschaft finden sich in den Kapiteln 5 bis 9.


Die wesentlichen Erkenntnisse der Studie sind im Folgenden zusammengefasst.


1. Mit einer Fortsetzung derzeitiger Anstrengungen in Form bestehender Ma§nahmen, beschlossener politischer und regulatorischer Rahmenbedingungen sowie absehbarer Technologieentwicklungen ("Referenzpfad") werden bis 2050 ca. 61 Prozent Treibhausgas(THG)-Reduktion gegenŸber 1990 erreicht. Es verbleibt damit eine LŸcke von 19 bis 34 Prozentpunkten zu den deutschen Klimazielen.


2. 80 Prozent THG-Reduktion sind technisch mšglich und in den betrachteten Szenarien volkswirtschaftlich verkraftbar. Die Umsetzung wŸrde allerdings eine deutliche VerstŠrkung bestehender Anstrengungen, politische Umsteuerungen und ohne globalen Klimaschutzkonsens einen wirksamen Carbon-Leakage-Schutz (Schutz gegen Verlagerung von CO2-Emissionen ins Ausland) erfordern.


3. 95 Prozent THG-Reduktion wŠren an der Grenze absehbarer technischer Machbarkeit und heutiger gesellschaftlicher Akzeptanz. Eine solche Reduktion (Ÿber den 80 %-Pfad hinaus noch einmal um drei Viertel) erfordert praktisch Nullemissionen fŸr weite Teile der deutschen Volkswirtschaft. Dies wŸrde neben einem weitestgehenden Verzicht auf alle fossilen Brennstoffe2 unter anderem den Importerneuerbarer Kraftstoffe (Power-to-Liquid/-Gas), den selektiven Einsatz aktuell unpopulŠrer Technologien wie Carbon-Capture-and-Storage (CCS) und sogar weniger Emissionen im Tierbestand bedeuten Ð eine erfolgreiche Umsetzung wŠre nur bei Šhnlich hohen Ambitionen in den meisten anderen LŠndern vorstellbar.


4. Mehrere "Game-Changer" kšnnten die Erreichung der Klimaziele in den nŠchsten Jahrzehnten potenziell erleichtern und gŸnstiger gestalten (unter anderem Technologien fŸr die Wasserstoffwirtschaft und Carbon-Capture-and-Utilization-Verfahren). Ihre Einsatzreife ist aktuell noch nicht sicher absehbar und wird daher zur Erreichung der Ziele nicht unterstellt. Sie mŸssten allerdings mit PrioritŠt erforscht und entwickelt werden.


5. Die kosteneffiziente Erreichung der Klimapfade wŸrde aus heutiger Sicht in Summe Mehrinvestitionen von 1,5 bis 2,3 Billionen Euro bis 2050 gegenŸber einem Szenario ohne verstŠrkten Klimaschutz erfordern, davon ca. 530 Milliarden Euro fŸr eine Fortschreibung bereits bestehender Anstrengungen (im Referenzpfad). Dies entspricht bis 2050 durchschnittlichen jŠhrlichen Mehrinvestitionen in Hšhe von ca. 1,2 bis 1,8 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die direkten volkswirtschaftlichen Mehrkosten nach Abzug von Energieeinsparungen lŠgen bei etwa 470 bis 960 Milliarden Euro bis 2050 (etwa 15 bis 30 Milliarden Euro pro Jahr), davon ca. 240 Milliarden Euro fŸr bestehende Anstrengungen.


Mehrinvestitionen enthalten alle zusŠtzlichen Investitionen zur Erreichung der Klimapfade Ÿber im Referenzszenario getroffene Investitionen hinaus. Zur Berechnung der Mehrkosten wurden diese mit 2 Prozent volkswirtschaftlichem Realzins Ÿber die Lebensdauer des jeweiligen Kapitalguts annualisiert. Energiekosteneinsparungen und -ausgaben wurden gegengerechnet. HierfŸr wurden GrenzŸbergangspreise fŸr fossile EnergietrŠger und Stromsystemkosten angesetzt. Die Mehrinvestitionen und -kosten fŸr nichtwirtschaftliche Ma§nahmen des Referenzszenarioswurden darŸber hinaus grob abgeschŠtzt


6. Bei optimaler politischer Umsetzung wŠren die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der betrachteten Klimapfade dennoch neutral ("schwarze Null"), im betrachteten 80%-Klimapfad wŠre dies sogar im Szenario ohne globalen Konsens der Fall. Dabei wŠre jedoch ein umfangreicherer Schutz gefŠhrdeter Industrien nštig, um dem Risiko einer SchwŠchung industrieller Wertschšpfung zu begegnen Ð in Form eines wirksamen Carbon-Leakage-Schutzes und langfristig verlŠsslicher Ausgleichsregelungen fŸr Industrien im internationalen Wettbewerb.


7. Erfolgreiche KlimaschutzbemŸhungen wŠren mit einer umfangreichen Erneuerung aller Sektoren der deutschen Volkswirtschaft verbunden und kšnnten deutschen Exporteuren weitere Chancen in wachsenden "KlimaschutzmŠrkten" eršffnen. Studien erwarten, dass das Weltmarktvolumen der wichtigsten Klimatechnologien bis 2030 auf 1 bis 2 Billionen Euro pro Jahr wachsen wird. Deutsche Unternehmen kšnnen fŸr diesen globalen Wachstumsmarkt ihre Technologieposition stŠrken.


8. Gleichzeitig wird der anstehende Transformationsprozess Deutschland vor erhebliche Umsetzungsherausforderungen stellen. Die betrachteten Klimapfade sind volkswirtschaftlich kosteneffizient und unterstellen eine ideale Umsetzung unter anderem im Sinne sektorŸbergreifender Optimierung und "richtiger Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt". Fehlsteuerungen in der Umsetzung Ð wie z. B. in der Energiewende durch †berfšrderungen und die Verzšgerung des Netzausbausbeobachtbar Ð kšnnen die Kosten und Risiken erheblich steigern oder das Zielsogar unerreichbar werden lassen.


9. Erfolgreicher Klimaschutz in Deutschland kšnnte einerseits international Nachahmer motivieren. Andererseits wŠren im Fall signifikant negativer wirtschaftlicher Auswirkungen die deutschen KlimaschutzbemŸhungen sogar kontraproduktiv, da sie andere Staaten abschrecken wŸrden, wŠhrend der deutsche Anteil am globalen THG-Aussto§ (rund 2 Prozent) das Klima allein nicht wesentlich beeinflusst. Eine international vergleichbar ambitionierte Umsetzung zumindest in den grš§ten Volkswirtschaften (G20) wŸrde diese Risiken deutlich mindern und deutschen Unternehmen au§erdem breitere Exportchancen eršffnen.


10. Eine erfolgreiche Erreichung der deutschen Klimaziele und eine positive internationale Multiplikatorwirkung sind daher ein politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Kraftakt. Gefragt ist eine weitsichtige Klima-, Industrie- und Gesellschaftspolitik "aus einem Guss", die auf Wettbewerb und Kosteneffizienz setzt, gesellschaftliche Lasten fair verteilt, Akzeptanz fŸr die Ma§nahmen sicherstellt sowie den Erhalt und Ausbau industrieller Wertschšpfung priorisiert. Dazu bedarf es fŸr das "Gro§projekt Klimaschutz" einer langfristigen politischen Begleitung.

Klimapfade 2.0

Ein Wirtschaftsprogramm fŸr Klima und Zukunft, BDI, Oktober 2021
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Fundamental verŠndert haben sich 2021 die klimapolitischen Ziele, zunŠchst auf Ebene der EU und dann auf nationaler Ebene: -65 % Reduktion der Treibhausgase bis 2030 fŸr Deutschland, KlimaneutralitŠt bis 2045.

Mit dieser Festlegung muss sich die Diskussion deutlich von der Zielebene hin zu der Definition der notwendigen politischen Instrumente bewegen. Denn noch immer sind die hohen erforderlichen Investitionen in Klimaschutztechnologien fŸr einzelne Unternehmen unwirtschaftlich und nicht wettbewerbsfŠhig. Daher werden diese in der Breite derzeit nicht getŠtigt, obwohl sie zur politischen Zielerreichung unabdingbar sind. Mit der vorliegenden Studie wollen wir daher fŸr die kommenden Jahre bis 2030 aufzeigen, was getan werden muss, welche Investitionen erforderlich sind und in welchem Umfang dazu Fšrderma§nahmen, Bepreisung und flankierende Instrumente beitragen kšnnen. Die Herausforderung und der Handlungsdruck sind immens. In allen vier untersuchten Bereichen Energie, Industrie, GebŠude und Verkehr gehen sie an vielen Stellen Ÿber alles Dagewesene hinaus an die Grenzen dessen, was in den verbleibenden neun Jahren fŸr viele der beteiligten Expertinnen und Experten vorstellbar ist. Die Unternehmen brauchen fŸr die hierfŸr erforderlichen Planungen und erheblichen Investitionen dringend sichere rechtliche Rahmenbedingungen. Klimaklagen wirken hier eher kontraproduktiv.

Auftrag der Studie war es, aufzuzeigen, wie die nationalen Sektorziele fŸr 2030 erreicht werden kšnnten. Dabei haben die Autorinnen und Autoren der Studie die mit heutigem Wissen unter bestimmten Annahmen volkswirtschaftlich kostengŸnstigsten Pfade beschrieben. Wie realistisch eine Zielerreichung wie beschrieben tatsŠchlich ist, war nicht Gegenstand der Untersuchung. Die Pfade sind stetige, konsistente Wege auch Ÿber 2030 hinaus in Richtung KlimaneutralitŠt. Sie verzichten auf symbolische Abschaltzeitpunkte oder plakative Technologieverbote und sollen teure, ineffiziente Sofortma§nahmen erŸbrigen. Positiv ist, dass alle zur Zielerreichung 2030 notwendigen Technologien grundsŠtzlich bereits bekannt sind, gleichwohl haben einige noch nicht die gro§technische Marktreife erreicht. Dies gilt jedoch nicht fŸr alle bis 2045 notwendigen Technologien zur Erreichung der KlimaneutralitŠt.

Die Modellierung von Wegen, wie nationale Sektorziele 2030 erreicht werden kšnnten, darf allerdings nicht darŸber hinwegtŠuschen, dass es vorrangiges Ziel jeder Regierung sein muss, klimapolitische Anstrengungen international vergleichbar zu machen und dazu auch internationale Instrumente zu verabreden. Die europŠischen AnsŠtze, etwa zur einheitlichen Bepreisung von CO2, sollten im Rahmen des Green Deals daher unterstŸtzt und international verbreitert werden. Solange die klimapolitischen Ambitionsniveaus und Kostenbelastungen au§erhalb Europas so deutlich von denen in der EU abweichen, muss der Erhalt der WettbewerbsfŠhigkeit der Industrie und eine UnterstŸtzung ihres Transformationspfades eine SchlŸsselrolle spielen, denn der Erhalt der WettbewerbsfŠhigkeit der Industrie vor Ort bedeutet zugleich auch stets mehr Klimaschutz. Nur wettbewerbsfŠhige Unternehmen kšnnen ambitionierten Klimaschutz leisten.

Handlungsempfehlungen

(im Cache)

Mit ihren ehrgeizigen KlimaneutralitŠtszielen stehen die EU bis 2050 und Deutschland bis 2045 vor gewaltigen Herausforderungen fŸr Gesellschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Wis- senschaft. Denn der Umbau zu einem klimaneutralen Industrieland erfordert eine Transfor- mation in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Der BDI schlŠgt zur BewŠltigung dieser komplexen Herausforderung einen breiten Instrumentenmix in der Klima-, Energie-, Verkehrs- und Industriepolitik vor. Allein ein steigender CO2-Preis reicht nicht aus. Deutsch- land muss bis 2030, also innerhalb von neun Jahren, seine Emissionen fast halbieren. Die BDI-Studie ãKlimapfade 2.0Ò untersucht, welche Instrumente hierfŸr nštig sind. Sie zeigt, dass die Industrie mit ihren Technologien der zentrale Wegbereiter fŸr erfolgreichen Klima- schutz ist. Voraussetzung dafŸr ist die internationale WettbewerbsfŠhigkeit deutscher Unternehmen. Folgende Punkte sind aus Sicht des BDI zentral:

siehe auch Seite 9 (190 Mt EmissionslŸcke in 2030 mit heutigen Instrumenten) und Seite 11 (Wirtschaftsprogramm - zusŠtzliche Instrumente)

Transformationspfade fŸr das Industrieland Deutschland

Langfassung (im Cache) - Kurzfassung (im Cache)

Handlungsempfehlungen (im Cache)

Wie kann eine umfassende und ganzheitliche Transformation des Industriestandortes Deutschland als Antwort auf die vielen strukturellen Herausforderungen aussehen? Wie unterschiedlich ist die Industrie konkret betroffen und wie kann der Industriestandort wieder langfristig wetterfest gemacht werden, um Anschluss an die Wachstumsdynamik anderer gro§er Volkswirtschaften zu finden? Diesen Fragen beantwortet die Studie ãTransformationspfade fŸr das Industrieland DeutschlandÒ, die wir bei BCG und dem IW in Auftrag gaben.

Perspektiven bis 2030: Im Zentrum stehen die wesentlichen Standortfaktoren des Industriestandortes und die damit zusammenhŠngenden Politikfelder, zugleich steht die Industrie mit ihren branchenŸbergreifenden Wertschšpfungsgeweben im Vordergrund.

Das Lagebild, das die Studie anhand vieler Indikatoren prŠzise zeichnet, muss uns wachrŸtteln. Rund ein FŸnftel der industriellen Wertschšpfung in Deutschland steht massiv unter Druck. In einigen energieintensiven Bereichen hat eine schleichende Abwanderung bereits begonnen und der Kapitalstock schrumpft. Ursache sind eine Summe von strukturellen Problemen, die daher auch strukturelle Antworten benštigen und nicht durch singulŠre Konjunkturprogramme zu heilen sind.

Die Energiekosten bleiben auch nach der Energiekrise strukturell hšher als in Wettbewerbsregionen, gleiches gilt fŸr andere Kostennachteile bei Steuern, Abgaben sowie Lšhnen, welche durch die noch vorhandenen Vorteile bei StabilitŠt, Forschung und ProduktivitŠt vielfach nicht mehr ausgeglichen werden kšnnen. Schleichende interne Krisen wie Ÿberalterte Infrastrukturen, Fachund ArbeitskrŠftemangel und immer Ÿberbordendere bŸrokratische und regulatorische Pflichten belasten die wirtschaftliche Dynamik. Geopolitische Krisen, die Freihandel und die Einhaltung internationaler Regeln schwŠchen und hšhere Ausgaben fŸr Verteidigung und Resilienz von Lieferbeziehungen erforderlich machen, kommen hinzu. Und schlie§lich erfordert die Klimatransformation den kapitalintensiven Umbau vieler Produktionsprozesse, was ohne ein ausreichendes internationales ãlevel playing fieldÒ die WettbewerbsfŠhigkeit des Standortes spŸrbar belastet.

Klima, Digitalisierung, Demografie und Geopolitik erfordern mehr als punktuelle politische VerŠnderungen, sondern ein beispielloses Wachstumsprogramm, das zu massiv hšheren Investitionen fŸhrt. 1,4 Billionen Euro zusŠtzliche Investitionen bis 2030 fŸr das Gelingen der verschiedenen Transformationen sind eine gro§e Summe, aber volkswirtschaftlich darstellbar. Gute zwei Drittel davon sind private Investitionen, die aber zum ganz Ÿberwiegenden Teil heute noch nicht beziehungsweise nicht ausreichend angereizt sind. Entscheidend ist, dass der Mut fŸr die Priorisierung einer solchen Investitionsagenda aufgebracht wird, die von einer Vertrauensund Ermšglichungskultur getragen wird, statt von zu detaillierten Detailvorgaben und ausgeprŠgter Risikoaversion. Wir mŸssen die deutschen und europŠischen Innovationsund WachstumskrŠfte regelrecht entfesseln, wenn wir die Herausforderungen erfolgreich bestehen wollen. Die ÒTransformationspfade fŸr das Industrieland DeutschlandÒ, definieren dazu 15 Handlungsfelder.

1. Bestandsaufnahme

1.1 Der Industriestandort Deutschland fŠllt strukturell zurŸck Ð zwei Drittel der wichtigsten Standortindikatoren liegen hinter Wettbewerbern
Abb. 1a: Wertschšpfungsanteil verarbeitendes Gewerbe an Gesamtwirtschaft
Abb. 1b: BeschŠftigungsanteil produzierendes Gewerbe an GesamtbeschŠftigung
Abb. 2: †bersicht der wesentlichen Standortindikatoren fŸr die deutsche Industrie

1.2 Rund ein FŸnftel der deutschen Industriewertschšpfung ist mittelfristig gefŠhrdet Ð vor allem durch hohe Energiekosten und schrumpfende MŠrkte fŸr bisherige deutsche Kerntechnologien
Abb. 3: GefŠhrdete Wertschšpfung der deutschen Industrie
Abb. 4: Indirekt ausgelšste Wertschšpfung der Industriezweige in Deutschland

1.3 Gleichzeitig eršffnet vor allem die globale Klimatransformation Deutschland neue Wachstumschancen Ð in neuen MŠrkten von mehr als 15 Billionen Euro in 2030
Abb. 5: WachstumsmŠrkte nach globaler MarktattraktivitŠt und deutscher WettbewerbsfŠhigkeit

1.4 Um auch in Zukunft noch erfolgreich zu sein, muss Deutschland sich als Industrienation neu erfinden

2. Handlungsfelder und -empfehlungen

2.1 Standort Deutschland wieder wettbewerbsfŠhig machen
2.1.1 Energieversorgung sicher und wettbewerbsfŠhig machen
Abb. 6: Strompreise verschiedener industrieller Verbraucher nach LŠndern
Abb. 7: Investitionen in Stromnetze & Systemkostenentwicklung bis 2035
2.1.2 MolekŸlwende beschleunigen und zum Erfolg bringen
2.1.3 Eine nationale Infrastrukturoffensive auf den Weg bringen
2.1.4 Digitalisierung offensiv voranbringen
2.1.5 Verfahren beschleunigen und BŸrokratie abbauen
2.1.6 FachkrŠftelŸcke schlie§en
2.1.7 Kritische AbhŠngigkeiten minimieren
2.2 Industrielle Basis sichern
2.2.1 Industrietransformation im Zuge der Defossilisierung unterstŸtzen
2.2.2 Alle Optionen fŸr Dekarbonisierung nutzen
2.2.3 Kreislaufwirtschaft stŠrken
2.2.4 Effektiven Carbon-Leakage-Schutz herstellen
2.3 Neues Wachstum beschleunigen
2.3.1 Nachfrage nach grŸnen Technologien stŠrken
2.3.2 GebŠude: Sanierungswelle starten und Wohnungsneubau voranbringen
Abb. 8: †bersicht internationaler Subventionen fŸr Produktionsaufbau in ZukunftsmŠrkten
2.3.3 Innovation in Zukunftstechnologien fšrdern
2.3.4 Lokalisierung neuer Produktion anreizen
2.3.5 Regelbasierten Handel voranbringen
Abb. 9: Mehrinvestitionsbedarf bis 2030 fŸr die Transformation der deutschen Industrie
2.4 Finanzierung als Zukunftspakt verstehen
Abb. 10: Mehrinvestitionsbedarf bis 2030 nach Finanzierungsquelle und politischen Anreizen


AuszŸge aus der Roadmap Chemie 2050 im Auftrag des VCI

ROADMAP CHEMIE 2050 - Auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland

Eine Studie von DECHEMA und FutureCamp fŸr den VCI, 2019 (im Cache)

Kurzfassung (im Cache)

Der folgende Text stammt aus der VorgŠngerfassung Eine treibhausgasneutrale Chemie ist technologisch mšglich

Die deutsche chemische Industrie kann ihren Aussto§ von Treibhausgasen mithilfe neuer Produktionstechnologien bis zur Mitte des Jahrhunderts fast vollstŠndig reduzieren. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), erstellt durch die Gesellschaft fŸr Chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA) und das Beratungsunternehmen FutureCamp. Die Analyse untersuchte auch die Voraussetzungen, damit die Branche bis 2050 treibhausgasneutral werden kann: Neben der Entwicklung neuer Verfahren vor allem in der Basischemie sind dazu ein dauerhaft niedriger Industriestrompreis sowie erhebliche Mengen emissionsfreien Stroms aus erneuerbaren Quellen notwendig.

VCI-HauptgeschŠftsfŸhrer Wolfgang Gro§e Entrup erklŠrte, die Studie sei Ergebnis einer langen und intensiven BeschŠftigung der Branche mit dem Thema Klimaschutz. Er sagte vor Journalisten in Berlin: "Die deutsche Chemie bekennt sich zur gesellschaftlichen Aufgabe TreibhausgasneutralitŠt. Wir wollen diesen Weg bis 2050 erfolgreich beschreiten. Dabei wollen wir als deutsche Branche die Speerspitze der technologischen Transformation der globalen Chemieindustrie bilden." Um die Unternehmen bei diesem Prozess zu unterstŸtzen, plant der VCI eine neue Plattform zu etablieren, die Expertise aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenfŸhren und die gesamte Wertschšpfungskette vom Produzenten bis hin zum Endkonsumenten sowie Politik und Gesellschaft einschlie§en soll.

Klaus SchŠfer, Vorsitzender des VCI-Ausschusses Energie, Klimaschutz und Rohstoffe, stellte die Inhalte der VCI-Studie vor. Wie der Vorstand der Covestro AG erlŠuterte, sind die erforderlichen CO2-freien Verfahren zur Herstellung von Basischemikalien heute prinzipiell bekannt, sie mŸssten aber fŸr die gro§technische Verwendung noch weiterentwickelt und marktreif gemacht werden. Ihr Einsatz sei ab Mitte der 2030er Jahre denkbar. SchŠfer sagte: "2050 ist eine weitgehend treibhausgasneutrale Chemieproduktion in Deutschland technologisch vorstellbar. DafŸr mŸssen aber alle Voraussetzungen stimmen: Unternehmen kšnnen die Transformation hin zu null Emissionen nur vorantreiben, wenn sie in jeder Phase wettbewerbsfŠhig bleiben und Ÿber gro§e Mengen erneuerbaren Stroms zu niedrigen Kosten verfŸgen kšnnen."

Drei Entwicklungspfade analysiert


Quelle: Eine treibhausgasneutrale Chemie ist technologisch mšglich

Die Studie mit dem Titel "Auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland" beschreibt die Entwicklung der nŠchsten Jahrzehnte anhand dreier unterschiedlicher Ambitionsniveaus:

  1. In einem Referenzpfad wŸrde die deutsche Chemie weiterhin mit den heutigen Technologien produzieren, ihre Effizienz durch kontinuierliche Investitionen aber weiter erhšhen. Damit kann sie bis 2050 eine Treibhausgasminderung von 27 Prozent bezogen auf das Niveau von 2020 erreichen.
  2. Sogar 61 Prozent Minderung sind mšglich, wenn die Unternehmen im zweiten Technologiepfad zusŠtzlich stark in neue Prozesstechnologien der Basischemie investieren. Allerdings geht mit diesem Ambitionsniveau bereits ein sehr hoher Bedarf an erneuerbarem Strom von 224 Terawattstunden pro Jahr einher, was der Gesamtstrommenge Deutschlands aus erneuerbaren Energien 2018 entspricht. Das zusŠtzliche Investitionsvolumen in neue Anlagen liegt bei rund 15 Mrd. Euro.
  3. Noch weitergehende Ma§nahmen beschreibt der dritte Pfad TreibhausgasneutralitŠt, der die LŸcke zur vollstŠndigen CO2-Minderung schlie§t: Danach wŸrden neue Prozesstechnologien von den Unternehmen schon dann eingefŸhrt, wenn sie eine CO2-Ersparnis erbringen, selbst wenn sie noch nicht wirtschaftlich sind. Alleine fŸr die Herstellung der sechs in der Studie untersuchten Grundchemikalien mŸssten die Unternehmen von 2020 bis 2050 rund 45 Mrd. Euro zusŠtzlich investieren. Der Strombedarf wŸrde ab Mitte der 2030er Jahre zudem noch einmal rasant ansteigen und mit 628 Terawattstunden etwa das Niveau der gesamten heutigen Stromproduktion in Deutschland erreichen.

Weitere Materialien zur VCI-Stellungnahme

Podium auf der VCI-Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie "Auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland" am 9. Oktober 2019 in Berlin (4568 KB)

Auf dem Podium von links nach rechts: Wolfgang Gro§e Entrup (VCI-HauptgeschŠftsfŸhrer), Klaus SchŠfer (CTO von Covestro und Vorsitzender des VCI-Ausschusses Energie, Klimaschutz und Rohstoffe), Kurt Wagemann (DECHEMA-GeschŠftsfŸhrer) und Roland Geres (geschŠftsfŸhrender Gesellschafter bei FutureCamp). Copyright: Verband der Chemischen Industrie e.V. Die Nutzung der Fotos ist fŸr redaktionelle Zwecke frei. Verwendung nur mit Quellenvermerk "VCI/Simone M. Neumann". Eine kommerzielle Weitergabe an Dritte ist unzulŠssig.

09.10.2019

AusfŸhrungen von VCI-HauptgeschŠftsfŸhrer Wolfgang Gro§e Entrup am 9. Oktober 2019 vor der Presse in Berlin (98 KB)

(Umfang: 3 Seiten)

09.10.2019

VCI-DECHEMA-FutureCamp-Studie "Auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland" (Kurzfassung) (2916 KB)

(Umfang: 12 Seiten)

09.10.2019

VCI-DECHEMA-FutureCamp-Studie "Auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland" (Langfassung) (7695 KB)

(Umfang: 96 Seiten)

09.10.2019

AusfŸhrungen von DECHEMA-GeschŠftsfŸhrer Kurt Wagemann am 9. Oktober 2019 vor der Presse in Berlin (38 KB)

(Umfang: 3 Seiten)

09.10.2019

AusfŸhrungen von Klaus SchŠfer, CTO der Covestro AG und Vorsitzender des VCI-Ausschusses Energie, Klimaschutz und Rohstoffe, am 9. Oktober 2019 vor der Presse in Berlin (104 KB)

(Umfang: 5 Seiten)

09.10.2019


Grafik: Die Studienergebnisse "Auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland" in Kurzform (1274 KB)

Copyright: Verband der Chemischen Industrie e.V. Die Nutzung der Grafik ist fŸr redaktionelle Zwecke frei. Verwendung nur mit Quellenvermerk "VCI", ergŠnzt um die ggf. in der Grafik selbst jeweils benannten Datenquellen. Eine kommerzielle Weitergabe an Dritte ist unzulŠssig.

09.10.2019

Charts zur Pressekonferenz "Auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen chemischen Industrie in Deutschland" am 9. Oktober 2019 in Berlin (PowerPoint) (4813 KB)

Copyright: Verband der Chemischen Industrie e.V. Die Nutzung der Dateien ist fŸr redaktionelle Zwecke frei. Verwendung nur mit Quellenvermerk "VCI", ergŠnzt um die in den Grafiken selbst jeweils benannten Datenquellen. Eine kommerzielle Weitergabe an Dritte ist unzulŠssig.

Climate Policy Priorities for the Next European Commission

Clemens Fuest, Andrei Marcu, Michael Mehling, EconPol Policy Report, CESifo, March 2024 (im Cache)

Seite 8: Decarbonization is costly because it restricts the use of a resource Ð fossil fuels Ð that plays an important economic role. In particular, ambitious climate policies require large investments. Normally, investment is seen as fostering future economic growth and consumption possibilities by creating additional production capacity. The picture is more complicated for decarbonization investment. A significant part of decarbonization investment merely replaces existing and functioning but carbon-intensive capital, which becomes stranded. No additional production capacity is created. This problem is more severe if the transition is accelerated.

2Pisani-Ferry (2023), Climate Policy is Macroeconomic Policy, and the Implications Will Be Significant, Peterson Institute for International Economics Policy Brief 21Ð20.
Similar results are derived in a recent analysis by the OECD (2023), which argues: ÒA scenario with a substantial energy transition by 2050 almost surely involves a significant increase in the share of global GDP devoted to investment, thus reducing global consumption possibilities. The resulting differential between the growth rate of GDP and private consumption is likely to be most apparent early in the transition, as the investment share is built up.Ó, see OECD (2023), Long Term Scenarios: Incorporating the Energy Transition, OECD Economic Policy Paper December 2023 No. 33.

Seite 10: Climate change increasingly needs to be viewed as a matter of economic, industrial, and competition policy, both due to the cost impacts of carbon constraints and the economic opportunities related to emerging industries. Economic analysis of regulatory impacts needs to ensure comprehensive consideration of both the negative and positive effects of climate policies, including the impacts on consumption, on industrial competitiveness, and on supply chains.

For European manufacturers of clean technologies that are needed to achieve decarbonization, the path to net zero presents an opportunity. Harnessing that opportunity will, however, depend on a favorable investment environment, which must rise to the demands of the global technological race that has unfolded regarding who will lead in the clean technology markets of the future.

Many sectors of European industry, in particular the energy- and emissions-intensive sectors such as steel, aluminum, and chemicals, produce the materials and components that are needed to produce these net-zero technologies. Decarbonizing their processes while remaining competitive will be challenging, should CBAM lead to a level playing field at least within the EU. The situation of these sectors underlines that the European economy as a whole needs better access to affordable carbon-free electricity and essential infrastructure, for instance for carbon capture and storage.

Recent geopolitical events have underscored the importance of a more diversified energy supply. As the energy transition progresses, however, relevant supply chains are also shifting. Going forward, policymaking will have to ensure stable supplies of critical raw materials and components such as batteries, electrolyzers, and fuel cells.

Seite 25: A broader policy shift will therefore be essential to preserve EuropeÕs competitive edge against its trade partners and attract investment within Europe. It will require


Version: 19.10.2024
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Joachim Gruber