In der Fachwelt wird dieses Verfahren 

"Partitionierung und Transmutation" (P&T) 

genannt.

Die TU Dresden hat dazu ein Papier geschrieben.



Zusammenfassend wird dort festgestellt

(1} Die Radiotoxizität des HAW (hochradioaktiven Abfalls) nach 1000 Jahren Lagerzeit kann durch P&T auf die des Stoffes reduziert werden, aus dem er entstanden ist, des Natururans.

(2) P&T erfordert eine Wiederaufarbeitungsanlage (Beispiele:La Hague, Sellafield).


Mein Kommentar:

(zu 1) Die Radiotoxizität ist nur ein Kriterium zur Bewertung von HAW. Entwickelt worden ist diese -in der Radiologie umstrittene- Bewertung in der International Commision on Radiological Protection (ICRP). 

http://icrpaedia.org/Main_Page

Die ICRP hat den Bewertungsrichtlinien eine Bedingung vorangestellt: Weil die zugrunde gelegten Modelle unsicher sind, darf die Bewertung nur angewendet werden, wenn die Strahlenexposition unvermeidbar ist. Speziell muss gelten: Mit dem Bewertungsverfahren dürfen Strahlenexpositionen nicht rechnerisch als unerheblich befunden werden, wenn eine Anlage entworfen wird. Es muss immer geprüft werden, ob es einen Entwurf gibt, der zu einer geringeren Strahlenexposition führt.


Ein weiteres Kriterium zur Bewertung von HAW ist sein Verhalten in der Umwelt (seine Veränderungen im Endlager, seine Wanderung aus dem Endlager heraus und in der Umwelt). Die Geowissenschaften können da keine relevanten Langzeitaussagen machen, gleichgültig, ob es sich um P&T-Abfall oder um andere HAW-Formen handelt.


Fazit: Aussage (1) bewertet den Erfolg von P&T nur teilweise, und man weiß nicht, ob diese Teilbewertung relevant ist.


(zu 2) Der HAW wird in einer chemischen Industrieanlage in flüssige und gasförmige Komponenten zerlegt. Diese Anlage ist nur durch technische Mittel von der Biosphäre isoliert. Um die Unsicherheiten einer geologischen Langzeitendlagerung zu vermeiden, verlagert man also das Problem in die Biosphäre, indem man den HAW dort in ein Gemisch aus Flüssigkeiten und Gasen umwandelt. Abgesehen von den dabei Prozess-bedingt entstehenden zusätzlichen umfangreichen Kontaminationen ist der sichere Abschluss der Chemieanlage von der Biosphäre ein neues, nach meinem Dafürhalten technisch und gesellschaftlich unlösbares Problem.


Fazit: P&T verlagert die Gefährdung durch HAW aus dem Endlager in die Biosphäre und vergrößert das Abfallvolumen wesentlich.


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Version: 2.9.2023

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Joachim Gruber