Langzeitlagerung von hochradioaktivem Abfall: Thesen und Vorschläge
von
Abdruck des Kommentars zum Blogbeitrag von Jochen Stay:
I. THESEN
I.A These A:
Die Aufgabenstellung "Suchen nach einem Endlagerstandort" lenkt uns in die falsche Richtung, weil die bisher beteiligte Wissenschaft trotz ihrer Ausstattung mit reichlichen finanziellen Mitteln nicht das Material bereitstellen kann, das man bei der Suche braucht. Im Fall der Langzeitsicherheit befinden wir uns in einem ganz frŸhen Stadium der Grundlagenforschung.
Einige Beispiele:
Die physikalischen Vorgänge hinter den wenigen, die berücksichtigt wurden, sind weitgehend unbekannt. Ihr Einfluss wird empirisch aus Experimenten entnommen, welche die Verhältnisse im Endlager so stark vereinfachen, dass der Wert der empirisch gewonnenen Daten ("Thermodynamische Datenbasis", z.B. THEREDA) unklar ist.
I.B These B:
Die Endlagerforschung hat sich nicht frei entwickelt, d.h.
Die Barrierewirkung des Gorlebener Deckgebirges wurde ŸberschŠtzt, weil man geochemisches Lehrbuchwissen ignorierte.
I.C Analogie zur Veranschaulichung der Thesen
George Orwell hat in "1984" ausgemalt, was geschehen wŠre, hŠtte der Staat zur Zeit der ersten Computer die Entwicklung einer Informationsgesellschaft forciert. Die freie Entwicklung der Informationswissenschaften und vor allem der Informationstechnologie hingegen hat zu einer damals všllig unvorstellbaren Vielfalt an Computeranwendungen gefŸhrt, die einen wesentlichen Teil unseres heutigen Wirtschafts- und zivilgesellschaftlichen Lebens bestimmen. Die Analogie verdeutlicht auch:
II. FOLGERUNGEN AUS DEN THESEN: VORSCHLÄGE
Ziel darf nicht eine Endlagersuche sein, sondern das Ziel muss eine freie Entwicklung der relevanten Geowissenschaften (einschl. Geochemie, Elektrochemie), Mathematik und Ingenieurswissenschaften (z.B. Wasserbau, Bergbau) sein.
II.A VorschlŠge
Die schwierige Aufgabe ist, Wege zu ebnen fŸr die Teilnahme von Wissenschaftlern benachbarter Gebiete. Wie
II.B Strategien zur Verwirklichung der VorschlŠge
Aufgabe 1: Verwirklichung von Transparenz fŸr und Beteiligung von relevanten Wissenschaftlern und interessierten Laien
(1) E. Huang, US Federal Communications Commission, "The Future of Civic Engagement in a Broadband-Enabled World"
(2) J. Gruber, "Open Data in der Politik - Ein Modell fŸr Open Data in der Endlagerforschung".
Aufgabe 2: Beseitigung von Defiziten in Transparenz und Beteiligung
III. ZUSAMMENFASSUNG
entwickeln, bevor wir hoffen kšnnen, wissenschaftlich und technisch der Endlagerlangzeitsicherheit nŠher zu kommen.
IV. AUSBLICK
Das erste Ziel kšnnte sein, ein neues Forum von Wissenschaftlern zu etablieren, dessen Aussagen den bisherigen Rahmen der Endlagerforschung Ÿberschreiten. Das wŠre ein nukleares Analogon zum "Plenum der …konomen".
Jochen Gruber ist Physiker in Berlin.
Seit 4 Jahrzehnten Ÿbt er wissenschaftliche Kritik an der deutschen Forschung zur Langzeitsicherheit von nuklearen Endlagern (EinfŸhrung). Ein Jahrzehnt davon arbeitete er in den USA, d.h. an der Stanford University, im Los Alamos National Laboratory, an der University of California, der Princeton University und am Courant Institute of Mathematical Sciences der New York University.
Seit 2010 berŠt er die GrŸnen im niedersŠchsischen Landtag, u.a. Gutachten zur
Barrierewirkung des Deckgebirges des Gorlebener Salzstocks: Eine Kritik,
deutschen Weiterverbreitung von waffenfŠhiger Nukleartechnologie,
und hat ma§geblich beigetragen zur EinfŸhrung von Open Data in die Dokumentation Ÿber das Umwelt-Desaster im AtommŸlllager Asse.
Er ist seit vielen Jahren Fšrdermitglied bei Campact, war einige Jahre Fšrdermitglied in der Deutschen Umwelthilfe. Er hat die BŸrgerinitiative Umweltschutz LŸchow-Dannenberg beraten, auf Podien in Berlin ("TschŸss Vattenfall") und der BŸrgerinitiative PrigniX zur Diskussion der Sicherheit von nuklearen Endlagern beigetragen.
Version: 11. September 2013