Seymour Hersh zu Nord Stream: Olaf Scholz ist an Vertuschung beteiligt


Carola Tunk, 22.03.2023 | aktualisiert am 24.03.2023 - 09:07 Uhr


Der US-Journalist argumentiert gegen kŸrzlich erschienene Berichte von Zeit und New York Times, die seine Thesen nicht unterstŸtzen. Er verweist erneut auf anonyme Geheimdienst-Quellen.


Der Investigativjournalist Seymour Hersh hat sich erneut zur Nord-Stream-Sabotage zu Wort gemeldet. Hersh erhebt schwere VorwŸrfe gegen die Geheimdienste, US-PrŠsident Joe Biden sowie Medien. Auf seiner Website veršffentlichte er einen Artikel, in dem er die jŸngsten Berichte aus der New York Times und der Zeit kommentierte.


Hersh hatte im Februar eine Recherche veršffentlicht, derzufolge die AnschlŠge auf die Nord-Stream-Pipelines von der US-Regierung mit UnterstŸtzung Norwegens veranlasst worden sind. Die US-Regierung und die CIA haben auf Hershs Anfrage seine Version bestritten. Einige Journalisten haben seitdem gegen die Recherche Hershs argumentiert. Hersh gilt als hochumstritten, einige seiner Recherchen haben sich im Nachhinein als falsch herausgestellt. 


Hersh: Geheimdienste fŸtterten Times und Zeit mit ãFalschmeldungenÒ

Sechs Wochen nach dem Bericht, der weltweit fŸr Schlagzeilen sorgte, publizierte Hersh nun eine Einordnung aus seiner Sicht auf seiner Substack-Website, einer Online-Plattform. Demnach habe seine Geschichte in Deutschland und Westeuropa fŸr Aufregung gesorgt, sei aber in den USA ãnahezu totgeschwiegenÒ worden.


Hersh macht in seinem jŸngst publizierten Artikel amerikanische Geheimdienste dafŸr verantwortlich, zur ãVerdunkelungÒ seiner Version beigetragen zu haben. Diese hŠtten New York Times und Zeit mit ãFalschmeldungenÒ gefŸttert, um seinen Bericht, der Biden und US-Geheimdienste fŸr schuldig befindet, zu widerlegen.


Hersh erhebt auch VorwŸrfe gegen US-Reporter im Pressekorps der Regierung. ãDie Pressesprecher des Wei§en Hauses und der Central Intelligence Agency haben stets bestritten, dass Amerika fŸr die Sprengung der Pipelines verantwortlich war, und diese Pro-forma-Dementis reichten dem Pressekorps des Wei§en Hauses všllig ausÒ, so Hersh. Es gebe keine Anzeichen dafŸr, dass ein Mitglied dessen gefragt habe, ob Biden den amerikanischen Geheimdienst formell beauftragt habe, eine Untersuchung der Sabotage anzuordnen. Hersh behauptet, eine Quelle habe ihm gesagt, dass der PrŠsident dies nicht verfŸgt habe und auch nicht verfŸgen werde. ãWeil er (Biden, Anm. d. Red.) die Antwort kennt. Ò

Der Grund fŸr die Schlagzeilen Ÿber Nord Stream in Deutschland?


Hersh zitiert im weiteren Verlauf des Artikels die Energieexpertin Sarah Miller. Dieser zufolge seien die Erdgas- und Strompreise in Europa mehr als dreimal so hoch wie derzeit in den USA. Dies sei der Grund dafŸr, dass die Pipeline-Geschichte in Deutschland und Westeuropa auf solch umfassende Resonanz gesto§en sei. 


Des Weiteren geht der US-Journalist auf den Besuch von Kanzler Olaf Scholz Anfang MŠrz ein. Bei dem Treffen habe es aus verschiedenen GrŸnden keine Fragen von Pressevertretern zur Nord-Stream-Sabotage gegeben. An dieser Stelle zitiert Hersh eine weitere anonyme Quelle, die behauptet haben soll, ãdass es eine Diskussion Ÿber das Pipeline-ExposŽ gab und dass infolgedessen bestimmte Teile in der Central Intelligence Agency gebeten wurden, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Geheimdienst eine Titelgeschichte vorzubereiten, die die amerikanische und deutsche Presse mit einer alternativen Version fŸr die Zerstšrung von Nord Stream 2 versorgen wŸrde.Ò


Seymour Hersh: Die CIA ãhat ihren Job gemachtÒ

Hersh wirft zudem dem deutschen Kanzler vor, bei der ãUnterstŸtzung der VertuschungÒ der angeblichen Biden-Operation zu helfen, auch wenn er womšglich nicht im Vorfeld Ÿber die Zerstšrung der Pipeline informiert worden sei. (ãAt this point, it must be noted that Chancellor Scholz, whether or not he was alerted of the destruction of the pipeline in advanceÑstill an open questionÑhas clearly been complicit since last fall in support of the Biden AdministrationÕs cover-up of its operation in the Baltic Sea.Ò)


ãDie Agency hat ihren Job gemachtÒ, schreibt Hersh. Mithilfe des deutschen Geheimdienstes sollen ãGeschichtenÒ Ÿber die Zerstšrung der Pipline ãausgeheckt und untergeschobenÒ worden sein.


Hersh vermutet eine Botschaft der Geheimdienste hinter der von ihm behaupteten Vertuschung. Demnach solle die …ffentlichkeit aufhšren Fragen zu stellen und die Ermittler die Wahrheit herausfinden lassen. ãDiese wŸrde natŸrlich nie ans Licht kommenÒ, so Hersh. 


Eine weitere anonyme Quelle innerhalb der amerikanischen Geheimdienstgemeinschaft soll gegenŸber dem Pulitzer-PreistrŠger gesagt haben: ãEs war eine totale Erfindung des amerikanischen Geheimdienstes, die an die Deutschen weitergegeben wurde und darauf abzielte, Ihre Geschichte zu diskreditieren.Ò


Anmerkungen der Redaktion: Wir haben den Titel geŠndert und prŠzisiert. Au§erdem haben wir folgenden Satz hinzugefŸgt: Hersh gilt als hochumstritten, einige seiner Recherchen haben sich im Nachhinein als falsch herausgestellt.


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Version: 24.3.2023

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