AuszŸge aus
Joseph Ratzinger
EinfŸhrung in das Christentum
Vorlesung im Sommersemester 1967
UniversitŠt TŸbingen
IV. WEGE DER CHRISTOLOGIE
Die Entfaltung des Christusbekenntnisses in den Glaubensartikeln
Auferstanden von den Toten
Text
Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Seitenzahl verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung.
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Mein Kommentar
Hier habe ich notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe. |
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Video: Jessye Norman - A Portrait - When I Am Laid In Earth (Henry Purcell) Der Gott der Philosophen und der Wissenschaftler:
Der Gott des christlichen Glaubens (der Sohn Gottes, Jesus als Christus):
(Seite 124) Gleichsetzung von Gott der Philosophen und Gott des Glaubens: Nur der Gott, der
kann Ziel einer der Wahrheit verpflichtenden Fršmmigkeit sein.
... Wenn dem Menschen gegeben ist, wirklich Ÿber sich hinauszugreifen und mit Gott selbst zusammenzutreffen, sind Anbetung und Bitte nicht nur mšglich, sondern geboten, das hei§t ein Postulat des auf Gott hin offenen Wesens Mensch.
(Seite 118) Nach christlichem VerstŠndnis ist das oberste Konstruktionsprinzip der Welt eine Freiheit, welche die ganze Welt als Freiheit trŠgt, will, kennt und liebt. Mit ihr gehšrt die Unberechenbarkeit, die der Freiheit innewohnt, wesentlich zur Welt:
(Seite 119) Eine Welt, die unter dem Risiko der Freiheit und der Liebe geschaffen und gewollt ist, ist .... nicht blo§ Mathematik. Sie ist als Raum der Liebe Spielraum der Freiheit und geht das Risiko des Bšsen mit ein. Sie wagt das Geheimnis des Dunkels um des grš§eren Lichtes willen, das Freiheit und Liebe sind.
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1a Nur einer kann wahrhaft Halt geben: der Gott der Lebendigen, ⁃ derjenige, der "ist", ⁃ der nicht wird und vergeht, ⁃ sondern mitten im Werden und im VorŸbergang bleibt: ⁃ der nicht nur den Schatten und das Echo meines Seins hŠlt, ⁃ dessen Gedanken nicht blo§e Nachbilder des Wirklichen sind. 1b Ich dagegen, ich selbst bin sein Gedanke,
2 Sehen wir das Gleiche von einer etwas anderen Seite, bei den Worten Liebe und Tod anknŸpfend:
Seite 258 3 Wenn die Kraft der Liebe zum andern irgendwo so stark wŠre, dass sie nicht nur des Menschen GedŠchtnis, den Schatten seines Ich, sondern ihn selbst lebendig zu halten vermšchte, dann wŠre eine neue Stufe des Lebens erreicht, die den Raum der biologischen Evolutionen hinter sich lie§e und den Sprung auf eine ganz andere Ebene bedeuten wŸrde, in der Liebe nicht mehr an das biologische Leben geknŸpft wŠre, sondern sich dessen bediente.
4 Eine solche letzte Evolutionsstufe wŠre dann selbst keine biologische Stufe mehr, sondern wŸrde den Ausbruch aus der Alleinherrschaft des Biologischen bedeuten, die zugleich Todesherrschaft ist; sie wŸrde jenen Raum eršffnen, den die griechische Bibel "zoe" nennt, das hei§t endgŸltiges Leben, welches das Regiment des Todes hinter sich gelassen hat.
Die letzte Stufe der Evolution, deren die Welt bedarf, um an ihr Ziel zu kommen, wŸrde dann nicht mehr innerhalb des Biologischen geleistet, sondern vom Geist, von der Freiheit, von der Liebe. Sie wŠre nicht mehr Evolution, sondern Entscheidung und Geschenk in einem.
Seite 259 5
Diese beiden sich ergŠnzenden Aspekte spiegeln sich, wie mir scheint, wider in den zwei neutestamentlichen Aussageformen fŸr die Auferstehung des Herrn:
Beide Formeln treffen sich in der Tatsache, dass die totale Liebe Jesu zu den Menschen, die ihn ans Kreuz fŸhrt, sich in der totalen †berschreitung auf den Vater hin vollendet und darin stŠrker wird als der Tod, weil sie darin zugleich totales Gehaltensein von ihm ist.
Diese Aussage, die wir nun erarbeitet haben, bedeutet dann ja auch, dass der, der fŸr alle geliebt hat, fŸr alle Unsterblichkeit gegrŸndet hat. Das genau ist der Sinn der biblischen Metapher, dass Jesu Auferstehung unser Leben ist. Seite 260 6 Trotzdem bleibt dabei bestehen, dass die Weise unserer Unsterblichkeit von unserer Weise zu lieben abhŠngen wird. Seite 261 7 Christus ist bei der Auferstehung nicht wieder in sein voriges irdisches Leben zurŸckgekehrt ist, wie solches etwa vom JŸngling zu Naim und von Lazarus gesagt wird. Er ist auferstanden ins endgŸltige Leben hinein, das nicht mehr den chemischen und biologischen Gesetzen eingefŸgt ist und deswegen au§erhalb der Todesmšglichkeit steht, in jener Ewigkeit, welche die Liebe gibt.
Darum sind die Begegnungen mit ihm "Erscheinungen"; darum wird der, mit dem man noch zwei Tage zuvor zu Tische gesessen war, von seinen besten Freunden nicht wiedererkannt und bleibt auch als Erkannter fremd: Nur wo er das Sehen gibt, wird er gesehen; nur wo er die Augen auftut und das Herz sich auftun lŠsst, kann mitten in unserer Todeswelt das Angesicht der todesŸberwindenden ewigen Liebe erkennbar werden und in ihr die neue, die andere Welt: die Welt des Kommenden.
Seite 262 8 Sein geheimnisvolles Auftauchen, sein nicht minder geheimnisvolles Entschwinden, die Tatsache, dass er auch hier dem gewšhnlichen Auge unerkennbar bleibt (man kann ihn nicht feststellen wie zur Zeit seines irdischen Lebens) zeigen: er wird allein im Bereich des Glaubens entdeckt; durch die Schriftauslegung macht er den beiden Wanderern das Herz brennend, und durch das Brotbrechen šffnet er ihnen die Augen.
Die Begegnung mit dem Auferstandenen liegt auf einer ganz neuen Ebene.
Er gibt damit ebenso eine Theologie der Auferstehung wie eine Theologie der Liturgie: Dem Auferstandenen begegnet man im Wort und im Sakrament; der Gottesdienst ist die Weise, wie er uns berŸhrbar, als der Lebendige erkenntlich wird.
Und umgekehrt: Liturgie grŸndet im Ostergeheimnis; sie ist zu verstehen als das Zutreten des Herrn auf uns, der darin zu unserem WeggefŠhrten wird, uns das stumpfe Herz brennend macht und die gehaltenen Augen šffnet. Er geht noch immer mit uns, er trifft uns noch immer grŸbelnd und mutlos, er hat noch immer die Kraft, uns sehend zu machen.
9 Mit alledem ist freilich erst die HŠlfte gesagt; das neutestamentliche Zeugnis wŠre verfŠlscht, wollte man dabei allein stehen bleiben. Die Erfahrung des Auferstandenen ist etwas anderes als das Zusammentreffen mit einem Menschen dieser unserer Geschichte, aber sie darf erst recht nicht zurŸckgefŸhrt werden auf TischgesprŠche und auf Erinnerungen, die sich schliefllich zu dem Gedanken verdichtet hŠtten, dass er lebe und seine Sache weitergehe. Mit einer solchen Auslegung wird das Geschehen nach der anderen Seite hin ins blo§ Menschliche eingeebnet und seines Eigentlichen beraubt.
10 Die Auferstehungsberichte sind etwas anderes und mehr als verkleidete liturgische Szenen: Sie machen das GrŸndungsgeschehen sichtbar, auf dem alle christliche Liturgie beruht. Sie bezeugen ein Zukommnis, das nicht aus dem Herzen der JŸnger aufstieg, sondern von au§en an sie herantrat und gegen ihren Zweifel sie ŸbermŠchtigte und sie gewiss werden liefl: Der Herr ist wahrhaft auferstanden. Der im Grabe lag, ist nicht mehr dort, sondern er - wirklich er selber - lebt. Er, der in die andere Welt Gottes hineinverwandelt war, zeigte sich doch mŠchtig genug, um bis zur Handgreiflichkeit hin klarzumachen, dass er selbst ihnen wieder gegenŸberstand, dass in ihm die Macht der Liebe wirklich sich stŠrker erwiesen hatte als die Macht des Todes.
11 Man kann nicht den christlichen Glauben und die Religion innerhalb der Grenzen der blo§en Vernunft haben. Dem, der glaubt, wird freilich immer mehr sichtbar werden, wie voller Vernunft das Bekenntnis zu jener Liebe ist, die den Tod Ÿberwunden hat.
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Die Musik im Video:
Der Text im Video
So wie ich Joseph Ratzinger (der spŠter Papst Benedikt XVI. wurde) verstehe, meint er mit "Gott"
Die Natur zeigt uns also Bilder, die der Gott der Philosophen geschaffen hat. Ratzinger nennt sie
und sobald wir Worte fŸr eine solche Ahnung gefunden haben, ist unsere Verbindung in den Raum der Freiheit schon wieder unterbrochen.
Liebe ist in diesem Sinn auch Anziehungskraft, AffinitŠt, wie sie zwischen Atomen und MolekŸlen besteht
Ratzinger sagt: Diese Liebe gibt uns Unsterblichkeit, weil sie uns eine Ahnung von Gott gibt. Dagegen verblassen alle unsere Regungen im biologischen Leben, z.B. unsere €ngste, Leiden, sogar unser Tod.
In diesem Sinn hat Sophie Scholl geliebt und war ohne Furcht vor dem Tod. Sie hat die goldene BrŸcke (im Cache) in Freiheit und Weiterleben nicht beschritten, die ihr der verhšrende KriminalobersekretŠr Robert Mohr gebaut hatte.
Batter my heart, three personed God", John Donne, 1633
Jesus hat uns gezeigt, dass wir Menschen unsterblich sein kšnnen.
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Glauben in der Welt heute
2. Der Sprung des Glaubens
Text
Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Angabe der Seite verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung. |
Mein Kommentar
In dieser Spalte kann man sich ErklŠrungen, Deutungen oder Notizen hinzufŸgen. Als Beispiel habe ich an manchen Stellen notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe.
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Seite 15 Es bedeutet,
Wenn es aber so ist, dann schlie§t das Wšrtchen Credo eine grundlegende Option gegenŸber der Wirklichkeit als solcher ein; es meint nicht ein Feststellen von dem und jenem, sondern eine Grundform, sich zum Sein, zur Existenz, zum Eigenen und zum Ganzen des Wirklichen zu verhalten. Es bedeutet die Option,
Nochmal anders gesagt:
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Das ist ganz analog zur Option fŸr die Naturwissenschaften: Das Wesentliche sind die Naturgesetze hinter den sichtbaren Erscheinungen.
In den Naturwissenschaften geht man davon aus, dass die Natur sich mit Mathematik beschreiben lŠsst. Man "glaubt" daran. "Glauben" in den Naturwissenschaften bedeutet also "davon ausgehen", "das Denken darauf grŸnden", ohne dass man es schon wŸsste. Mit diesem Glauben hat sich die westliche Zivilisation eine neue Welt geschaffen: die naturwissenschaftlich technische Welt. Am Anfang standen Wissenschaftler wie Galileo, Kepler und Newton.
Ratzinger entnimmt aus dem Neuen Testament, dass wir uns eine weitere neue Welt erschlie§en kšnnen. Ihre Konturen sind heute ebenso unscharf wie die Konturen der wissenschaftlich-technischen Welt zur Zeit Galileos. Nach meiner Interpretation Ratzingers Darstellung wŠre Jesus dann ein Galileo, ein ReligionsgrŸnder wie Galileo ein BegrŸnder der Naturwissenschaft ist.
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Seite 16: Solche Haltung ist freilich nur zu erreichen durch das, was die Sprache der Bibel "Umkehr", "Be-kehrung" nennt. Das natŸrliche Schwergewicht des Menschen treibt ihn zum Sichtbaren, zu dem, was er in die Hand nehmen und als sein Eigen greifen kann.
Ohne diese Wende der Existenz, ohne die Durchkreuzung des natŸrlichen Schwergewichts gibt es keinen Glauben. Ja, der Glaube ist die Be-kehrung in der der Mensch entdeckt, dass er einer Illusion folgt, wenn er sich dem Greifbaren allein verschreibt.
Dies ist zugleich der tiefste Grund, warum Glaube nicht demonstrierbar ist: Er ist eine Wende des Seins, und nur wer sich wendet, empfŠngt ihn. Und weil unser Schwergewicht nicht aufhšrt, uns in eine andere Richtung zu weisen, deshalb bleibt er als Wende tŠglich neu, und nur in einer lebenslangen Bekehrung kšnnen wir innewerden, was es hei§t, zu sagen:
Nie war Glaube einfach die dem GefŠlle des menschlichen Daseins von selbst zu-fallende Einstellung;
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ErklŠrung ist fŸr den Naturwissenschaftler evident.
Bekehrung analog zur Hinwendung zu den Naturwissenschaften
des Seins = des Denkens |
Seiten 36 - 38 Was ist das eigentlich, das Glauben? Darauf kŏnnen wir jetzt antworten: Es ist
Denn in der Tat: der Mensch lebt nicht vom Brot der Machbarkeit allein, er lebt als Mensch und gerade in dem Eigentlichen seines Menschseins
Der Sinn ist das Brot, wovon der Mensch im Eigentlichen seines Menschseins besteht.
Ohne das Wort, ohne den Sinn, ohne die Liebe kommt er in die Situation des Nicht-mehr-leben-Kŏnnens, selbst wenn irdischer Komfort im †berfluss vorhanden ist. Wer wŭsste nicht, wie sehr diese Situation des "Ich kann nicht mehr" inmitten des Šu§eren †berflusses auftauchen kann?
Sinn aber ist nicht abkŭnftig von Wissen [sondern geht ŭber das Wissen hinaus]. Ihn auf diese Art, das hei§t aus dem Beweiswissen der Machbarkeit, herstellen zu wollen entsprŠche dem absurden Versuch Mŭnchhausens, sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen zu wollen. Ich glaube, dass in der AbsurditŠt jener Geschichte die Grundsituation des Menschen sehr genau zum Vorschein kommt. Aus dem Sumpf der Ungewissheit, des Nicht-leben-Kŏnnens zieht sich niemand selbst empor, ziehen wir uns auch nicht, wie Descartes noch meinen konnte, durch ein "Cogito ergo sum", durch eine Kette von Vernunftschlŭssen, heraus.
Sinn, der selbstgemacht ist, ist im Letzten kein Sinn.
Damit sind wir, von einer ganz allgemeinen Analyse der Grundhaltung Glaube ausgehend, unmittelbar bei der christlichen Weise des Glaubens angelangt.
Etwas mehr in der Sprache der Tradition redend kŏnnten wir sagen:
Darauf wohl beruht es, dass uns der Sprung des Sichanvertrauens an das Nichtzusehende heute so schwer wird. Und doch ist die Freiheit des Machens wie diejenige, das Sichtbare durch methodisches Forschen in Dienst zu nehmen, letztlich erst ermŏglicht durch die VorlŠufigkeit, in die christlicher Glaube beides verweist, und durch die †berlegenheit, die er so erŏffnet hat.
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Sinn im Kosmos ist eine Struktur, ein Prinzip, Logos. Das Logos wird teilweise durch die Mathematik sichtbar gemacht.
Wort = Logos, Sinn. Liebe (AffinitŠt) und Sinn sind Verwandte, im Menschen und im Kosmos. |
Seite 41 ... das Wissen der Funktionalisierbarkeit der Welt, wie es uns das heutige technisch-naturwissenschaftliche Denken gro§artig vermittelt, bringt noch kein Verstehen der Welt und des Seins. Verstehen wŠchst nur aus Glauben. Deshalb ist Theologie als verstehende, logoshafte (= rationale, vernŭnftig - verstehende) Rede von Gott eine Uraufgabe christlichen Glaubens. In diesem Sachverhalt grŭndet auch das durch nichts aufzuhebende Recht des Griechischen im Christlichen. Ich bin der †berzeugung, dass es im Tiefsten kein blo§er Zufall war, dass die christliche Botschaft bei ihrer Gestaltwerdung zuerst in die griechische Welt eintrat und sich hier mit der Frage nach dem Verstehen, nach der Wahrheit verschmolzen hat.
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Seite 42 [des Glaubens] personaler Charakter:
In Jesu Leben aus dem Vater, in der Unmittelbarkeit und Dichte seines betenden, ja, sehenden Umgangs mit ihm ist er der Zeuge Gottes, durch den hindurch der unberŭhrbare berŭhrbar, der Ferne nahe geworden ist. Und mehr:
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Christlicher Glaube lebt davon,
So ist Glaube, Vertrauen und Lieben letztlich eins, und alle Inhalte, um die der Glaube kreist, sind nur Konkretisierungen der alles tragenden Wende, des "Ich glaube an dich" - der Entdeckung Gottes im Antlitz des Menschen Jesus von Nazareth.
Freilich hebt dies das Nachdenken nicht auf- das haben wir oben bereits gesehen.
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Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophen
Seiten 97 ff
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Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Angabe der Seite verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung. |
Mein Kommentar
In dieser Spalte kann man sich ErklŠrungen, Deutungen oder Notizen hinzufŸgen. Als Beispiel habe ich an manchen Stellen notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe.
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1. Die Entscheidung der frŸhen Kirche fŸr die Philosophie Ê Das Ende des Mythos und der Sieg des Evangeliums sind, geistesgeschichtlich betrachtet, wesentlich zu erklŠren aus dem gegensŠtzlichen VerhŠltnis, das beide Male
errichtet worden ist. ... Bereits im Weisheitsbuch, Kapitel 13 bis 15, findet sich der Hinweis auf dieses tšdliche Schicksal der antiken Religion und auf die Paradoxie, die in jener Auseinandertrennung von Wahrheit und Fršmmigkeit liegt. Paulus greift das dort ausfŸhrlich Gesagte in wenigen Versen auf, in denen er das Geschick der antiken Religion aus diesem Zusammenhang der Trennung von Logos und Mythos schildert: ãEs ist ja, was an Gott erkennbar ist, unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbar gemacht ... Aber, obwohl sie Gott erkannten, haben sie ihm nicht als Gott Ehre und Dank erwiesen ... Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergŠnglichen Gottes mit der Nachbildung eines vergŠnglichen Menschen ...Ò (Ršm 1, 19-23). Ê
Damit war ihr Untergang unvermeidlich; er folgte aus der Abtrennung von der Wahrheit, die dazu fŸhrte, dass sie als blo§e ãinstitutio vitaeÒ, das hei§t als blo§e Lebenseinrichtung und Form der Lebensgestaltung, angesehen wurde. Dieser Situation gegenŸber hat Tertullian in einem gro§artig kŸhnen Wort mit Nachdruck die christliche Position beschrieben, wenn er sagt: ãChristus hat sich die Wahrheit genannt, nicht die GewohnheitÒ.
Ich glaube, dass dies einer der wirklich gro§en SŠtze der VŠter-Theologie ist. ...
Das Christentum hat sich damit entschlossen auf die Seite der Wahrheit gestellt und sich so von einer Vorstellung von Religion abgewandt, die sich damit begnŸgt, zeremonielle Gestalt zu sein, der man schlie§lich auf dem Weg der Interpretation auch irgendeinen Sinn beilegen kann. Ê Noch ein Hinweis mag das Gesagte verdeutlichen. Die Antike hatte sich schlie§lich das Dilemma ihrer Religion, ihrer Abgeschiedenheit von der Wahrheit des philosophisch Erkannten, zurechtgelegt in der Idee dreier Theologien, die es gebe:
Sie hatte das Auseinandertreten von Mythos und Logos gerechtfertigt mit der RŸcksicht auf das Empfinden des Volkes und mit der RŸcksicht auf den Nutzen des Staates, insofern mythische Theologie zugleich politische Theologie ermšgliche.
Anders ausgedrŸckt: Sie hatte in der Tat Wahrheit gegen Gewohnheit, NŸtzlichkeit gegen Wahrheit gestellt. Die Vertreter der neuplatonischen Philosophie gingen einen Schritt weiter, indem sie den Mythos ontologisch interpretierten, ihn als Symbol-Theologie auslegten und ihn damit auf dem Weg der Auslegung zur Wahrheit hin zu vermitteln versuchten.
Aber was nur noch durch Interpretation bestehen kann, hat in Wirklichkeit aufgehšrt zu bestehen. Der menschliche Geist wendet sich mit Recht der Wahrheit selbst zu und nicht dem, was mit der Methode der Interpretation auf Umwegen als mit der Wahrheit noch vereinbar erklŠrt werden kann, selbst jedoch keine Wahrheit mehr hat Ê Seite 102 Beide VorgŠnge haben etwas bedrŠngend GegenwŠrtiges an sich. In einer Situation, in der die Wahrheit des Christlichen zu entschwinden scheint, zeichnen sich im Kampf um das Christentum heute gerade die beiden Methoden wieder ab, mit denen einst der antike Polytheismus seinen Todeskampf bestritten und nicht bestanden hat. Ê
Ê Die ursprŸnglich christliche Option ist demgegenŸber eine durchaus andere. Der christliche Glaube hat - wir sahen es -
Ê das hei§t
optiert. Ê Von diesem Vorgang her rŸhrte der Vorwurf gegen die frŸhe Kirche, dass ihre AnhŠnger Atheisten seien. Er ergab sich daraus, dass in der Tat die frŸhe Kirche die ganze Welt der antiken religio ablehnte, dass sie nichts davon als annehmbar erklŠrte, sondern dies Ganze als leere Gewohnheit, die gegen die Wahrheit steht, beiseite schob. Ê Seite 103 Freilich darf auch die andere Seite des Vorgangs nichtÊŸbersehen werden.
Ê
Ê
Ê Seite 106 Uns scheint es im Letzten immer wieder selbstverstŠndlich, dass das unendlich Gro§e, der absolute Geist, nicht FŸhlen und Leidenschaft, sondern nur reine Mathematik des Alls sein kšnne.
Ê Seite 107 Die hšchste Weise des Seins schlie§t É das Element der Beziehung ein. Man braucht wohl nicht eigens zu sagen, welche Revolution es fŸr die Existenzrichtung des Menschen bedeuten muss, wenn als das Hšchste nicht mehr die absolute, in sich geschlossene Autarkie erscheint, sondern wenn das Hšchste zugleich Bezogenheit ist, schšpferische Macht, die anderes schafft und trŠgt und liebt. . . Ê Der Logos aller Welt, der schšpferische Urgedanke, ist zugleich Liebe, ja, dieser Gedanke ist schšpferisch, weil er als Gedanke Liebe und als Liebe Gedanke ist. Es zeigt sich eine UridentitŠt von Wahrheit und Liebe, die da, wo sie voll verwirklicht sind, nicht zwei nebeneinander oder gar gegeneinander stehende Wirklichkeiten, sondern eins sind, das einzig Absolute. An dieser Stelle wird zugleich der Ansatzpunkt des Bekenntnisses zum drei-einigen Gott sichtbar, auf den spŠter zurŸckzukommen sein wird.
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Bekenntnis zu Gott heute
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Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Angabe der Seite verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung. |
Mein Kommentar
In dieser Spalte kann man sich ErklŠrungen, Deutungen oder Notizen hinzufŸgen. Als Beispiel habe ich an manchen Stellen notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe.
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Seite 112 All unser Denken ist inÊ derÊ Tat nurÊ ein Nachdenken des in der Wirklichkeit schon Vorgedachten. Es kann nur auf eine armselige Art versuchen, jenes Gedachtsein, das die Dinge sind, nachzuvollziehen und darin Wahrheit zu finden.
Das mathematische WeltverstŠndnis hat hier gleichsam durch die Mathematik des Weltalls hindurch den ÈGott der PhilosophenÇ gefunden mit all seiner Problematik Ÿbrigens, wie sich zeigt, wenn Einstein den Persšnlichen Gottesbegriff immer wieder als ÈanthropomorphÇ zurŸckweist, ihn der ÈFurchtreligionÇ und der Èmoralischen ReligionÇ zuordnet, denen er als das allein Angemessene die Èkosmische ReligiositŠtÇ gegenŸberstellt, die fŸr ihn Èim verzŸckten Staunen Ÿber die Harmonie der NaturgesetzlichkeitÇ, in einem Ètiefen Glauben an die Vernunft des WeltenbauesÇ und in der ÈSehnsucht nach dem Begreifen, wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt geoffenbarten VernunftÇ sich auswirkt. Ê Seite 113 James Jeans sagt einmal: ÈWir entdecken, dass das Weltall Spuren einer planenden und kontrollierenden Macht zeigt, die etwas Gemeinsames mit unserem eigenen, individuellen Geist hat, nicht, soweit wir bis jetzt entdeckt haben, GefŸhl, Moral oder Šsthetisches Vermšgen, sondern die Tendenz, auf eine Art zu denken, die wir in Ermangelung eines besseren Wortes Geometrie genannt habenÇ. Ê Wieder finden wir dasselbe: Der Mathematiker entdeckt die Mathematik des Kosmos, das Gedachtsein der Dinge. Aber nicht mehr. Er entdeckt nur den Gott der Philosophen. Ê Wenn Jeans meint, derlei sei bis jetzt nicht entdeckt worden an jenem Geist, so kann man ihm getrost sagen: Es wird auch von der Physik niemals entdeckt werden und kann es nicht, weil sie bei ihrer Fragestellung wesensmŠ§ig vom Šsthetischen GefŸhl und von der moralischen AttitŸde abstrahiert, die Natur in rein mathematischer Gesinnung befragt und folglich auch nur die mathematische Seite der Natur zu Gesicht bekommen kann. Ê Die Antwort hŠngt nun einmal von der Frage ab. Ê Der Mensch aber, der eine Anschauung des Ganzen sucht, wird viel eher sagen mŸssen:
Ê Seite 116 Sein ist Gedachtsein.
Das Sein ist Gedachtsein - aber doch nicht so, dass es nur Gedanke bliebe und dass der Schein der SelbstŠndigkeit sich dem nŠher Zusehenden als blo§er Schein erwiese.
Ê Darin Ÿberschreitet er jeden blo§en Idealismus.
Ê Damit klŠrt sich zugleich der Kern des Schšpfungsbegriffs:Ê Das Modell, von dem aus Schšpfung verstanden werden muss, istÊ
Ê Zugleich wird sichtbar, dass die Freiheitsidee das Kennzeichen des christlichen Gottesglaubens gegenŸber jeder ArtÊ von Monismus ist.
Ê Ê FŸr ihn bedeutet nicht ein allumfassendes Bewusstsein oder eine einzige MaterialitŠt die ErklŠrung des Wirklichen insgesamt; an der Spitze steht vielmehr eine Freiheit, die denkt und denkend Freiheiten schafft und so die Freiheit zur STRUKTURFORM allen Seins werden lŠsst. Ê Seite 117 Wenn demgemŠ§ die christliche Option fŸr den Logos OPTION fŸr einen personhaften, schšpferischen Sinn bedeutet, dann ist sie darin zugleich Option fŸr den Primat des Besonderen gegenŸber dem Allgemeinen.
Dabei lŠsst sich zeigen, dass die
ohne die zweite und dritte nicht mšglich ist, oder genauer:
erst die HinzufŸgung
bedeutet die Wasserscheide zwischen Idealismus und christlichem Glauben ...
Seite 118 [das] bedeutet ...,
So bedeutet dies Ganze, dass jenes Denken seinen Gedanken in seinem Selbersein wei§ und liebt und liebend trŠgt. Womit wir wiederum bei dem Wort sind, auf das unsere "œberlegungen immer wieder zusteuern: Nicht umschlossen werden vom Grš§ten, sich umschlie§en lassen vom Kleinsten, das ist gšttlich
Zum
[tritt nach christlichem VerstŠndnis]
[Daraus] ergibt sich von selbst, dass das Oberste der Welt nicht die kosmische Notwendigkeit, sondern die Freiheit ist.
Die Folgen sind sehr weit tragend.
Denn wenn der oberste Konstruktionspunkt der Welt eine Freiheit ist, welche die ganze Welt als Freiheit trŠgt, will, kennt und liebt, dann bedeutet dies, dass mit der Freiheit die Unberechenbarkeit, die ihr innewohnt, wesentlich zur Welt gehšrt.
Ê |
Das erweitert die Stoa, so wie ich sie interpretiert habe, Ÿber die kosmische, naturwissenschaftliche Ebene hinaus hin zu Urbildern, Archteypen. Die zeigen sich zuweilen den Begabten unter uns nach Pauli, Jung und Kepler in der Meditation. Der Raum, den die Meditation zur VerfŸgung stellt, erschlie§t sich der schšpferischen Freiheit, erscheint also unendlich.
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Glaube an den dreieinigen Gott
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Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Angabe der Seite verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung. |
Mein Kommentar
In dieser Spalte kann man sich ErklŠrungen, Deutungen oder Notizen hinzufŸgen. Als Beispiel habe ich an manchen Stellen notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe.
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Es geht darum, dass der Mensch, der mit Christus zu tun bekommt, in seinem Mitmenschen Jesus, der ihm als Mitmensch erreichbar und zugŠnglich ist, auf Gott selbst trifft, nicht auf ein Mischwesen, das sich dazwischenschšbe.
Es ist wohl nicht schwer zu sehen, dass hier einfach die Grundentscheidung des Monotheismus, die vorhin beschriebene
zur Frage steht und ihre Šu§erste SchŠrfe erhŠlt: Nur der Gott, der
kann Ziel einer der Wahrheit verpflichteten Fršmmigkeit sein.
So ist aber auch die zweite Grundeinstellung schon benannt: das unabweichliche Stehen zu einer streng monotheistischen Entscheidung, zu dem Bekenntnis: Es gibt nur einen Gott. Es musste auf jeden Fall verhŸtet werden, auf dem Umweg Ÿber den Mittler schlie§lich wieder eine ganze Region von Mittelwesen und damit eine Region von wahrheitslosen Gšttern zu errichten, in der der Mensch anbetet, was nicht Gott ist.
Die dritte Grundeinstellung lie§e sich bezeichnen als das BemŸhen, der Geschichte Gottes mit dem Menschen ihren Ernst zu lassen. Das bedeutet: Wenn Gott als Sohn auftritt, der zum Vater Du sagt, ist es kein fŸr den Menschen aufgefŸhrtes Theater, kein Maskenball auf der BŸhne der menschlichen Geschichte, sondern Ausdruck von Wirklichkeit. Der Gedanke eines gšttlichen Schauspiels war in der alten Kirche von den Monarchianern geŠu§ert worden. Die drei Personen seien drei "Rollen", in denen Gott sich uns im Laufe der Geschichte zeigt.
Hier muss erwŠhnt werden, dass das Wort "Persona" und seine griechische Entsprechung "Prosopon" der Sprache des Theaters zugehšren. Man benannte damit die Maske, die den Schauspieler zur Verkšrperung eines anderen werden lie§. Das Wort wurde zunŠchst von solchen ErwŠgungen her in die Sprache des Glaubens eingebracht und erst von ihm selbst in einem schweren Ringen so umgeprŠgt, dass daraus die der Antike fremde Idee der Person entstand.
Hier geht es doch darum, ob 1.ÊÊÊÊÊ der Mensch in seiner Gottesbeziehung nur mit den Spiegelungen seines eigenen Bewusstseins zu tun hat oder 2.ÊÊÊÊÊ ihm gegeben ist, wirklich Ÿber sich hinauszugreifen und mit Gott selbst zusammenzutreffen. Ê Die Folgen sind in beiden FŠllen weitreichend: (1)ÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊ Wenn das Erstere zutrifft, ist auch das Gebet nur eine BeschŠftigung des Menschen mit sich selbst, die Wurzel fŸr eigentliche Anbetung ist ebenso abgeschnitten wie fŸr das Bittgebet Ð (2)ÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊ Wenn die andere Antwort die richtige ist, sind Anbetung und Bitte nicht nur mšglich, sondern geboten, das hei§t ein Postulat des auf Gott hin offenen Wesens Mensch. Ê
... Obwohl es zutrifft, dass wir Gott nur in der Spiegelung des menschlichen Denkens erkennen, hat der christliche Glaube daran festgehalten, dass wir in dieser Spiegelung doch eben ihn erkennen. Wenn wir schon nicht aus der Enge unseres Bewusstseins auszubrechen vermšgen, so kann doch Gott in dies Bewusstsein einbrechen und in ihm sich selber zeigen. Ê ... Die Ausweitung der Grenzen des menschlichen Denkens, die notwendig war, um die christliche Gotteserfahrung geistig zu verarbeiten, stellte sich nicht von selber ein. Sie verlangte einen Kampf, fŸr den auch der Irrtum fruchtbar war; damit folgte sie dem Grundgesetz, dem der menschliche Geist in seinem Voranschreiten allenthalben unterliegt. Ê Subordinatianismus sagt: Gott selbst ist nur ein einziger; Christus ist nicht Gott, sondern nur ein Gott besonders nahes Wesen. ... die Folge ist - wie wir vorhin ausgiebig bedachten -, dass der Mensch von Gott selbst abgeschnitten und ins VorlŠufige versperrt wird. Gott wird gleichsam zum konstitutionellen Monarchen; der Glaube hat nicht mit ihm, sondern nur mit seinen Ministern zu tun. Wer das nicht will, wer wirklich an die Herrschaft Gottes, an das ÈGrš§teÇ im Kleinsten glaubt, wird daran festhalten mŸssen, dass Gott Mensch ist, dass das Sein Gottes und des Menschen ineinander treten, Ê ... Monarchianismus nimmt den begegnenden Gott ernst, der als Schšpfer und Vater zuerst, als Sohn und Erlšser in Christus dann und endlich als Heiliger Geist auf uns zukommt. Doch werden diese drei Gestalten nur als Masken Gottes betrachtet, die etwas Ÿber uns, aber nichts Ÿber Gott selbst aussagen. So verlockend ein solcher Weg scheint, so fŸhrt er am Ende doch wieder dazu, dass der Mensch nur in sich kreist und nicht bis zum Eigenen Gottes vordringt. Ê Seite 128 Recht kšnnen wir von Gott nur reden, wenn wir aufs Begreifenwollen verzichten und ihn als den Unbegriffenen stehenÊ lassen. TrinitŠtslehre kann also nicht ein Begriffenhaben Gottes sein wollen.
Ê Das Gesetz der KomplementaritŠt gehšrt zum naturwissenschaftlichen Denken: Ê
Wir wissen heute, dass im physikalischen Experiment der Beobachter selbst in das Experiment eingeht und nur so zu physikalischer Erfahrung kommen kann. [Das Experiment versucht mit einer Schablone, die RealitŠt zu erfassen. Was nicht in die Schablone passt, wird nicht erkannt -Pattern-Matching. Die Schablone wird vom Beobachter, dem Experimentator, gemacht, beruht auf dessen Vorbildung, Modellvorstellung] Das bedeutet, dass es die reine ObjektivitŠt selbst in der Physik nicht gibt, dass auch hier der Ausgang des Experiments, die Antwort der Natur, abhŠngt ist von der Frage, die an sie gerichtet wird. In der Antwort ist immer ein StŸck der Frage und des Fragenden selbst anwesend, sie spiegelt nicht nur die Natur in ihrem In-sich-Sein, in ihrer reinen ObjektivitŠt, sondern gibt auch etwas vom Menschen, von unserem Eigenen wieder, ein StŸck menschlichen Subjektes.
[D]ies gilt entsprechend abgewandelt von der Gottesfrage ... Den blo§en Beschauer gibt es nicht. Die reine ObjektivitŠt gibt es nicht. Man wird sogar sagen kšnnen: Je hšher ein Gegenstand menschlich steht, je mehr er ins Zentrum des Eigenen hineintrifft und das Eigene des Beschauers mitengagiert, desto weniger ist die blo§e Distanziertheit der reinen ObjektivitŠt mšglich.
Ê |
[Hier muss der Mensch versuchen, zu den Urbildern Verbindung herzustellen, also eine extrem anspruchsvolle Meditation aufzubauen. Das ist schwieriger, verlangt wesentlich mehr geistige Kraft als rationales, wissenschaftliches Nachdenken, das allein schon langes, intensives Studium voraussetzt.]
Hier muss der Mensch versuchen, zu den Urbildern Verbindung herzustellen, also eine extrem anspruchsvolle Meditation aufzubauen. Das ist schwieriger, verlangt wesentlich mehr geistige Kraft als rationales, wissenschaftliches Nachdenken, das allein schon langes, intensives Studium voraussetzt.
Hier muss der Mensch versuchen, zu den Urbildern Verbindung herzustellen, also eine extrem anspruchsvolle Meditation aufzubauen. Das ist schwieriger, verlangt wesentlich mehr geistige Kraft als rationales, wissenschaftliches Nachdenken, das allein schon langes, intensives Studium voraussetzt.
Der Glaube als Versuch, Gott zu erkennen, also als Experiment-alias, in dem eine Schablone fŸr Gott hergestellt wird |
Seite 146 Wenn Johannes den Herrn als Logos charakterisiert, greift er ein in der griechischen wie jŸdischen Geisteswelt weit verbreitetes Wort auf und Ÿbernimmt damit eine Reihe der darin liegenden VorstellungszusammenhŠnge, die solcherma§en auf Christus Ÿbertragen werden. Vielleicht aber kann man sagen, dass das Neue, das Johannes dem Logosbegriff eingezeichnet hat, nicht zuletzt darin liegt, dass fŸr ihn
[in den folgenden SŠtzen wird nun die Bedeutung von "Wort" erklŠrt]
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Seite 162 Jesus hat (immer nach dem SelbstverstŠndnis des im Symbol sich ausdrŸckenden Glaubens) nicht eine Lehre hinterlassen, die von seinem Ich abzulšsen wŠre, wie man die Ideen gro§er Denker sammeln und wŸrdigen kann, ohne auf die Person des Urhebers einzugehen. Das Symbolum bietet keine Lehre Jesu; man kam offenbar nicht einmal auf den uns so selbstverstŠndlich scheinenden Gedanken, so etwas zu versuchen, weil das wirkende GrundverstŠndnis in eine všllig andere Richtung wies. Desgleichen hat nach dem SelbstverstŠndnis des Glaubens Jesus nicht ein Werk getan, das von seinem Ich unterscheidbar und davon abgetrennt darzustellen wŠre.
Karl Barth hat diese Wahrnehmung des Glaubens einmal folgenderma§en ausgedrŸckt: "Jesus ist schlechterdings TrŠger eines Amtes. Er ist also nicht Mensch und dann auch noch TrŠger dieses Amtes ... Es gibt keine neutrale Menschlichkeit Jesu ... Das merkwŸrdige Wort des Paulus 2 Kor 5,16:
Christlicher Glaube, das hei§t Glaube an Jesus als den Christus, ist deshalb wahrhaft "personaler Glaube". |
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Seite 165 ... dann ist also dieser Jesus Christus " Wort"; eine Person aber, die nicht nur Worte hat, sondern ihr Wort und ihr Werk ist, die ist der Logos ("das Wort", der Sinn) selbst; die ist von immer und fŸr immer; die ist der Grund, worauf die Welt steht - wenn wir irgendwo eine solche Person antreffen, dann ist sie jener Sinn, der uns alle hŠlt und von dem wir alle gehalten sind.
Das gekreuzigte Ich des Herrn ist eine so gefŸllte Wirklichkeit, dass alles andere zurŸcktreten kann. In einem zweiten Schritt wurde dann von dem so gewonnenen Verstehen Jesu her auf seine Worte zurŸckreflektiert. Zu ihrem Erstaunen musste die erinnernde Gemeinde nun feststellen,
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ÊIII. Jesus Christus
Wahrer Gott und wahrer Mensch
3. Das Recht des christologischen Dogmas
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Text
Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Angabe der Seite verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung. |
Mein Kommentar
In dieser Spalte kann man sich ErklŠrungen, Deutungen oder Notizen hinzufŸgen. Als Beispiel habe ich an manchen Stellen notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe.
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Der Kšnig ist Sohn, nicht weil er von Gott gezeugt, sondern weil er von Gott erwŠhlt ist. Nicht ein physischer Vorgang ist angesprochen, sondern die Macht des gšttlichen Wollens, das neues Sein schafft. In dem so verstandenen Sohnschaftsgedanken konzentriert sich nun zugleich die Theologie des ErwŠhlungsvolkes Ÿberhaupt. ... in ihm fasst sich die Berufung Israels zusammenf: dass er stellvertretend fŸr Israel steht und das Geheimnis der Verhei§ung, der Berufung, der Liebe in sich vereint, das Ÿber Israel liegt. Ê Die Kšnigstheologie, die in einer ersten Stufe aus einer Zeugungs- zu einer ErwŠhlungstheologie umgewandelt worden war, wurde in einem weiteren Schritt aus einer ErwŠhlungstheologie zu einer Theologie der Hoffnung auf den kommenden Kšnig; das Thronorakel wurde immer mehr zu einem Spruch der Verhei§ung, Ê An diesem Punkt setzt die Neuverwendung des Textes durch die christliche Urgemeinde an. Wahrscheinlich im Rahmen des Auferstehungsglaubens ist dieses Psalmwort zuerst auf Jesus angewendet worden. Das Geschehen der Auferweckung Jesu von den Toten, an das diese Gemeinde glaubt, wird von den ersten Christen als jener Augenblick begriffen, in dem der Vorgang von Psalm 2 tatsŠchlich Wirklichkeit geworden ist. Ê im Gekreuzigten wird fŸr die Glaubenden sichtbar, was der Sinn jenes Orakels, was der Sinn von ErwŠhlung ist: nicht Privileg und Macht fŸr sich, sondern Dienst fŸr die andern. In ihm wird sichtbar, was der Sinn der ErwŠhlungsgeschichte, was der wahre Sinn von Kšnigtum ist, das immer schon Stellvertretung, aReprŠsentation ́ sein wollte. Dass "ReprŠsentieren"bedeutet: fŸr die anderen, sie vertretend, stehen - das gewinnt nun einen verwandelten Sinn. Ihm, dem všllig Gescheiterten, der am Galgen hŠngend kein StŸck Boden mehr unter den FŸ§en hat, um dessen GewŠnder gelost wird und der selbst von Gott preisgegeben scheint, ihm, gerade ihm gilt das Orakel: "Mein Sohn bist du, heute - an dieser Stelle - habe ich dich gezeugt. Fordere von mir und ich gebe dir Všlker zum Erbe und die Welt zum Besitztum".
Die Sohn-Gottes-Idee, die auf diese Weise und in dieser Form, in der Auslegung von Auferstehung und Kreuz durch Psalm 2, in das Bekenntnis zu Jesus von Nazareth eingegangen ist, hat wahrhaftig nichts mit der hellenistischen Idee des gšttlichen Menschen zu tun und ist von ihr her auf keine Weise zu erklŠren. Sie ist vielmehr die zweite Entmythologisierungsstufe der alttestamentlich schon vorentmythologisierten orientalischen Kšnigsidee. Sie bezeichnet Jesus als den wahren Erben des Alls, als den Erben der Verhei§ung, in dem sich der Sinn der Davidstheologie erfŸllt. Ê Was wir bei unseren †berlegungen Ÿber den dreieinigen Gott bereits fanden, ergibt sich von einem anderen Ausgangspunkt her wieder: Derjenige, der gar nicht an sich festhŠlt, sondern reine Beziehung ist, fŠllt darin mit dem Absoluten zusammen und wird so zum Herrn. Der Herr, vor dem das All sich beugt, [ist eine] Provokation gegen die Selbstvergottung der politischen Macht. Ê Wir blicken hinein in die Gebetserfahrung Jesu, in jene NŠhe zu Gott, die seine Gottesbeziehung von der aller anderen Menschen unterscheidet, die aber dennoch keine ExklusivitŠt will, sondern darauf ausgerichtet ist, die anderen mit aufzunehmen in das eigene GottesverhŠltnis. Sie will sie gleichsam in die eigene Weise des Stehens zu Gott hineinnehmen, sodass sie mit Jesus und in ihm ebenso wie er "Abba" zu Gott sagen kšnnen: Keine Grenze der Ferne soll sie mehr scheiden, sondern jene IntimitŠt soll sie mit umgreifen, die in Jesus Wirklichkeit ist. Ê Seite 184 Und gerade darin, dass dieses Sein als Ganzes nichts als Dienst ist, ist es Sohnsein. Insofern ist die christliche Umwertung der Werte hier erst am Ziel angelangt, hier erst wird vollends deutlich, dass der, der sich ganz in den Dienst fŸr die anderen, in die volle Selbstlosigkeit und Selbstentleerung hineingibt, sie fšrmlich wird- dass eben dieser der wahre Mensch, der Mensch der Zukunft, der Ineinanderfall von Mensch und Gott ist. Ê Seite 185 Auch hier kommt die Begegnung mit Gott nur im jeweiligen Ereignisblitz zustande, das Sein bleibt davon ausgespart. In solcher Theologie scheint mir eine Art von Verzwei§ung gegenŸber dem Seienden vorzuliegen, die nicht hoffen lŠsst, dass das Sein selbst je Akt werden kšnnte. Ê |
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Jesus ist sein Werk. Dahinter steht dann nicht doch noch ein Mensch Jesus, an dem eigentlich nichts geschehen ist. Sein Sein ist reine actualitas des "Von" und "FŸr".
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IV. Wege der Christologie
1. Inkarnationstheologie und Kreuzestheologie
Text
Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Angabe der Seite verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung. |
Mein Kommentar
In dieser Spalte kann man sich ErklŠrungen, Deutungen oder Notizen hinzufŸgen. Als Beispiel habe ich an manchen Stellen notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe.
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Seite 186 [Da ist] ein Mensch Gott ... und ... damit [ist] zugleich Gott Mensch ist; dies Ungeheuerliche wird ihr das alles Entscheidende. Vor diesem Geschehnis des Einsseins von Mensch und Gott, der Mensch-werdung Gottes, verblassen alle Einzelgeschehnisse, die noch folgten. Sie kšnnen demgegenŸber nur noch sekundŠr sein; das Ineinandertreffen von Gott und Mensch erscheint als das wahrhaft Entscheidende, Erlšsende, als die wirkliche Zukunft des Menschen, auf die schlie§lich alle Linien zugehen mŸssen. Ê Seite 187 Inkarnationstheologie tendiert zu einer statischen und zu einer optimistischen Sicht. Die SŸnde des Menschen erscheint leicht als ein Durchgangsstadium von ziemlich untergeordneter Bedeutung. Das Entscheidende ist dann nicht, dass der Mensch in der SŸnde ist und geheilt werden muss, es geht weit Ÿber eine solche Reparation des Vergangenen hinaus und liegt im Zugehen auf den Ineinanderfall von Mensch und Gott. Ê Dies Sein ist Exodus, Verwandlung.
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Seite 191, 192 gerade als der exemplarische, als der ma§gebende Mensch Ÿberschreitet er die Grenze des Menschseins; nur so und nur dadurch ist er der wahrhaft exemplarische Mensch. Denn der Mensch ist um so mehr bei sich, je mehr er beim andern ist.
Der Mensch ist zuletzt auf den anderen, auf den wahrhaft anderen, auf Gott hin bestimmt; er ist um so mehr bei sich, je mehr er bei dem ganz anderen, bei Gott ist. Er ist demnach ganz er selbst,
Noch einmal anders gesagt:
Der Rubikon der Menschwerdung wird zunŠchst Ÿberschritten durch den Schritt vom Animal auf den Logos hin, vom blo§en Leben zum Geist. Aus dem "Lehm" war in dem Augenblick der Mensch geworden, in dem ein Wesen nicht mehr blo§ "da war", sondern Ÿber das Da-Sein und die ErfŸllung seiner BedŸrftigkeit hinaus eršffnet war auf das Ganze.
Dann ist aber - sagen wir es noch einmal - der am meisten Mensch, ja der wahre Mensch,
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Teilhard de Chardin (Wikipedia) In seinem philosophischen Hauptwerk 'Der Mensch im Kosmos' unternahm er den Versuch einer Synthese von naturwissenschaftlicher Evolutionstheologie und christlicher Heilsgeschichte. Er sah die gšttliche Schšpfung, den Kosmos, als evolutionŠren Prozess an, in dessen Verlauf sich Materie und Geist von Beginn an als zwei ZustŠnde des einen "Weltenstoffes" in wechselseitiger Beziehung gegenŸberstehen, um schlie§lich im Omegapunkt IdentitŠt zu erlangen, indem sich die Materie im Menschen ihrer selbst bewusst wird. |
Seite 194 Im Hintergrund ist dabei der Gedanke mitzuhšren, dass es im Kosmos neben
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Seite 195 ... muss entdeckt werden, "dass nichts anderes den Dingen Halt und Zusammenhang gibt als ihre Verflechtung von oben her". Ich glaube, dass man hier vor einer sehr zentralen Aussage steht;
Von da aus eršffnet sich der Zugang zu einem weiteren Text, um hier wenigstens durch das Zusammenlegen von ein paar Fragmenten die Gesamtsicht Teilhards anzudeuten.
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Seite 196 Der Glaube sieht in Jesus
geschehen ist;
Von da aus wird der GLAUBE IN CHRISTUS [analog zum Glauben in die Naturwissenschaften]
Christus als der kommende Mensch [ist] Christus [analog zu Galileo, Kepler oder Newton, BegrŸnder der Natutwissenschaften] als
Das bedeutet anders ausgedrŸckt: Die Zukunft des Menschen liegt im "Sein-fŸr". Es bestŠtigt sich im Grunde hier noch einmal, was wir als den Sinn der Rede von der Sohnschaft und zuvor schon als den Sinn der Lehre von den drei Personen im einen Gott erkannt haben - der Verweis auf die dynamisch-aktuale Existenz, die wesentlich Offenheit in der Bewegung zwischen Von und FŸr ist. Und noch einmal zeigt sich, dass Christus der ganz offene Mensch ist, bei dem die WŠnde der Existenz abgerissen sind, der ganz ""œbergang" ("Pascha") ist. nicht der Mensch fŸr sich, sondern wesentlich der Mensch fŸr die anderen; der Mensch der Zukunft ist er gerade als der ganz offene.
Der Mensch fŸr sich, der nur in sich stehen will, ist dann der Mensch der Vergangenheit, den wir hinter uns lassen mŸssen, um vorwŠrts zu schreiten. Das bedeutet anders ausgedrŸckt: Die Zukunft des Menschen liegt im "Sein-fŸr".
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Der Mensch fŸr sich, der nur in sich stehen will, ist dann der Mensch der Vergangenheit, den wir hinter uns lassen mŸssen, um vorwŠrts zu schreiten in eine Vorstellungswelt vergleichbar den Natutwissenschaften. |
Seite 234 Machen ...- so unerlŠsslich es ist - [kann] die Leere niemals ausfŸllen, die den Menschen bedroht, wenn er jene absolute Liebe nicht findet, die ihm Sinn, Heil, das wahrhaft Lebensnotwendige gibt.
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Seite 236, 237 Anbetung erfolgt im Christlichen zunŠchst im dankenden Empfangen der gšttlichen Heilstat. Die wesentliche Form des christlichen Kultes hei§t daher mit Recht Eucharistia, Danksagung.
[In der Danksagung] verherrlichen [wir] Gott
Das Handelnlassen Gottes an uns - das ist das christliche Opfer.
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Indem wir Gott an uns handeln lassen, verlassen wir das biologische Leben, in der Metapher des Todes am Kreuz, und treten in etwas ein, was in der Metapher "ewiges Leben" genannt wird.
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Seite 246 Er [Platon] kommt dabei [in "œber den Staat"] zu dem Ergebnis, dass die Gerechtigkeit eines Menschen erst dann vollkommen und bewŠhrt sei, wenn er den Schein der Ungerechtigkeit auf sich nehme, denn dann erst zeige sich, dass er nicht der Meinung der Menschen folgt, sondern allein zur Gerechtigkeit um ihrer selbst willen steht. So muss also nach Platon der wahrhaft Gerechte in dieser Welt ein Verkannter und Verfolgter sein, ja, Platon scheut sich nicht, zu schreiben: "Sie werden denn sagen, dass der Gerechte unter diesen UmstŠnden gegei§elt, gefoltert, gebunden werden wird, dass ihm die Augen ausgebrannt werden und dass er zuletzt nach allen Misshandlungen gekreuzigt werden wird.
... Dass der vollendete Gerechte, als er erschien, zum Gekreuzigten, von der Justiz dem Tod Ausgelieferten, wurde, das sagt uns nun schonungslos, wer der Mensch ist:
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3. HauptteilÊ
Der Geist und die Kirche
Zwei Hauptfragen des Artikels vom Geist und von der Kirche
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Hier steht Joseph Ratzingers Text. Die Angabe der Seite verweist auf den Ort des Textes in seiner Vorlesung. |
Mein Kommentar
In dieser Spalte kann man sich ErklŠrungen, Deutungen oder Notizen hinzufŸgen. Als Beispiel habe ich an manchen Stellen notiert, in welchem Sinn ich Joseph Ratzinger verstanden habe.
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Seite 312 Aber hat dann die Auferstehung Ÿberhaupt keine Beziehung zur Materie? Und wird der "JŸngste Tag" damit všllig gegenstandslos zugunsten des Lebens, das aus dem Ruf Gottes immer kommt?
Auf diese letzte Frage haben wir im Grunde mit unseren †berlegungen zur Wiederkunft Christi die Antwort schon gegeben.
dann gibt es nicht ein ewiges neutrales Nebeneinander von Materie und Geist, sondern eine letzte "KomplexitŠt", in der die Welt ihr Omega und ihre Einheit findet.
Dann gibt es einen letzten Zusammenhang zwischen Materie und Geist, in dem sich das Geschick des Menschen und der Welt vollendet, auch wenn wir heute unmšglich die Art dieses Zusammenhanges definieren kšnnen.
Dann gibt es einen "JŸngsten Tag", in dem das Geschick der Einzelmenschen voll wird, weil das Geschick der Menschheit erfŸllt ist.
Das Ziel des Christen ist nicht eine private Seligkeit, sondern das Ganze.
Aber soll er darum die HŠnde in den Scho§ legen?
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Version: 23.4.2024
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