Problem
Bis zum Beginn der Industrialisierung waren die Auswirkungen menschlicher
Eingriffe auf das Klima im Wesentlichen lokal oder regional begrenzt.
Seit Beginn der Industrialisierung werden jedoch auch deutliche
überregionale und globale Änderungen im Stoffhaushalt der Atmosphäre
als Folge menschlicher Aktivitäten beobachtet:
Durch die Freisetzung großer Mengen klimawirksamer Gase, die sich
in der Atmosphäre anreichern, wurden die Konzentrationen der natürlich
vorkommenden Gase in der Atmosphäre (Wasserdampf (H2O),
Kohlendioxid (CO2), Ozon (O3), Distickstoffoxid
oder Lachgas (N2O) und Methan (CH4 )) durch
Eingriffe des Menschen verändert. Gegenüber vorindustriellen Zeiten
stiegen weltweit die Konzentrationen von Kohlendioxid um circa 30
%, von Methan um 145 % und von Distickstoffoxid um 15 % an. Zum
Teil gelangen heute völlig neue Stoffe - wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe
(FCKW), Halone (enthalten neben Fluor- und Chloratomen auch Bromatome),
perfluorierte Fluorkohlenwasserstoffe (FKW, insbesondere Perfluormethan
(CF4) und Perfluormethan (C2F6)),
teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW) und Schwefelhexafluorid
(SF6) - sowie in größeren Höhen durch den Flugverkehr
emittierter Wasserdampf in die Atmosphäre. Die Akkumulation dieser
anthropogen, d.h. durch den Menschen, freigesetzten klimarelevanten
Gase in der Atmosphäre bewirkt neben dem natürlichen Treibhauseffekt,
ohne den kein Leben auf der Erde möglich wäre, einen zusätzlichen
(anthropogenen) Treibhauseffekt. Die bislang angesammelten Beiträge
emissionsverursachender Prozesse zum anthropogenen Treibhauseffekt
werden global wie folgt geschätzt: Verbrennung fossiler Energieträger
circa 50 % (CO2), Einsatz chemischer Produkte (FCKW und
Halone) etwa 20 %, Entwaldung circa 15 %, Landwirtschaft und andere
Bereiche (Methan durch Rinderhaltung, Reisanbau und Mülldeponien,
Lachgas durch Düngung) etwa 15 %.
Der ansteigende anthropogene Treibhauseffekt und die damit verbundenen
Klimaänderungen werden mit großer Wahrscheinlichkeit für viele Regionen
der Welt massive nachteilige Auswirkungen haben. Die ersten befürchteten
Änderungen sind bereits innerhalb weniger Jahrzehnte eingetreten
und auch Dürreperioden, Überschwemmungen und Stürme nehmen zu -
eine für bisher bekannte Klimaänderungen sehr kurzfristige Entwicklung.
So verschieben sich durch die Änderung der jahreszeitlichen Temperatur-
und Niederschlagsmuster die Vegetationszonen der Erde tendenziell
immer weiter polwärts. Dies verursacht eine Veränderung der Zusammensetzung
sowie die geographische Verteilung vieler Ökosysteme. Klimaänderungen
führen darüber hinaus zu einer Intensivierung des globalen hydrologischen
Kreislaufs und können damit erhebliche Auswirkungen auf die regionalen
Wasservorkommen, sowohl hinsichtlich der Menge als auch der Qualität,
haben. Daneben begünstigt die Erwärmung des Klimas auch die Bildung
von Wüsten (Desertifikation), da viele Wüstengebiete heißer, aber
nicht feuchter werden. Die globale Erwärmung trägt durch zunehmendes
Abtauen der lnlandgletscher gemeinsam mit der thermischen Ausdehnung
erwärmter Meere in den nächsten 100 Jahren zu einem Meeresspiegelanstieg
von circa 50 cm im globalen Mittel bei. Werden keine Gegenmaßnahmen
ergriffen, verdoppelt sich nach neueren Schätzungen die Anzahl der
weltweit durch Sturmfluten gefährdeten Menschen dabei von derzeit
etwa 50 Mio. auf etwa 100 Mio. Insbesondere flache Inselstaaten
(z.B. Malediven) oder tropische Küstenländer (z.B. Bangladesh) laufen
Gefahr, zumindest teilweise nicht mehr bewohnbar zu sein - auch
in den Niederlanden werden die Auswirkungen spürbar werden.
Die Produktivität der Landwirtschaft wird in einigen Gebieten steigen,
in anderen jedoch, besonders in den Tropen und Subtropen, fallen.
Dadurch werden viele der ärmsten Menschen der Erde auch künftig
am meisten von zunehmendem Hunger bedroht, ohne dass diese Opfer
jemals eine Chance auf Einflussnahme gehabt hätten.
Zudem werden Klimaänderungen wahrscheinlich vielfältige und vornehmlich
nachteilige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben und
möglicherweise bis hin zu einem bedeutenden Anstieg von Todesfällen
führen. Ein Beispiel ist hier - wie im Sommer 2003 erlebt - der
Anstieg von Erkrankungen (im Wesentlichen Herz-Kreislauferkrankungen)
infolge der projizierten Zunahme der Intensität und Dauer von Hitzewellen.
Indirekte Auswirkungen von Klimaänderungen umfassen eine Zunahme
von Infektionskrankheiten (z.B. Malaria, Denguefieber, Gelbfieber,
virale Hirnhautentzündung), die auf einer längeren saisonalen Lebensphase
und einer geographischen Ausdehnung der Krankheitsüberträger (Vektor-Organismen
wie z. B. Insekten) beruhen. Außerdem können negative Auswirkungen
auf die Qualität von Nahrungsmitteln und Wasser in den betroffenen
Gebieten zu einer weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustandes
führen.
Insgesamt ist in den betroffenen Gebieten mit erheblichen sozialen
Auswirkungen infolge klimabedingter Verschlechterung der natürlichen
Lebensgrundlagen zu rechnen, einhergehend mit verstärkten Migrationsbewegungen
und der Gefahr einer Konfliktverschärfung bei künftigen Verteilungskämpfen
von knapper werdenden Ressourcen.
Neben diesen vergleichsweise allmählich eintretenden Klimaänderungen
sind auch abrupte Veränderungen im Klimasystem nicht auszuschließen.
Beispielsweise ist die Änderung des Golfstroms, der "Warmwasserheizung"
Nordwesteuropas, möglich. Aufgrund zunehmenden Süßwassereintrags
infolge veränderter Niederschlagsmuster und abtauender Gletscher
der arktischen Zone, könnten veränderte physikalische Parameter
des Nordatlantikwassers (z.B. Salzgehalt und Gefrierpunkt) zu wesentlichen
Veränderungen der Meereszirkulation führen. Eine daraus resultierende
Schwächung oder gar ein Abbruch des Golfstroms hätte eine empfindliche
Abkühlung in seiner bisherigen Einflusszone - speziell in Europa
- zur Folge.
Weiterführende Informationen zum Problembereich Klima sowie zu
vielen anderen Umweltthemen stehen im Internetinformationsangebot
des Umweltbundesamtes zum Umweltzustand zur Verfügung: Umweltdaten Deutschland online.
Verursacher
Die Bedeutung der wichtigsten in Deutschland anthropogen verursachten
Treibhausgasemissionen wird nachfolgend beschrieben:
Kohlendioxid (CO2):
Zur leichteren Vergleichbarkeit werden die Emissionen aller Treibhausgase
in CO2-Äquivalente umgerechnet. Hierbei wird das
spezifische Treibhauspotential (Global Warming Potential - GWP)
des jeweiligen Gases mit dem Treibhauspotential von CO2
in Beziehung gesetzt. Dadurch kann die Klimawirksamkeit der unterschiedlichen
Treibhausgasemissionen verglichen werden.
Mit einem Anteil von durchgehend über 80 % ist Kohlendioxid
seit 1990 mit Abstand Hauptverursacher der Treibhausgasemissionen
in Deutschland. Da die Emissionen von CH4 und
N2O als mengenmäßig nächst bedeutendste Treibhausgase
im Betrachtungszeitraum stärker zurückgegangen sind als die von
CO2, ist dieser Anteil nahezu permanent noch leicht
gestiegen und liegt 2003 bei 85 %.
Fast die gesamten CO2-Emissionen sind auf die
stationäre und mobile Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen,
während die nichtenergetischen Prozessemissionen einen Anteil von
unter 3 % haben. Der Großteil der verbrennungsbedingten CO2-Emissionen
entfiel 2003 auf die Energieerzeugung in fossilen Kraftwerken
(circa
43 %). Die Anteile der restlichen Quellgruppen lauten: Verkehr 20
%, Haushalte und Kleinverbraucher 21 % und Industriefeuerungen 15
%. Während sich der Anteil der Industrie an den gesamten CO2-Emissionen
seit 1970 etwa halbiert hat, stieg der des Verkehrs bis 2003 auf
nahezu das Dreifache. Distickstoffoxid oder Lachgas (N2O):
N2O wird hauptsächlich durch die Landwirtschaft
(Stickstoffdüngung) freigesetzt, wo im Jahr 2003 etwa 62 % der gesamten
N2O-Emissionen verursacht wurden. Der Industrieprozess
der Adipinsäureherstellung, der bis zur Mitte der 90er Jahre noch
nahezu 30 % der Emissionen verursacht hat, konnte durch technische
Maßnahmen den Anteil auf mittlerweile gut 5 % reduzieren, wodurch
der größte Teil der gesamten N2O-Minderung ermöglicht
wurde. Der Verkehrsanteil (katalytische Reinigung von Kfz-Abgasen)
liegt mittlerweile mit 7 % höher. Die N2O-Emissionen
tragen, bezogen auf den CO2-Äquivalentwert, mit 6,3 %
zu den gesamten Treibhausgasemissionen bei.
Methan (CH4): Methan entsteht dort, wo organisches
Material unter anaeroben Bedingungen abgebaut wird. Die größten
Methanmengen natürlichen Ursprungs stammen aus Feuchtgebieten (Sumpfgas).
Zu den anthropogenen Methanemissionen in Deutschland trägt im Wesentlichen
die Tierhaltung mit zwei Drittel bei. Lediglich die Deponien mit
16 % sowie der Bergbau und die Erdgasversorgung mit je etwa 9 %
emittieren auch größere Mengen. Die Freisetzung von Methan hatte
2003, bezogen auf den CO2-Äquivalentwert, einen Anteil
von 7,4 % an den Treibhausgasemissionen .
Fluorierte Verbindungen: Zu den fluorierten treibhauswirksamen
Gasen, die im Kyoto-Protokoll geregelt sind, zählen Schwefelhexafluorid
(SF6), teilhalogenierte sowie perfluorierte Kohlenwasserstoffe
(H-FKW und FKW). Die Emissionen dieser Gruppe betrugen 2003 in
CO2-Äquivalenten wegen noch nicht erfolgter Neuberechnung
weiterhin etwa 13 Mio. t, was einem Anteil von 1,3 % an den gesamten
Treibhausgasemissionen entspricht.
SF6 -Emissionen gehen vor allem auf
Anwendungen dieses Gases in der Magnesiumproduktion sowie seinen
Einsatz in gasisolierten elektrischen Schaltanlagen und in Schallschutzfenstern
zurück. Nachdem sich die Emission 2001 mit 3,3 Mio. t CO2-Äquivalent
gegenüber 1995 halbiert hatte, stieg sie 2002 wieder auf etwas über
4 Mio. t CO2-Äquivalent an.
H-FKW wurden und werden zum Teil noch beim Einsatz als Treibmittel
in Sprühdosen, Schaum- und Dämmstoffen, von Kältemitteln in Kühlgeräten,
Kälteanlagen sowie von Lösungs- und Reinigungsmitteln und aus Feuerlöschgeräten
emittiert. Dominierend ist dabei die zunehmende Verwendung als Folge
der Substitution von FCKW. 2002 wurden in Deutschland durch H-FKW-Emissionen
über 8 Mio. t CO2-Äquivalente freigesetzt, von denen
über 50 % aus der Verwendung für Kühlzwecke stammten.
Die Quellen für die nahezu 0,8 Mio. t CO2-Äquivalent
FKW-Emissionen (hauptsächlich CF4, C2F6
und C3F8) sind die Elektrolyse in der
Primäraluminiumherstellung, die Halbleiterproduktion und der Einsatz
für Kühlzwecke.
Die Klimawirksamkeit der fluorierten Verbindungen ist aufgrund
hoher spezifischer Absorption im infraroten Bereich und teilweise
sehr langer atmosphärischer Lebensdauer im Vergleich zu CO2,
CH4 und N2O sehr hoch.
Ein Großteil der produzierten H-FKW- und SF6 -Mengen
kommen in mehr oder weniger geschlossenen Anlagen (Kühlgeräte, Schäume,
elektrische Schaltanlagen usw.) zum Einsatz. Werden diese Gase am
Ende der Nutzungsdauer der Geräte und Anlagen nicht aufgefangen
und zerstört bzw. wiederverwendet, emittieren diese zunächst gespeicherten
Mengen mit einer Zeitverzögerung von bis zu 50 Jahren.
Indikator
Betrachtet werden die jährlichen Treibhausgas-Emissionen aller
sechs "Kyoto-Gase" (CO2, N2O, CH4,
SF6, H-FKW und FKW . Die Emissionen dieser Gase sind
zum Zwecke der Vergleichbarkeit in Kohlendioxidäquivalente umgerechnet
und als Summe dargestellt. Hierbei ist zu beachten, dass die einzelnen
Länder entsprechend internationaler Übereinkunft bisher noch selbst
festlegen können, ob ihre CO2-Emissionsangaben die Senken
(Einbindung von Kohlenstoff z. B. in Biomasse durch Aufforstung)
und Emissionen des Bereiches LUCF (Land Use Change and Forestry)
enthalten oder nicht. Die Angaben im folgenden berücksichtigen keine
LUCF.
Der Indikator ist ebenfalls Bestandteil der Nationalen
Nachhaltigkeitsstrategie, die im April 2002 von der Bundesregierung
beschlossen wurde.
Umweltziel
Verhinderung einer globalen Erwärmung um mehr als 2 Grad Celsius
gegenüber vorindustriellen Werten um das Ziel de Klimarahmenkonvention
zu erreichen (Art. 2 FCCC, Stabilisierung der THG-Konzentrationen
auf einem Niveau, das gefährliche Klimaänderung vermeidet). (Ziel
der EU, siehe Schlussfolgerungen Europäischer Rat 22./23. März 2005,
Umweltrat 10. März 2005, Oktober 2004, März 2004, erstmals 1996).
Ziel für die Indikatorberechnung:
Reduzierung der Summe der Emissionen der 6 Treibhausgase um 21
% bis zum Jahr 2010 gegenüber dem Basisjahr. Als Basisjahr gilt
für CO2, N2O, CH4 das Jahr 1990
und für SF6, H-FKW und FKW das Jahr 1995. Das Umwelthandlungsziel
entspricht den Minderungsverpflichtungen, die Deutschland im Rahmen
der EU-Lastenverteilung zum Kyoto-Protokoll eingegangen ist.
Indikatorentwicklung
Der Indikator für den Umweltbereich "Klima" (Abbildung
1) weist bis einschließlich 2003 eine Minderung der jährlichen Gesamtemissionen
der 6 Kyoto-Gase gegenüber dem Basisjahr von knapp 19 % auf.
Damit wurden knapp 90 % der angestrebten Minderung erreicht.
Zur Erreichung der Minderungsverpflichtung im Rahmen der EU-Lastenverteilung
zum Kyoto-Protokoll fehlen damit noch ca. 30 Mio. t oder knapp
3 Prozentpunkte.
Abbildung 1: Entwicklung der Emissionen der 6 Treibhausgase
Quelle: Umweltbundesamt
Im Jahr 2003 betrug der Anteil von CO2 an den
gesamten Treibhausgasemissionen von 1017,5 Mio. t CO2-Äquivalent
85 % oder 865 Mio. t. Mit dieser geringfügigen Zunahme gegenüber
dem Vorjahr wurde der generelle Trend des Emissionsrückgangs erneut
wie in den Jahren 2000 und 2001 unterbrochen. Neben vermuteten witterungsbedingten
Einflüssen bei den CO2-Emissionen betraf dies
auch leicht angestiegene N2O-Emissionen durch
eine erhebliche Steigerung der Salpetersäureherstellung. Unter dem
Strich stagniert der Treibhausgasausstoß in Deutschland seit
1998/1999.
Hauptverursacher für CO2-Emissionen ist der Energiesektor.
Bei steigendem Wirtschaftswachstum zwischen 1990 und 2003 konnte
der Primärenergieverbrauch durch Effizienzsteigerung und Energieeinsparung
um 3,9 % gesenkt werden. Es kommen außerdem zunehmend fossile Energieträger
mit niedrigerem Kohlenstoffgehalt sowie erneuerbare Energieträger
zum Einsatz. Dies führt zu einem Rückgang der CO2-Emissionen
um 15 %. Zur Deckung des Primärenergiebedarfs wurden 2003 rund 37 %
Mineralöl, 23 % Naturgase, 14 % Steinkohlen und 11 % Braunkohlen
eingesetzt. Die Kernenergie lieferte 12,5 % des Primärenergiebedarfes.
Seit 1990 haben die größten Veränderungen im Energieträgermix mit
einer Halbierung beim Braunkohleneinsatz und einer Steigerung des
Gaseinsatzes um 41 % stattgefunden. Die Verwendung von Mineralölen
pendelte sich nach einem Anstieg bis zu 11 % im Jahr 1996 wieder
auf dem Primärenergieverbrauch von 1990 ein.
Der Anteil der erneuerbaren Energien - hierzu zählen Wasserkraft,
Windenergie, Biomasse, Sonnenenergie und Erdwärme - am Primärenergieverbrauch
hat sich im Zeitraum 1990 - 2004 deutlich erhöht und liegt im Jahr
2004 bei 3,6%. Die verstärkte Nutzung der Erneuerbaren Energien
vermeidet vor allem die Freisetzung des Treibhausgases CO2
und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Verminderung
der klimarelevanten Emissionen.
Abbildung 2: Anteil der Erneuerbaren Energien
Im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie hat
sich Deutschland auch im Bereich der nachhaltigen Energieerzeugung
anspruchsvolle Ziele gesetzt. Ziel der Bundesregierung ist es, den
Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch bis zum
Jahr 2010 gegenüber 2000 auf 4,2 und bis zur Mitte des Jahrhunderts
(2050) auf rund 50% zu steigern. Entsprechend des Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG) soll der Anteil der Erneuerbaren beim Stromverbrauch bis 2010
auf mindestens 12,5 Prozent und bis 2020 auf mindestens 20% erhöht
werden.
Im Jahr 2004 betrug der Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch
3,6 Prozent, beim Stromverbrauch lag der Beitrag bei 9,3 Prozent.
Im 1. Halbjahr 2004 erreichte der Anteil der Erneuerbaren Energien
an der Stromerzeugung
[1] erstmals 10 % [2] . Im Ergebnis der durch die Bundesregierung
eingeleiteten Maßnahmen (Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)), Zukunftsinvestitionsprogramm,
Marktanreizprogramme etc.) [3] wurden im Jahr 2004 [4] durch die Strom- und Wärmeversorgung aus Erneuerbaren
Energiequellen rund 70 Mio. Tonnen CO2-Emissionen vermieden,
davon rund 33 Mio. Tonnen durch das EEG.
Bei der Entwicklung der Erneuerbaren Energien im Strommarkt hat
die Windenergie eine Vorreiterrolle übernommen. Mit bundesweit über
16.500 [5] Windenergieanlagen und mehr als 16.600 MW installierter
Leistung Ende 2004 ist Deutschland weltweit führend. Über ein Drittel
des weltweit erzeugten Windenergiestroms und etwa die Hälfte in
der EU wird in Deutschland produziert. Im Jahr 2004 wurden in Deutschland
weitere 1200 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 2037
MW neu installiert. Dies entspricht gegenüber 2003 einer Steigerung
um rund 13,8 Prozent.
Bei den anderen fünf klimawirksamen Kyotogasen stellt sich die
Situation folgendermaßen dar:
Die N2O-Emissionen trugen im Jahr 2003 bezogen
auf den CO2-Äquivalentwert mit 6,3 %, zu den Treibhausgasemissionen
bei. Mehr als 60 % der Emissionen entstammen dem Stickstoffüberschuss
in den Böden. Gegenüber 1990 nahm dieser Anteil trotz um etwa 20 %
Emissionsminderung in diesem Bereich um 6 Prozentpunkte zu, da die
N2O-Emissionen bei der Adipinsäureproduktion erheblich
stärker auf Grund von technischen Maßnahmen auf 1/5 verringert werden
konnten. Insgesamt sanken die Emissionen von 279 kt im Jahr
1990 um über 25 %.
Die Freisetzung von CH4 hatte 2003 bezogen auf
den CO2-Äquivalentwert einen Anteil von 7,4 % an
den Treibhausgasemissionen. Die seit 1990 insgesamt über 40 %ige
Emissionsminderung von 6,3 Mio. t auf 3,6 Mio. t CH4
verteilt sich auf jeweils etwa 1 Mio. t im Energie- (vor allem Bergwerke)
und Abfallbereich sowie 0,6 Mio. t aus der Landwirtschaft.
Die Emissionen der fluorierten Verbindungen betrugen in
CO2-Äquivalenten im Jahr 2002
[6] etwa 13 Mio. t, was einem Anteil von etwas über 1 % an
den gesamten Treibhausgasemissionen entspricht. Dabei nahm die Emission
von H-FKW 2001 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Mio. t CO2-Äquivalente
zu. Diese Zunahme war zu je 50% durch die Anwendung von H-FKW in
Schaumstoffen und zu Kühlzwecken verursacht.
Abbildung 3 veranschaulicht, inwieweit der tatsächliche Entwicklungsverlauf
der Gesamtemissionen der Kyoto-Gase übereinstimmt mit der durchschnittlichen
jährlichen Reduktionsrate, die erforderlich ist, um das Ziel zu
erreichen. Es wird deutlich, dass sich Deutschland bereits sehr
nahe an der Zielerfüllung befindet. Das gesetzte Umweltziel für
das Jahr 2010 erscheint erreichbar, sofern der Trend seit 1990 durch
weitere stetige Anstrengungen, insbesondere zur CO2-Minderung,
beibehalten werden kann.
Abbildung 3: Trends zur Zielerreichung
Quelle: Umweltbundesamt
DUX-Punkte
Aus dem aktuellen Stand der Indikatorentwicklung errechnet sich
eine Zielerreichung für die Reduzierung der Gesamtemissionen der
Kyoto-Gase von mehr als 90 Prozent. Damit trägt der Klimaindikator
mit zur Zeit
880 Punkten
(von maximal 1000 je Einzelindikator erreichbaren Punkten) zum
DUX bei.
Maßnahmen zur Zielerreichung
Die größten Einsparpotenziale an Treibhausgasemissionen bestehen
im Bereich der CO2-Emissionen. Zur Erreichung des Gesamtziels
werden folgende Teilziele in wichtigen Energiebereitstellungs- und
Verbrauchsbereichen verfolgt, die im Nationalen
Klimaschutzprogramm (Beschluss der Bundesregierung vom 18. Oktober
2000) mit Maßnahmen unterlegt sind. Das Nationale Klimaschutzprogramm
wird derzeit evaluiert und weiterentwickelt, um sicherzustellen,
dass das Kyoto-Ziel erreicht wird. Im Vordergrund der Fortschreibung
des Klimaschutzprogramms stehen die Sektoren, die nicht vom Emissionshandel
betroffen sind wie der Verkehr, der Bereich private Haushalte und
Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. Auf der Basis der Evaluierung
werden die bereits verabschiedeten Maßnahmen weiterentwickelt und
neue Politiken und Maßnahmen festgelegt.
Gebäudebereich: Verminderung der CO2-Emissionen
im Gebäudebereich um ein Viertel bis 2005 durch drastische Verminderung
des Energiebedarfs von Neubauten (Niedrighausenergiestandard flächendeckend)
.
Erneuerbare Energien: Erhöhung des Anteils Erneuerbarer
Energien am Stromverbrauch auf 12,5 % bis zum Jahr 2010. Erhöhung
des Anteils Erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch auf
4,2% bis zum Jahr 2010, bis 2050 sollen 50 % der Energieversorgung
mit erneuerbaren Energien bestritten werden.
Verkehr: Reduzierung der CO2-Emissionen
im Straßenverkehr, Reduzierung aller klimarelevanten Emissionen
des Flugverkehrs.
Industrie: Reduzierung der spezifischen Emissionen
über alle sechs Kyoto-Gase gegenüber 1990 um 35 % bis 2012 oder
der spezifischen CO2-Emissionen um 28 % bis 2005 entsprechend
der Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und der Deutschen
Wirtschaft zur Klimavorsorge vom 9. November 2000.
Staat: Reduzierung der CO2-Emissionen
in der Bundesverwaltung gegenüber 1990 um 25 % bis 2005 und um 30
% bis zum Zeitraum 2008-2012 im Rahmen von Selbstverpflichtungen.
Seit 1998 wurden unter anderem folgende Maßnahmen ergriffen,
die zu einer weiteren wirksamen Absenkung der CO2-Emissionen
führen sollen:
-
die Ökologische Steuer- und Finanzreform, die durch
einen stufenweisen Anstieg der Energiepreise und einen Abbau
umweltschädlicher Subventionen vor allem in den Bereichen Verkehr,
Gewerbe/Kleinverbrauch und Haushalte Anreize zur Entwicklung
und Markteinführung neuer Technologien sowie zum rationellen
und sparsamen Umgang mit Energie gibt;
-
die Einführung eines EU-weiten CO2-Emissionshandels,
der in Industrie und Stromwirtschaft einen Anreiz zur Errichtung
von Neuanlagen mit geringeren CO2-Emissionen schaffen
soll
-
in der Energiewirtschaft das KWK-Gesetz, das den Erhalt
und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) anstrebt,
-
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, mit dem die Verstromung
Erneuerbarer Energien unterstützt wird;
-
Modernisierung des Energiewirtschaftsgesetz zur sicheren
und umweltverträglichen, leitungsgebundenen Versorgung auf den
liberalisierten Elektrizitäts- und Gasmärkten
-
Das Markteinführungsprogramm für Erneurbare Energien,
das insbesondere dem Einsatz von Solarkollektoren, aber auch
der rationellen Energiewandlung zugute kommt;
-
im Gebäudebereich das Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung
zur Reduzierung des Energiebedarfs von Neubauten gegenüber dem
bisherigen Stand um circa 30 % sowie Nachrüstverpflichtungen
im Gebäudebestand und die Ausweitung der Anforderungen bei baulichen
Veränderungen.
-
Förderprogramme der KfW zur CO2-Emissionsminderung
im Gebäudebestand
-
im Verkehr u.a. Investitionen in die Schieneninfrastruktur,
die Einführung einer streckenabhängigen Autobahnbenutzungsgebühr
für schwere Lkw sowie die Mineralölsteuerbefreiung für alle
Biokraftstoffe;
-
die Förderung schwefelarmer oder schwefelfreier Kraftstoffe
im Rahmen der Ökologischen Steuerreform verhilft darüber hinaus
verbrauchs- und emissionsarmen Motortechniken zum Durchbruch,
Daneben sind darüber hinaus in den wichtigsten emissionsverursachenden
Bereichen zukünftig weitere Maßnahmen zur CO2-Minderung
notwendig, z.B.
-
die Überprüfung des KWK-Gesetzes sowie der Energieeinsparverordnung,
um die in den Geltungsbereichen der Regelungen bestehenden Umsetzungsdefizite
aufzulösen,
-
die Fortentwicklung der Ökologischen Steuer- und
Finanzreform durch stärkere Orientierung der Energiebesteuerung
an Energiegehalt und CO2-Emissionen und weiteren
Abbau umweltschädlicher Subventionen,
-
Ausweisung des Energieträgermixes und der CO2-Emissione
auf der Stromrechnung bei Letztverbrauchern sowie auf Werbemitteln
auf Grundlage des noch zu verabschiedenden neuen Energiewirtschaftsgesetzes,
-
im nichtenergetischen Bereich bei der Kohleförderung
die Steigerung der Grubengasnutzung, in der Landwirtschaft die
Steigerung der Verwertung von Methan als Biogas und Senkung
des Stickstoffüberschusses in den Böden sowie bei bestimmten
industriellen Produktionsprozessen die Substitution oder das
Verbot klimawirksamer/ozonabbauender Stoffe wie FKW, H-FKW oder
SF6.
Zusätzlich zu diesen Maßnahmenvorschlägen werden auch in den 21
Thesen zur Klimaschutzpolitik für das 21. Jahrhundert "Die Zukunft
in unseren Händen" Positionen des Umweltbundesamtes für den Klimaschutz
formuliert.
Kontakte/Linksammlung
Ansprechpartner zum Indikator Klima: Michael
Strogies im Fachgebiet Emissionssituation (I 4.6).
Ansprechpartner/-in zum Thema Energien Astrid
Wiemann im Fachgebiet I 4.5 Energiedaten und Christoph Erdmenger
im FG I 4.2 Nachhaltige Energieversorgung
Ansprechpartner zum Gesamtkonzept Umwelt-Barometer/DUX: Ullrich Lorenz
im Fachgebiet Grundsatzangelegenheiten, Umweltstrategien, Forschungsplanung
(I 1.1)
Links zum Themenbereich:
[1] bezogen auf den gesamten Bruttostromverbrauch
[2] erste vorläufige Abschätzung des BMU, August 2004
[3] Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien 2001, VDEW 200, BMU Entwicklung
der Erneuerbaren Energien - August 2003, Bericht der BR Deutschland
gemäß Artikel 3 Abs. 2 der EU-Richtlinie 2001/77/EG
[4] Pressemitteilung BMU 39/05 vom 22.2.2005; Informationen
zur ersten vorläufigen Abschätzung zur Entwicklung der Erneuerbaren
Energien im Jahr 2004 in Deutschland (AGEEStat), 3-2005
[5] Quelle: Deutsches Windenergie-Institut (DEWI)
unter www.udo-leuschner.de/energie-chronik/050109.htm
[6] Zahlen für 2003 werden im Mai 2005 erwartet
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