Das schweizerische Endlagerkonzept:
Das kontrollierte geologische Langzeitlager KGL

Joachim Gruber


Im Gegensatz zum deutschen Konzept, das nur

  1. Betriebsphase,

    weiter unten "Einlagerungsphase" und

  2. Langzeitendlagerung,

    unten als "Endlagerung" bezeichnet,

kennt, wird in der Schweiz eine Pilotphase zwischen beide geschoben.


Entsprechend besteht das Langzeitlager aus 3 Einheiten:

  1. Testlager.

    An diesem wird überprüft, ob die Wahl der geologischen Formation gut war.

  2. Hauptlager.

    In dieses wird der hochradioaktive Abfall gebracht, nachdem das Testlager "grünes Licht" gegeben hat.

  3. Pilotlager.

    Hier wird das Funktionieren des Hauptlagers unter realistischen Bedingungen, d.h. mit hochaktivem Abfall überprüft. Bis auf rudimentäre Beobachtungen führt man diese Prüfung nicht am Hauptlager direkt durch, um die geologische Formation des Hauptlagers möglichst wenig zu verletzen.



raeumliche Anordnung der 3 Lager

Räumliche Anordnung der 3 Lager

(Quelle: Expertengruppe Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle (EKRA), Schlussbericht, 2000, im Cache)


zeitliche Abfolge der Endlagerphasen

(Quelle: Expertengruppe Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle (EKRA), Schlussbericht, 2000, im Cache)


In Fig. 8 ist die vertikale Achse die Zeitachse, d.h. am oberen Ende liegt die Gegenwart (die Erkundung), auf dem Weg nach unten geht man in die Zukunft, bis man am unteren Ende 1 Million Jahre in der Zukunft ist. Das Geologische Endlager (GEL, deutsches Konzept) und das Tiefe Dauerlager sind die Handlungsextreme. Das Kontrollierte Geologische Langzeitlager (KGL) enthält alle Elemente beider Extreme.


Im Detail: Beim KGL
  1. arbeitet man auf einen Abschluß des Abfalls von der Biosphäre hin (d.h. erschwerte Rückholbarkeit mit der damit einhergehenden Isolierung des Abfalls),
  2. verzögert aber den Abschluß solange, bis das Pilotlager "grünes Licht" gegeben hat. Das kann Hunderte von Jahren dauern, während derer der Zugang zum Pilotlager leicht bleibt, der zum Hauptlager aber mit wachsender Prognosesicherheit zunehmend verbaut wird.
Der Vorteil des schweizerischen KGL gegenüber dem deutschen Konzept (GEL) ist, daß man die Einlagerung nicht erst dann beginnt, wenn keine sicherheitsrelevanten Fragestellungen mehr offen sind. Diese Kopplung von Einlagerungsbeginn und Abschluß der gesamten Langzeitsicherheitstechnik hat in der Vergangenheit zu korrumpierendem politischen Druck auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geführt.

Literatur: Schweizerisches Entsorgungskonzept


Version: 26.6.2011

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