Die Konterrevolution - Der Kapp-LŸttwitz-Putsch

Stand: 15.11.2011

                   

Das Dokumentarspiel schlie§t direkt an die Produktion "Gewaltfrieden - Die Legende vom Dolchsto§ und der Frieden von Versailles" an und rekonstruiert die UmstŠnde, die zum ersten, zunŠchst erfolgreichen Staatsstreich gegen die Weimarer Republik gefŸhrt haben.


Der Kapp-LŸttwitz-Putsch vom MŠrz 1920 ist ein weitgehend vergessenes Kapitel deutscher Geschichte. Zu Unrecht. Denn der Versuch, die erste deutsche Demokratie schon eineinhalb Jahre nach ihrer Entstehung wieder zu ersticken, scheiterte am demokratischen Bewusstsein ihrer BŸrger.


Die durch die Novemberrevolution 1918 entstandene Weimarer Republik war in ihren Anfangsjahren mehrfach bedroht, am heftigsten im MŠrz 1920. Der Versailler Friedensvertrag von 1919 besiegelte nicht nur die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, sondern verlangte vom Reich auch Gebietsabtretungen, hohe Reparationen, sowie eine Verkleinerung der Armee auf 100000 Mann. MilitŠrs und die alten MŠchte des Kaiserreiches empfanden besonders den sogenannten Kriegsschuldparagrafen des Vertrages, der Deutschland die Alleinschuld am Weltkrieg zuwies, als auch die verlangte Auslieferung deutscher Kriegsverbrecher Ð darunter Kaiser Wilhelm II und Feldmarschall Hindenburg Ð als "Schmach". Auch die von den Alliierten verlangte Auflšsung der sogenannten Freikorps, paramilitŠrische VerbŠnde die sich aus den Resten der kaiserlichen Armee zu neuen schwerbewaffneten Einheiten zusammengefunden hatten, war nicht im Sinne der meisten Offiziere. †berhaupt fand die parlamentarische Demokratie von Weimar in weiten Kreisen des MilitŠrs, der Hochfinanz, der Industrie, des Adels und des BŸrgertums keine UnterstŸtzung. Ein Sturz des "Systems" lag durchaus im Interesse rechtsgerichteter Kreise.


Filminfo: 

Die Konterrevolution - Der Kapp-LŸttwitz-Putsch 1920 

Buch: Bernd Fischerauer und Klaus Gietinger; 

Regie: Bernd Fischerauer

Dokumentarspiel (2011)

So fanden sich Ende 1919 in der "Nationalen Vereinigung" hohe MilitŠrs, ehemalige Offiziere und putschwillige MŠnner zusammen. Organisiert wurde der Putsch von dem ehemaligen Freikorps-FŸhrer, Hauptmann Waldemar Pabst, der schon die Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs befohlen hatte. Finanziell unterstŸtzt wurden die Putschisten von Teilen der Industrie und mehreren Banken. AushŠngeschild war Wolfgang Kapp, ein Ostelbischer Junker und Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Mit von der Partie: der hšchste kommandierende General, Walther Freiherr von LŸttwitz, der FreikorpsfŸhrer, KorvettenkapitŠn Hermann Ehrhardt, dessen Marinebrigade den Putsch ausfŸhren sollte, KapitŠn Wilhelm Canaris, der Adjutant von Reichswehrminister Noske und als verdecktes Mitglied, der preu§ische Geheimdienstchef Herbert von Berger. Im Hintergrund wirkte der ehemalige General und Chef der Obersten Heeresleitung im Krieg, Erich Ludendorff.


 

Unter der Regie von Bernd Fischerauer schildert der Film minutišs den Ausbruch und Ablauf des Putsches, der nur fŸnf Tage dauerte: Wie die rechtmŠ§ige Regierung unter Reichskanzler Gustav Bauer verjagt wurde, ebenso ReichsprŠsident Friedrich Ebert und der gegenŸber dem MilitŠr arglose Reichswehrminister Gustav Noske (alle SPD), das erzwungene Untertauchen des Finanzministers Matthias Erzberger, die ambivalente Haltung der auf die Verfassung vereidigten Reichswehroffiziere und der Sicherheitspolizei, die der Regierung den zur Abwehr des Putsches notwendigen Schutz verweigerten. Die Flucht der Regierung, der Streit der Putschisten, ihre hilflosen Versuche, den zunŠchst verbliebenen, dann festgesetzten Vizekanzler Eugen Schiffer (DDP) fŸr ihre Zwecke zu benutzen und das Ruder Richtung Diktatur herumzuwerfen und last but not least, der Widerstand der Arbeiter, Angestellten und Beamten, die im grš§ten Generalstreik der deutschen Geschichte die Putschisten in die Knie zwangen. Stellvertretend hierfŸr die Redaktionsleiterin und Frauenrechtlerin Marie Juchacz und Hannah Wšlke. Scharfsinnig begleitet wird das Geschehen vom KunstmŠzen Harry Graf Kessler und seinen SchŸtzlingen: der Schauspielerin Tilla Durieux, den Malern und Grafikern George Grosz und John Heartfield.


Als der Spuk des Kapp-Putsches schlie§lich vorbei war, kam es zu AufstŠnden im Ruhrgebiet. Die Regierung, nach Berlin zurŸckgekehrt, wurde zwar umgebildet und Noske musste seinen Abschied nehmen, doch die HochverrŠter lie§ man weitgehend ungestraft, die AufstŠnde dagegen wurden blutigst niedergeschlagen, zum Teil sogar unter Einsatz und Nutzung der militŠrischen Schlagkraft der ehemaligen Putschisten. Das Volk hatte sich als demokratisch gesinnt und wehrhaft erwiesen, Armee und Justiz gro§teils nicht. Eine Gruppe frŸhfaschistischer Republikgegner konnte sich dagegen in Bayern sammeln. Unter ihnen Adolf Hitler.


Die Besetzung

   

JŸrgen Tarrach Friedrich Ebert

Michael Rotschopf Waldemar Pabst

Hans Michael Rehberg Walther Freiherr von LŸttwitz

Michael Roll Hermann Ehrhardt

Hans Hohlbein Matthias Erzberger

Torsten MŸnchow Gustav Noske

Roland Renner Harry Graf Kessler

Karl Karliczek Eugen Schiffer

Eric P. Caspar Wolfgang Kapp

Hans-Eckart Eckhardt Oberst Bauer

JŸrg PlŸss Wilhelm Canaris

Thomas Bestvater Adolf von Trotha

Katrin Pollitt Hannah Wšlke

Bibiana Beglau Marie Juhacz