Mein Kommentar auf arte.tv zur Sendung 

"Unsere schšne nukleare Welt"("Nuclear Lands - a History of Plutonium")

von Kenichi Watanabe (2015), 

ausgestrahlt am 29.9.2015 um 20:15 Uhr auf arte

Datum des Kommentars: 1.10.2015


Das Problem des nuklearen Abfalls (d.h. der Transurane und Spalt- und Aktivierungsprodukte) ist allen Reaktortypen gemeinsam, die erzeugten Mengen davon sind angesichts ihrer GefŠhrlichkeit sekund‰r. Bei der von Herrn Dr. Beck angesprochenen nuklearen Umwandlung der langlebigen Transurane ("Partitionierung" und "Transmutation") ist -wie bei der Wiederaufarbeitung von abgebrannten Brennelementen in La Hague- die GefŠhrdungsbilanz unklar. Wie der Film darstellt, werden dabei neue chemische Stoffe hergestellt, deren Eindringen in die BiosphŠre unzureichend oder nicht geklŠrt ist. Das gilt auch fŸr die letztendlich hergestellten Endlagerprodukte. 


Die mit der Fusionstechnologie (einschl. Endlagerung) verbundenen Sicherheitsrisiken sind ebenso ungeklŠrt. Beispiele sind die TritiumrŸckhaltung in der Brutzone (dem "Blanket") im Normalbetrieb und beim Versagen eines Reaktors und die Endlagerung. Im letzteren Fall hat man das gleiche Problem wie bei der Transmutation: Es ist bisher unbekannt, in welche Richtung die fusionsspezifischen (physikalischen und chemischen) Zusammensetzungen der Abfallprodukte das Gefahrenpotential verŠndern. UngeklŠrt ist also in anderen Worten, ob Fusionsreaktor-Abfallprodukte in langen ZeitrŠumen die BiosphŠre ebenso (oder mehr) schŠdigen wie die der Spaltreaktoren.


Bei der Bewertung des Films mšchte ich also Herrn Dr. Beck widersprechen. Nach meinem Kenntnisstand enthŠlt er nur wenige und dazu irrelevante Fehler (Plutonium ist kein Spaltprodukt (BruchstŸck eines Urankerns) sondern ein Transmutationsprodukt (ein um Kernbausteine erweiterter Urankern) und Oppenheimers ("Oppie's") Vornamen sind J. Robert und nicht Julius (manche Amerikaner verwenden ihren middlename, so auch Oppenheimer). Der Film vermittelt nach meinem VerstŠndnis den zutreffenden Eindruck, und auf die geschilderten Details kann man sich weitestgehend verlassen.


Meine Bewertung des nuklearen Abfallproblems, da Herr Dr. Beck dies u.a. anspricht:

Wir Wissenschaftler kšnnen nach mehr als 4 Jahrzehnten internationaler Forschungsarbeit Endlager-Langzeitsicherheit nicht gewŠhrleisten, weil wir nicht wissen, 


Es ist die Aufgabe von an die Wissenschaft anknŸpfenden Technikern, Wesentliches von Marginalem zu trennen. Nukleare Langzeitsicherheitstechniker hat die Welt aber noch nicht.


Auf Grund meiner Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet mšchte ich den Weg zu einem sicheren Endlager mit dem zu einem sicheren Transportmittel veranschaulichen: In der 2. HŠlfte des 18. Jahrhunderts fŸhrte u.a. James Watt die ersten Dampfmaschinen vor. Die Entwicklung eines sicherheitstechnisch einigerma§en vorhersagbaren Transportmittels daraus dauerte mehr als 2 Jahrhunderte, und daran waren fast ausschlie§lich Techniker beschŠftigt. Was die sichere Endlagerung von hochradioaktivem Abfall angeht, sind wir heute in einem Šhnlichen Zustand wie James Watt in der 2. HŠlfte des 18. Jahrhunderts: Wie sicher wŠren Millionen von dampfmaschinenbetriebene Fahrzeuge auf damaligen deutschen Stra§en gewesen?


Mehr dazu hier:



Dr. Joachim Gruber


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Version: 1.10.2015

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