FRAMING­MANUAL

Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD

von Elisabeth Wehling, Berkeley International Framing Institute, 2017

Exzerpte von Joachim Gruber

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faktische Informationen dazu, dass die ARD die unterschiedlichen Grup­pen unserer Bevšlkerung in ihrer Programmgestaltung berŸcksichtigt, sind gut und wichtig. Aber sie haben keine Bedeutung an und fŸr sich. Sie erhalten ihre Bedeutung erst dort, wo sie in moralische Framings eingebettet sind, die ver­ deutlichen, wieso Inklusion ein moralischer Auftrag ist. Und wieso (anhaltende) Exklusion marginalisierter MitbŸrger unmoralisch ist, ebenso wie die Vernach­ lŠssigung von MitbŸrgern durch die Gesellschaft, wenn es darum geht, ihr grundlegendes, tŠgliches mediales Wohlergehen zu sichern Ð indem sie Zugang haben zu guter Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung. 


... 

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[E]s geht um Worten eine Bedeutung zuzumessen, akti­ vieren unsere Gehirne kognitiv­neuronale Frames, die unter anderem das Si­ mulieren von GefŸhlen, GerŸchen, GeschmŠckern, Bewegungen und Bildern umfassen. DarŸber hinaus steckt in jedem Frame viel mehr an Wissen und As­ soziationen, als sich vermeintlich hinter einem einzelnen Wort verbirgt. Bei­ spiel: Das Wort Nagel aktiviert einen Frame, in dem Ideen wie Holz, Hammer und Schlagen auftauchen. Assoziationen wie diese werden, wenn wir ein Wort lesen, so eindrŸcklich mitgedacht, dass Menschen oft der Meinung sind, sie hŠtten die assoziierten Ideen tatsŠchlich gelesen.


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Entgegen dem gŠngigen Mythos entscheidet der Mensch sich nicht ârein ratio­ nalÕ und aufgrund einer âobjektiverÕ AbwŠgung von Fakten fŸr oder gegen Din­ ge, denn objektives, faktenbegrŸndetes und rationales Denken gibt es nicht, zumindest nicht in der Form, in der es der AufklŠrungsgedanke suggeriert. Je­ des Verarbeiten von Fakten findet innerhalb von Frames statt Ð und ein und derselbe Fakt erlangt in unterschiedlichen Frames ganz unterschiedliche und oft sogar gegensŠtzliche Bedeutungen.


Seiten 25-32

Die ARD ist kein Produkt­ oder Serviceanbieter, der bei Kunden darum wirbt, dass seine Angebote gekauft werden. Sie ist der gemeinsam ermšglichte Rundfunk der BŸrger. Unter anderem Ÿber die finanzielle Beteiligung unser aller wird ein Rundfunkkapital geschaffen, das von der ARD verwaltet wird, mit dem primŠren Ziel, dem BŸrger die fŸr das eigene und gemeinsame Wohlergehen nštige freie mediale Infrastruktur zu ermšglichen. Diese Infrastruktur umfasst Information ebenso wie bildende und sinnstiftende Kultur­ und Unterhal­tungsformate. Diese mediale Infrastruktur nutzen die BŸrger. Um sich zu in­formieren oder um sich bildend oder sinnstiftend unterhalten zu lassen. Sie sind die Nutzer ihres gemeinsamen Rundfunks ARD. Sie sind nicht die ãKonsu­mentenÒ des ãvielfŠltigen AngebotsÒ der ARD.


Entsprechend ist auch das, was ARD­Gegner als ãZwangsabgabeÒ oder ãZwangsgebŸhrÒ begreifbar machen, kein Eingriff in die Freiheit der BŸrger als Ð metaphorische Ð Konsumenten. Im Gegenteil, es ist die proaktive, selbstbe­stimmte (da demokratisch entschiedene) Beteiligung der BŸrger am gemein­ samen Rundfunk ARD, die monatliche Rundfunkbeteiligung, die Beteiligung an der gemeinsamen medialen Infrastruktur oder auch der Beitrag zum ge­meinsamen, freien Rundfunk ARD.


... Wir ãbezahlenÒ also nicht fŸr die ãAngeboteÒ der ARD. Sondern, wir ermšgli­ chen uns einen gemeinsamen, freien Rundfunk ARD. Unter anderem, aber bei weitem nicht ausschlie§lich, durch unsere finanzielle Beteiligung.

Die ARD ist von uns, mit uns und fŸr uns geschaffen: Sie ist von uns beschlossen Ð denn die Entscheidung zu einem gemeinsamen, freien Rundfunk ist eine demokratische Mehrheitsentscheidung.

Sie ist von uns getragen Ÿber die monatliche Beteiligung. Sie ist von uns gestaltet, indem viele BŸrger sich Ÿber die monatliche Beteili­gung hinaus einbringen. Etwa, indem sie privat mitgestalten Ð zum Beispiel durch die Teilnahme an Talkrunden und in anderen Formaten, oder durch Ein­ mischung durch Briefe oder die Teilnahme an BŸrgerbefragungen. Sie ist von uns gestaltet, indem viele BŸrger sich Ÿber die Beteiligung hinaus beruflich einbringen Ð etwa indem sie als demokratisch gewŠhlte Volksvertre­ter in Gremien mitbestimmen oder vom gemeinsamen Rundfunk ARD fŸr orga­nisatorische, verwaltende oder redaktionelle Aufgaben eingestellt wurden.


Und die ARD existiert einzig und allein fŸr uns, indem sie jenseits profitwirt­ schaftlicher oder demokratieferner GelŸste fŸr ein informierendes, bildendes und sinnstiftendes Programm sorgt. Zu diesem Programm hat jeder BŸrger freien Zugang und kann es beliebig nutzen.


Sondern, die ARD ist die Gesellschaft: Wir sind Ihr! Es handelt sich bei der ARD und den BŸrgern nicht um getrennte EntitŠten. Die ARD ist der gemeinsame Rundfunk der BŸrger Ð Ÿber monatliche Beteiligung, Ÿber private Beteiligung, Ÿber berufliche Beteiligung. Die so geschaffene demokratisch­mediale Infra­ struktur ist fŸr jeden frei nutzbar. Sie richtet sich aus an dem Anspruch der BŸrger auf gute Information und bildende und sinnstiftende Unterhaltung und Kultur Ð nicht an den BedŸrfnissen von Unternehmen. 


... [man] spricht deshalb besser von unserem gemeinsamen, freien Rundfunk ARD Ÿber den wir uns freien Zugang zu einer exzellenten medialen Infrastruktur auf hšchstem inhaltlichen und technischen Niveau.


... die mo­ralische PrŠmisse der ARD: Mit allen und zum Wohle aller eine exzellente me­ diale Infrastruktur zu schaffen, die fŸr jeden frei zugŠnglich ist und jeden in gleicher Weise ernst nimmt und bedenkt Ð etwa in der inhaltlichen Gestaltung, Ÿber ihre regionalen Strukturen, Ÿber die Barrierefreiheit und Ÿber die Tri­ oder auch MultimedialitŠt.


... Denn ein Rundfunk, der von allen finanziert wird, der ist auch fŸr alle da. ... [z.B.] jene, die lebensnahe Dokumentationen abseits des Main-­ und Ramschstreams suchen, bis hin zu allen, die wissen und sich darauf verlassen, dass jeden Abend um 20 Uhr an der Tagesschau die Filterbubble zerplatzt. 


Nach dem Gleichwertigkeitsprinzip geht den gemeinsamen Rundfunk ARD je­ der Mensch, jede Region und jedes mediale BedŸrfnis an Ð von sinnstiftender und bildender Unterhaltung bis hin zur wahrhaft freien, stabilen Information. 


... Sprechen Sie nicht von ãInklusionÒ Ð sprechen Sie vom Gleichwertigkeitsprinzip, nach dem jeder BŸrger gleich viel wert und gleich wichtig ist.


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... Sie [die ARD] stehen: Die gleiche Wertigkeit aller Menschen ohne Ansehen ihrer Privilegien in Form von Geld oder sozialem und politischem Einfluss ihrer demographischen Gruppe oder Region. ... Die ãProgrammvielfaltÒ ergibt sich aus dem gleichwertigen Anspruch aller BŸrger, auf einem hohen inhaltlichen und technischen Niveau bildend und sinnstiftend unterhalten und frei informiert zu werden, (barriere­)freien Zugang zu der medialen Infrastruk­ tur ARD zu haben und sich in ihrem Programm in ihrer, auch regionalen, Iden­ titŠt und mit ihren Anliegen wiederzufinden.


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Unser Eigeninteresse an der gemeinsamen Rundfunkinfrastruktur ARD ist um­ fassender. Denn sie ist die Grundlage unseres privaten und wirtschaftlichen Wohlergehens. Und zwar sowohl dann, wenn wir selbst vom freien Zugang zum gemeinsamen Programm Gebrauch machen, als auch dann, wenn wir das nicht tun und stattdessen ânurÕ von der sozialen, demokratischen und wirt­ schaftlichen StabilitŠt profitieren, die die ARD sichert.

Die Rundfunkbeteiligung ist gelebte Eigenverantwortung fŸr die deutsche Kultur, Wirtschaft und Demokratie als Grundlage unseres individuellen Wohl­ ergehens. Nur in einem Land mit einer stabilen gemeinsamen Rundfunkinfra­ struktur kann man frei und erfolgreiche leben und seinen GeschŠften nachge­ hen.


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... Je­der, der das Programm nutzen will, hat gleicherma§en freien Zugang Ð zu soli­der Information und demokratische, freier Berichterstattung Ÿber Politik und Wirtschaft in Deutschland und auf der Welt bis hin zu bildender und menschli­cher, lebensnaher Unterhaltung. ... Bei der ARD hat der BŸrger seine eigenen, unabhŠngi­ gen Beobachter, die geschŸtzt vor dem Zugriff durch die Wirtschaft oder durch einzelne politische Akteure oder Gruppen fŸr ihn arbeiten. Nur wer auf diese Weise informiert ist, kann als selbststŠndiger und selbstbestimmter BŸr­ ger demokratisch mitgestalten;


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... Die Eltern, die, seit sie denken kšnnen, jeden Abend die Tagesschau sehen und am Samstagnachmittag gerne einmal bei einer Dokumentation einschalten, die ihnen Land und Leute und die Welt nŠher bringt Ð mal spannend, mal kritisch, mal nachdenklich stimmend, und immer empathisch und fair, und mit einem wohlwollenden Blick auf den Menschen und die Welt. Die Eltern, die wie wir alle, in der ARD Sendungen finden, die lebensnah informieren und unterhalten Ð die einfach nah am echten, bodenstŠndigen und regional typischem Leben sind. Sendungen aber auch, die einem den Blick auf die Welt šffnen, auf ande­ re Kulturen und Landschaften Ð die uns als deutsche BŸrger mit Bild und Ton anbinden an unsere europŠischen NachbarlŠnder und die Welt. ... [dass man] freien Zugang hat zur Welt und gerade auch zum eigenen Land, zur eigenen Kultur, zu dem, was Deutschland macht und aus­macht, auch in seiner Vielfalt ...


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... Denn wir stiften sozialen Frieden und VerstŠndigung durch das gemeinsame Rundfunkprogramm, das menschliches Wohlwollen, Freude an der Unter­ schiedlichkeit der Menschen und faires Miteinander in den Mittelpunkt stellt.

Wir sichern demokratische Transparenz, Kontrolle und Freiheit jenseits des In­ formationschaos des Internet und mancher Kommerzmedien, indem wir Politik und Wirtschaft als unabhŠngige Beobachter auf die Finger schauen.

Wir sorgen fŸr einen medialen Spiegel unserer Kultur und Gemeinschaft, der uns im heutigen Miteinander verbindet und der uns selbst und einander besser verstehen lŠsst und den sozialen Zusammenhalt stŠrkt. Wir sorgen fŸr ein sorg­ sames GedŠchtnis unserer Kultur und Geschichte und schaffen damit eine Verbindungen Ÿber Generationen hinweg und eine wichtige Anbindung neuer Generationen an die Kultur und Geschichte unserer Vorfahren Ð unserer Ur­ gro§eltern, Gro§eltern und Eltern.


Seite 39

Wir sichern und fšrdern die deutsche Film­ und Kulturwirtschaft, die untrenn­ bar an den gemeinsamen Rundfunk angebunden ist und Hand in Hand mit ihm floriert und wŠchst.


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Sich am guten gemeinsamen Rundfunk ARD als BŸrger zu beteiligen, ist ein Akt der FŸrsorge fŸr sich selbst, ist gelebte Verantwortung fŸr das eigene Wohlergehen Ð das sich auch aus dem Wohlergehen seiner Kinder, seiner Fami­ lie und Freunde und seiner Gesellschaft speist sowie aus der Gewissheit, Teil einer Gemeinschaft zu sein, das die BefŠhigung und den Schutz der MitbŸrger und aller Menschen in gleicher Weise ernst nimmt und fŸr alle Sorge trŠgt.


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Wo immer es die Kraft und Ressourcen des Einzelnen Ÿbersteigt, wichtige Aspekte des eigenen privaten und wirtschaftlichen Wohl­ergehens alleine zu organisieren, da organisieren wir uns eben gemeinsam. Wir sorgen gemeinsam fŸr die Strukturen, die uns schŸtzen und befŠhigen Ð ob in Form von Gerichten, der Polizei, Stra§en und BrŸcken, der Gesundheitsver­sorgung, der Schulbildung oder eben einer stabilen medialen Infrastruktur.


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Der gemeinsame Rundfunk ARD gibt uns die Freiheit, uns weitflŠchig vollkom­ men selbstbestimmt und mŸndig zu bewegen Ð abseits von Barrieren und ver­ schlossenen TŸren der Kommerzmedien, jenseits vom Zugriff auf unsere Daten durch Internetriesen, abseits des Eingriffs in unser Denken durch werbedurch­ zogene Formate und wirtschaftlich oder politisch abhŠngige Redaktionen mit minimierter Rechenschaftspflicht und jenseits verrohender, gewalttŠtiger und menschenentwŸrdigender Formate, die Kommerzmedien ungehemmt in unse­re Kinderzimmer verkaufen. Durch den gemeinsamen Rundfunk ARD schŸtzen und befŠhigen wir uns in eben diesem Sinne Ð und sind damit unabhŠngig, selbstbestimmt und frei.


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Der Rundfunk der BŸrger ist nicht nur gemeinsam finanziert, sondern auch in besonderem Ma§e demokratisch Ð was sich etwa in der fšderalen Struktur der ARD und der Besetzung von Gremien durch unterschiedliche Vertreter der Ge­ sellschaft und demokratisch ernannte Volksvertreter spiegelt.

Diese demokratische Kontrolle ist unabdingbar fŸr die politische UnabhŠngig­ keit im Programm des gemeinsamen Rundfunks ARD. Wer die demokratisch kontrollierte Rundfunkinfrastruktur beschneiden oder abschmelzen will, ge­ fŠhrdet damit unmittelbar unsere demokratische PluralitŠt und Freiheit. Er hat also nicht den Schutz der Demokratie im Blick und macht uns BŸrger mit jedem Schritt weg von einem demokratisch kontrollierten Rundfunk verwundbarer durch ideologische Einseitigkeit und Verzerrung, durch Befangenheit und Un­ sachlichkeit in der Berichterstattung Ÿber unsere Politik, unser Land und die Welt.


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Die Beteiligung am gemeinsamen, freien Rundfunk ARD ist in erster Linie ein Akt der EigenfŸrsorge, denn er ist Grundlage des freien politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens und Schaffens. Es ist die Beteiligung alle BŸrger am Rundfunk ARD, die es jedem ermšglicht, sich effektiv vor den Zugriffen und †bergriffen ebenso wie vor der VernachlŠssigung durch profitwirtschaftliche oder demokratieferne Medien zu schŸtzen. Der gemeinsame Rundfunk ARD schŸtzt und befŠhigt seine Beitragenden in eben diesem Sinne.


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Wir halten instand, was unser Land an medialer Infrastruktur ARD aufgebaut hat. Wir halten damit auch die Leistung und den Weitblick unserer Gro§eltern in Ehren. Wir werden den WŸn­schen unserer Eltern nach einer freien, demokratischen, selbstbestimmten und menschlichen Gemeinschaft gerecht Ð und erhalten die dazu notwendige Rundfunkinfrastruktur ARD fŸr unsere Kinder und Enkelkinder.


Seite 62

Er kehrt gedanklich die Tatsache unter den Teppich, dass vermeintliche Beitragsverweigerer direkt entgegen einer verbindlichen, demokratischen Vereinbarung handeln, die wir gesetzlich verankert haben, und an die wir anderen uns halten. Der lapidare Umgang mit den Gesetzen, die die Gemeinschaft sich gegeben hat, ist hšchst alarmierend.


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Version: 12.3.2019

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